Von Ralf Keuper
Das hat mich dann doch ein wenig über­rascht: In sei­nem Buch Die Geschich­te der inter­na­tio­na­len Finanz­zen­tren 1780 – 2005 bringt Yous­sef Cas­sis eine Auf­stel­lung der größ­ten Ban­ken der Welt (Gesamt­ak­ti­va in Pfund Ster­ling) im Jahr 1913. 
Hier die Plät­ze 1- 10
  1. Cré­dit Lyonnais
  2. Deut­sche Bank
  3. Mid­land Bank
  4. Lloyds Bank
  5. West­mins­ter Bank
  6. Socié­té Générale 
  7. Comp­toir Natio­nal d’Es­comp­te de Paris
  8. Natio­nal Pro­vin­cial Bank
  9. Dresd­ner Bank
  10. Socié­té Géné­ra­le de Belgique
Als wei­te­re bekann­te Adres­sen der dama­li­gen Top 20 sind Bar­clays (Platz 11) und die Dis­con­to Gesell­schaft (Platz 12) erwäh­nens­wert. Die ame­ri­ka­ni­schen Ban­ken spiel­ten zu dem Zeit­punkt noch kei­ne nen­nens­wer­te Rol­le, eben­so wie die japa­ni­schen und chinesischen. 
Vie­le Ban­ken, die schon 1913 zur Spit­ze zähl­ten, spie­len auch heu­te noch in der ers­ten Liga. Wenn eine Bank aus dem Markt aus­schied, dann wur­de sie von einer ande­ren der gro­ßen Ban­ken über­nom­men, wie die Dis­con­to Gesell­schaft von der Deut­schen Bank oder die Danat, einst eine der größ­te Ban­ken Deutsch­lands, durch die Dresd­ner Bank. In Frank­reich wur­de die einst größ­te Bank des Lan­des und für eini­ge Zeit sogar der Welt, Cré­dit Lyon­nais, im Jahr 2003 von der Cré­dit Agri­co­le übernommen.
Man blieb unter sich. Neue Ban­ken, die eine her­aus­ra­gen­de Rol­le auf dem inter­na­tio­na­len Par­kett über­nom­men haben, waren kaum zu beob­ach­ten. Eini­ge der nach dem 2. Welt­krieg in Deutsch­land gegrün­de­ten Lan­des­ban­ken, wie die WestLB, gehör­ten eini­ge Zeit, gemes­sen an der Bilanz­sum­me,  zu den größ­ten Ban­ken Euro­pas. Der Rest der Geschich­te dürf­te bekannt sein.
Im Zuge der Finanz­kri­se wur­den ins Strau­cheln gera­te­ne Bank­häu­ser von ande­ren Insti­tu­ten über­nom­men. Eine Aus­nah­me war Leh­man. In Deutsch­land durf­te bzw. muss­te die Com­merz­bank die Dresd­ner Bank von der Alli­anz übernehmen. 
Aber auch hier gilt: Eine neue Bank von inter­na­tio­na­lem Rang ist seit­dem nicht ent­stan­den. Dafür ist die Zeit­span­ne wohl auch noch zu kurz. 
In Chi­na wird Ali­baba von der Regie­rung und den eta­blier­ten Ban­ken mit Argus­au­gen betrach­tet. In den USA machen Goog­le, Ama­zon, Apple, Pay­pal & Co. nur zag­haf­te Ver­su­che, sich dem Kern­ge­schäft der Ban­ken zu nähern. Neue Anbie­ter von Finanz­dienst­leis­tun­gen, wie Len­ding Club, beschrän­ken sich auf bestimm­te Seg­men­te, für die kei­ne Voll­bank-Lizenz benö­tigt wird. 
Die Ver­zah­nung der gro­ßen Ban­ken mit der Wirt­schaft und der Poli­tik ist – nicht nur in Deutsch­land – nach wie vor sehr eng, auch wenn die Deutsch­land AG in ihrer alten Form nicht mehr existiert. 
Die ande­ren Säu­len des deut­schen Ban­ken­sys­tems, die Spar­kas­sen und Volks­ban­ken, sind eben­falls fest in die Wirt­schafts­struk­tur und die poli­ti­sche Land­schaft inte­griert, wenn auch auf einer ande­ren Ebene. 
Fast alle der genann­ten Ban­ken bzw. Ban­ken­grup­pen sind auf dem Höhe­punkt der indus­tri­el­len Revo­lu­ti­on, gegen Ende des 19. Jahr­hun­derts, ent­stan­den. Bis heu­te scheint der Wirt­schafts­stil aus jener Zeit weit­ge­hend mit dem Bank­stil zu korrespondieren. 
Die Digi­ta­le Öko­no­mie stellt zum ers­ten Mal seit lan­gem eine erns­te Bedro­hung für die Macht­ba­lan­ce im Ban­king dar. Bis­her kam die größ­te Bedro­hung für die Ban­ken aus ihrem eige­nen Risi­ko­ma­nage­ment und/​oder exter­nen Krisen. 
Wie der Blick in die Ver­gan­gen­heit zeigt, soll­te man die Lang­le­big­keit der Ban­ken nicht unterschätzen. 
Unan­greif­bar und für die Ewig­keit gebaut sind aber auch sie ganz gewiss nicht. 
Aller­dings ist das Timing wich­tig. Das den­ken sich wohl auch Goog­le, Ama­zon & Co. 

Sie kon­zen­trie­ren sich auf den “nächst­mög­li­chen Schritt” (Stuart Kauff­man)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert