Von Ralf Keuper

Vor weni­gen Wochen sag­te mir der Mit­ar­bei­ter einer Regio­nal­bank, dass es für sein Haus kaum noch mög­lich sei, Aus­zu­bil­den­de zu gewin­nen. Das Image des Bank­kauf­manns habe – im Gegen­satz zu der Zeit, als er die Aus­bil­dung mach­te – stark gelit­ten. Mit die­ser Ein­schät­zung steht er nicht allei­ne. In den 1980er Jah­ren, als der Ver­fas­ser sei­ne Aus­bil­dung zum Bank­kauf­mann absol­vier­te, waren Aus­bil­dungs­stel­len zum Bank­kauf­mann, zur Bank­kauf­frau heiß begehrt. Hät­te damals jemand die Pro­gno­se gewagt, dass Ban­ker aus­ster­ben, die Dresd­ner Bank ver­schwin­den und die Deut­sche Bank einen Absturz son­der­glei­chen erle­ben wür­de; man hät­te an der Zurech­nungs­fä­hig­keit die­ser Per­son gezwei­felt. Fakt ist: Der Bank­kauf­mann ist ein Aus­lauf­mo­dell[1]Der klas­si­sche Bank­kauf­mann: Ein Aus­lauf­mo­dell.

Sub­sti­tu­ie­rungs­po­ten­zi­al bei bis zu 90 Prozent 

Schon jetzt, so das Ergeb­nis einer Stu­die des Insti­tuts für Arbeits­markt- und Berufs­for­schung, beträgt das Sub­sti­tu­ie­rungs­po­ten­zi­al in der Finanz­bra­che nahe­zu 90 Pro­zent[2]88% Sub­sti­tu­ie­rungs­po­ten­zi­al in der Finanz­bran­che?. Der Geschäfts­part­ner von War­ren Buf­fett, Char­lie Mun­ger, ist der Ansicht, dass der Ban­ken­sek­tor um 80 schrump­fen sollte.

Das wirft die Fra­ge nach der Sinn­haf­tig­keit eines Berufs auf, der – prin­zi­pi­ell – fast voll­stän­dig auto­ma­ti­siert wer­den kann. Könn­te es sein, dass Ban­ker ein typi­scher Bull­shit-Job gewor­den ist?

Ban­ker – ein Beruf ohne erkenn­ba­ren Sinn 

Den Begriff “Bull­shit-Job” stammt von David Grae­ber. In sei­nem Buch Bull­shit Jobs – vom wah­ren Sinn der Arbeit gibt David Grae­ber fol­gen­de Defini…