Von Ralf Keuper
In dem Beitrag Alternative Lenders Have a Ways to Go to Ensure ‘Revolution’ nennt Kenneth A. Posner einige Gründe, weshalb P2P-Lender wie LendingClub keine ernsthafte Bedrohung für die Banken sind.
Technologie, so Posner, sei zwar nützlich, aber keinesfalls ausreichend, um im Kreditgeschäft rentabel arbeiten zu können. Die Banken verfügen nicht nur über eine hohe Expertise im (Kredit-) Risikomanagement, sondern auch über große Erfahrungen im Umgang mit regulatorischen Bestimmungen, wie überhaupt mit juristischen Fragen. Zudem seien die Banken über ihr Aktiv-Passivmanagement in der Lage, Turbulenzen im Kreditmarkt besser auszugleichen, als P2P-Lender. Ebenso dürfte es für die P2P-Lender äußerst schwierig werden, eine den Banken vergleichbare Reichweite zu erzielen.
Der für Außenstehende unsichtbare Koordinationsaufwand im Finanzierungsgeschäft sei nicht zu unterschätzen, weshalb es nach Ansicht von Posner auch weiterhin der Banken als Finanzintermediäre bedarf, ganz unabhängig davon, wie sich die Technologie entwickelt.
Keine Frage: Die Argumentation hat etwas für sich. Der Aufwand im Risikomanagement, im Bereich Compliance und in der Gesamtbanksteuerung wird in der Tat gerne ausgeblendet. Auf Basis des derzeit bestehenden Finanzsystems führt an dieser Stelle (noch) kein Weg an einem klassischen Finanzintermediär vorbei, obwohl man daran angesichts der Finanzkrise einige Zweifel haben kann und darf.
Ob digitale Währungen hier zu einem grundlegenden Wandel führen können, bleibt abzuwarten.
In die Betrachtung mit einbezogen werden sollten auch die großen Internetkonzerne wie Amazon, Alibaba und PayPal, die bereits in der Konsum- und KMU-Finanzierung aktiv sind.
Stand heute ist für mich vorstellbar, dass die Banken im Back Office weiterhin eine wichtige Rolle spielen werden, wohingegen ihre Relevanz im Middle und vor allem Front Office abnimmt.
Weitere Informationen:
Digitalisierung: Keine Gefahr für große Banken? #1
Die Bank als digitale Plattform – Versuch einer Begriffsklärung