Von Ralf Keuper

Die Ban­ken­bran­che befin­det sich der­zeit in einem Wand­lungs­pro­zess, den man durch­aus als epo­chal bezeich­nen kann. Der Ein­druck ver­stärkt sich, dass das gol­de­ne Zeit­al­ter der Ban­ken zu Ende geht; ihre fast schon gott­ge­ge­be­ne Vor­macht­stel­lung schwin­det zuse­hends dahin. Damit deu­tet sich ein geschicht­li­cher Pro­zess an, des­sen Par­al­le­le u.a. im Jahr 1918 zu fin­den ist, als der dama­li­ge Kai­ser Wil­helm II zur Abdan­kung gezwun­gen wur­de, wie Lothar Macht­an in sei­nem Buch Kai­ser­sturz. Vom Schei­tern im Her­zen der Macht schildert.

Noch weit bis in das Jahr 1918 hin­ein galt die Hohen­zol­lern-Dynas­tie als ewi­ge Insti­tu­ti­on. Der Kai­ser, mehr noch die Kai­se­rin, waren der fes­ten Über­zeu­gung, dass ihr Regie­rungs­auf­trag von Gott selbst stamm­te. Die Mög­lich­keit einer Regie­rung, die vom Volk gewählt wur­de, wobei jede Stim­me das glei­che Gewicht hat­te, lag weit außer­halb des Vor­stel­lungs­ver­mö­gens des Kai­sers wie auch sei­nes Hofes. Selbst zu dem Zeit­punkt, als sich die mili­tä­ri­sche Nie­der­la­ge für jeden “Nor­mal­bür­ger” deut­lich abzu­zeich­nen begann und die Beliebt­heits­wer­te des Kai­sers auf einem abso­lu­ten Tief­punkt ange­langt waren, glaub­ten der Kai­ser und sei­ne Entou­ra­ge noch immer an einen “Sieg­frie­den”. Der Kai­ser spiel­te sogar mit dem Gedan­ken, an der Spit­ze der Armee in Ber­lin ein­zu­mar­schie­ren und die “Unru­he­stif­ter” um Karl Lieb­knecht in die Schran­ken zu ver­wei­sen. Zu dem Zeit­punkt war die Armee jedoch weder wil­lens noch in der Lage, mit ihrem obers­ten Befehls­ha­ber in den Kampf zu zie­hen. Die direk­te Umge­bung des Kai­sers war von dem Gebre­chen geplagt, das spä…