Der Antrag, den Pay­Pal bei der Utah Depart­ment of Finan­cial Insti­tu­ti­ons und der FDIC ein­ge­reicht hat, liest sich auf den ers­ten Blick wie eine regu­la­to­ri­sche Fuß­no­te: die Grün­dung einer Indus­tri­al Loan Com­pa­ny unter dem Namen „Pay­Pal Bank”[1]Pay­Pal appli­es for US ban­king licence. Tat­säch­lich mar­kiert er einen stra­te­gi­schen Wen­de­punkt, der über das Unter­neh­men hin­aus Signal­wir­kung für die gesam­te Platt­form­öko­no­mie ent­fal­ten dürf­te.


Pay­Pal bewegt sich damit weg vom Geschäfts­mo­dell der rei­nen Zah­lungs­ab­wick­lung hin zu einem ver­ti­kal inte­grier­ten Finanz­dienst­leis­ter mit eige­ner Bilanz, eige­nem Fun­ding und direk­ter Anbin­dung an die Kar­ten­netz­wer­ke. Was abs­trakt klingt, hat einen kon­kre­ten betriebs­wirt­schaft­li­chen Kern: Das Unter­neh­men hat in den ver­gan­ge­nen Jah­ren rund 30 Mil­li­ar­den US-Dol­lar an Kre­di­ten und Working Capi­tal an klei­ne und mitt­le­re Unter­neh­men ver­ge­ben – aller­dings stets in Abhän­gig­keit von Part­ner­ban­ken, die als regu­la­to­ri­sche Hül­le fun­gier­ten und dafür ent­spre­chen­de Mar­gen ein­be­hiel­ten. Eine eige­ne Bank­li­zenz wür­de die­se Mar­ge zurück in den Kon­zern holen und zugleich die Steue­rungs­fä­hig­keit über das Kre­dit­port­fo­lio erhöhen.

Das gewähl­te Vehi­kel ist dabei kein Zufall. Das ILC-Modell, wie es Utah seit Jahr­zehn­ten ermög­licht, erlaubt Unter­neh­men außer­halb des klas­si­schen Ban­ken­sek­tors den Betrieb einer FDIC-ver­si­cher­ten Bank, ohne sich den Anfor­de­run­gen eines voll­stän­di­gen Bank-Hol­ding-Kon­zerns unter­wer­fen zu müs­sen. Für Tech­no­lo­gie­un­ter­neh­men und Indus­trie­kon­zer­ne ist die­se Kon­struk­ti­on attrak­tiv, weil sie den his­to­risch gewach­se­nen Trenn­zaun zwi­schen Ban­king und Com­mer­ce zumin­dest teil­wei­se umgeht. Genau dar­in liegt jedoch auch die poli­ti­sche Bri­sanz des Antrags. Die Ban­ken­lob­by und Tei­le der Auf­sichts­be­hör­den betrach­ten das ILC-Fens­ter seit jeher mit Arg­wohn; Wider­stand gegen eine Geneh­mi­gung ist ent­spre­chend wahrscheinlich.

Stra­te­gisch wirkt der Schritt den­noch fast über­fäl­lig. Die ver­gan­ge­nen Jah­re haben gezeigt, wie ver­wund­bar Fin­tech-Model­le sind, die nur als regu­la­to­ri­scher Auf­satz auf bestehen­den Ban­ken ope­rie­ren. Die Zins­wen­de hat schmerz­haft ver­deut­licht, was feh­len­de Bilanz­fle­xi­bi­li­tät und Abhän­gig­keit von Dritt-Fun­ding in …

Refe­ren­ces