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Die Bay­ern­LB redu­ziert ihre Risi­ko­vor­sor­ge um ein Drit­tel – mit­ten in einer Wirt­schafts­kri­se und trotz alar­mie­ren­der Stress­test-Ergeb­nis­se. Ein hoch­ris­kan­tes Spiel mit der Zeit oder Aus­druck eines Risi­ko­ma­nage­ments mit dem Hang zur Schönfärberei?


Es gibt Momen­te in der Finanz­welt, die Kopf­schüt­teln aus­lö­sen. Die jüngs­ten Halb­jah­res­er­geb­nis­se der Bay­ern­LB gehö­ren ein­deu­tig dazu. Wäh­rend Deutsch­land wirt­schaft­lich schwä­chelt, die Insol­venz­zah­len stei­gen und die jüngs­ten Stress­tests die dün­ne Kapi­tal­ba­sis der Lan­des­ban­ken scho­nungs­los offen­ge­legt haben, prä­sen­tiert die baye­ri­sche Staats­bank eine bemer­kens­wer­te Rech­nung: Die Risi­ko­vor­sor­ge sinkt von 154 auf 100 Mil­lio­nen Euro. Ein Drit­tel weni­ger Vor­sicht in Zei­ten, die eigent­lich nach mehr Umsicht schrei­en[1]Bay­ern­LB-Vor­sor­ge ver­schiebt sich von Immo­bi­li­en zu Fir­men.

Die Kunst der selek­ti­ven Wahrnehmung

Die Bank begrün­det die­sen Schritt mit “ver­bes­ser­ten Pro­gno­sen im Immo­bi­li­en­sek­tor” und ver­weist auf eine gesun­ke­ne Quo­te not­lei­den­der Kre­di­te. Tat­säch­lich ist die Risi­ko­vor­sor­ge für Immo­bi­li­en von 119 auf 26 Mil­lio­nen Euro geschrumpft – ein Rück­gang um fast 80 Pro­zent. Gleich­zei­tig steigt die Vor­sor­ge im Fir­men­kun­den­ge­schäft, wo “Ein­zel­fäl­le im Mobi­li­täts-Port­fo­lio” und die Trans­for­ma­ti­on der Auto­mo­bil­in­dus­trie für Unru­he sorgen.

Die­se seg­men­tier­te Betrach­tung mag buch­hal­te­risch kor­rekt sein, ver­schlei­ert aber das Gesamt­bild: Die deut­sche Wirt­schaft befin­det sich in einer struk­tu­rel­len Kri­se, vor allem in Bay­ern, die alle Sek­to­ren erfas­sen wird[2]Lan­des­ban­ken in der (Dauer-)Krise: Zwi­schen Tra­di­ti­on und Trans­for­ma­ti­on[3]Horst Ott, der Lan­des­vor­sit­zen­de der IG Metall Bay­ern, befürch­tet einen mas­si­ven Job­ver­lust in der Auto­in­dus­trie. Wenn selbst die Auto­mo­bil­in­dus­trie und der Maschi­nen­bau – tra­di­tio­nell Deutsch­lands wirt­schaft­li­ches Rück­grat – ins Strau­cheln gera­ten, ist es naiv zu glau­ben, der Immo­bi­li­en­sek­tor blei­be davon unberührt.

Stress­test-Ergeb­nis­se: Schön­fär­be­rei statt Realismus

Beson­ders frag­wür­dig wird die Stra­te­gie der Bay­ern­LB vor dem Hin­ter­grund der jüngs­ten EU-Stress­tests. Wäh­rend die Bank von “soli­den Ergeb­nis­sen” spricht, zeich­nen die Zah­len ein ande­res Bild[4]EBA-Stress­test: Kapi­tal­quo­ten deut­scher Lan­des­ban­ken sin­ken teils dras­tisch – Bafin sieht den­noch Sta­bi­li­tät. Mit einer CET1-Quo­te von nur 11,6 Pro­zent (ful­ly loa­ded) im Stress­sze­na­rio 2027 bewegt sich die Bank gefähr­lich nah an den auf­sichts­recht­li­chen Min­dest­an­for­de­run­gen. Die Levera­ge Ratio von 4,1 Pro­zent ist alles ande­re als kom­for­ta­bel – sie ist ein Warnsignal.

Noch pro­ble­ma­ti­scher ist die Tat­sa­che, dass die Stress­tests kein ech­tes Extrem­sze­na­rio simu­lier­ten. Ein wei­te­rer Absturz der deut­schen Wirt­schaft, wie er sich ange­sichts der struk­tu­rel­len Pro­ble­me abzeich­net, wur­de nicht durch­ge­spielt. Die Tests…