Von Ralf Keuper
Die Geneh­mi­gung eines Patents, das face­book bereits Ende 2012 bean­tragt hat, sorgt in den Redak­ti­ons­stu­ben für Ver­wir­rung und lässt die Spe­ku­la­tio­nen ins Kraut schie­ßen. Die auf die­sem Patent beru­hen­de Tech­no­lo­gie bzw. der Algo­rith­mus soll es ermög­li­chen, die Kre­dit­wür­dig­keit eines Kun­den anhand sei­nes sozia­len Umfelds auf face­book zu beur­tei­len. Die Welt und der unab­hän­gi­ge IT-und Tech-Kanal gul­li fol­gern dar­aus gleich, dass Ban­ken face­book Freun­de als Ent­schei­dungs­grund­la­ge für Kre­di­te nut­zen wol­len, obwohl kei­ne Bank erwähnt wird, die als Beleg für die­se Behaup­tung die­nen könnte. 
Fir­men, die im Big Data Scoring tätig sind, wie Kre­di­te­ch, affirm und Big Data Scoring ver­wen­den schon seit lan­gem Infor­ma­tio­nen aus den sozia­len Netz­wer­ken, um die Kre­dit­wür­dig­keit eines Kun­den bes­ser ein­schät­zen zu kön­nen. Dane­ben grei­fen sie aber auch noch auf eine Viel­zahl ande­rer Merk­ma­le zurück, d.h. die Infor­ma­tio­nen aus sozia­len Netz­wer­ken wie face­book sind nur eine Quel­le. Inso­fern ist das “kal­ter Kaf­fee”. Weder Kre­di­te­ch noch affirm noch Big Data Scoring sind in Deutsch­land aktiv. 
In Deutsch­land wird das The­ma Big Data Scoring kon­tro­vers dis­ku­tiert, jedoch mit einer deut­li­chen Ten­denz hin zur Skep­sis. In den Bei­trä­gen Daten­sou­ve­rä­ni­tät und Big Data Scoring: Wie passt das zusam­men? und Daten­fair­ness: Chan­cen durch Big Data und die Fra­ge des Pri­vat­sphä­ren­schut­zes bin ich näher dar­auf eingegangen. 
Neben­bei: face­book ver­fügt auf Basis sei­ner Daten noch über ganz ande­re Mög­lich­kei­ten, die Kre­dit­wür­dig­keit der Nut­zer zu beur­tei­len. Das per­sön­li­che Umfeld ist da nur eine Varia­ble. face­book nimmt bei der Daten­ana­ly­se auch die Hil­fe ande­rer Unter­neh­men in Anspruch, wie Data­lo­gix, das im ver­gan­gen Jahr für 1,5 Mrd. Dol­lar von Ora­cle gekauft wurde. 
Ein Unter­neh­men, des­sen Diens­te von eini­gen ame­ri­ka­ni­schen Ban­ken für ihr Mar­ke­ting genutzt wer­den und das dabei auf ein Daten­vo­lu­men zurück­grei­fen kann, das selbst face­book noch zum Stau­nen bringt, ist das weit­ge­hend unbe­kann­te Daten­sam­mel-Unter­neh­men Acxi­om
Die ZEIT schrieb dazu vor zwei Jahren: 

Acxi­om besitzt Daten über rund 300 Mil­lio­nen US-Bür­ger, also über fast alle. Nur weni­ge sind den Daten­samm­lern ent­gan­gen. Im Schnitt ver­fügt die Fir­ma nach eige­nen Anga­ben über 1.500 Daten­punk­te zu jeder Person

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert