Die geplan­te Fusi­on der VR Bank Rhein­AhrEi­fel mit der PSD Bank Koblenz wird als stra­te­gi­scher Zusam­men­schluss ver­kauft. Tat­säch­lich han­delt es sich um eine klas­si­sche Not­fu­si­on: Die PSD Bank steht unter ver­schärf­ter BaFin-Auf­sicht, kämpft mit struk­tu­rel­len Ertrags­pro­ble­men und ist im aktu­el­len Markt­um­feld nicht über­le­bens­fä­hig. Die Fusi­on mar­kiert zugleich einen wei­te­ren Schritt in der schlei­chen­den Auf­lö­sung des PSD-Ban­ken­ver­bunds und offen­bart die grund­le­gen­den Struk­tur­pro­ble­me deut­scher Regionalbanken.


Die für 2026 geplan­te Ver­schmel­zung der VR Bank Rhein­AhrEi­fel eG mit der PSD Bank Koblenz eG wird in den offi­zi­el­len Ver­laut­ba­run­gen als zukunfts­ori­en­tier­ter Zusam­men­schluss dar­ge­stellt, der Ska­len­ef­fek­te rea­li­sie­ren und die digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on vor­an­trei­ben soll[1]VR Bank Rhein­AhrEi­fel eG und PSD Bank Koblenz eG pla­nen gemein­sa­me Zukunft. Die­se Dar­stel­lung ver­schlei­ert jedoch den eigent­li­chen Cha­rak­ter der Trans­ak­ti­on: Es han­delt sich um eine Not­fu­si­on, bei der ein kri­sen­ge­schüt­tel­tes Insti­tut in eine sta­bi­le­re Struk­tur inte­griert wer­den muss, um des­sen Zusam­men­bruch zu verhindern.

Die PSD Bank Koblenz befin­det sich seit gerau­mer Zeit unter ver­schärf­ter Auf­sicht der Bun­des­an­stalt für Finanz­dienst­leis­tungs­auf­sicht[2]PSD Bank Koblenz unter ver­schärf­ter Auf­sicht: Struk­tur­pro­ble­me im deut­schen Regio­nal­ban­ken-Sek­tor. Die Bank kämpft mit struk­tu­rel­len Ertrags­pro­ble­men, ope­ra­ti­ven Ver­lus­ten und einer zu gerin­gen Grö­ßen­ord­nung, die sie den regu­la­to­ri­schen Anfor­de­run­gen und dem Mar­gen­druck im deut­schen Ban­ken­markt schutz­los aus­setzt. Die erhöh­ten Eigen­ka­pi­tal­an­for­de­run­gen der BaFin signa­li­sie­ren die Ernst­haf­tig­keit der Situa­ti­on. Die PSD Bank Koblenz ist in ihrer jet­zi­gen Form nicht über­le­bens­fä­hig und benö­tigt die Auf­nah­me in eine grö­ße­re Insti­tu­ti­on, um regu­la­to­ri­sche Min­dest­stan­dards erfül­len zu können.

Die VR Bank Rhein­AhrEi­fel über­nimmt damit fak­tisch ein Insti­tut in Schief­la­ge. Das fusio­nier­te Insti­tut wird mit einer Bilanz­sum­me von rund 7,6 Mil­li­ar­den Euro und über tau­send Mit­ar­bei­tern zwar zur obe­ren Liga der Volks­ban­ken im west­deut­schen Raum gehö­ren, doch Grö­ße bedeu­tet im Ban­ken­sek­tor nicht auto­ma­tisch Effi­zi­enz oder Sta­bi­li­tät. Die Annah­me, dass Ska­len­ef­fek­te die struk­tu­rel­len Pro­ble­me der PSD Bank Koblenz kom­pen­sie­ren wer­den, ist opti­mis­tisch. Fusio­nen aus Not­la­gen ber­gen erheb­li­che Inte­gra­ti­ons­ri­si­ken: unter­schied­li­che IT-Sys­te­me müs­sen zusam­men­ge­führt, diver­gie­ren­de Unter­neh­mens­kul­tu­ren har­mo­ni­siert und ope­ra­ti­ve Pro­zes­se stan­dar­di­siert wer­den. Die­se Kon­so­li­die­rungs­pro­zes­se sind kos­ten­in­ten­siv, dau­ern erfah­rungs­ge­mäß Jah­re und schei­tern in nicht uner­heb­li­chem Maße.

Beson­ders auf­schluss­reich ist die Zusa­ge, es wer­de kei­ne betriebs­be­ding­ten Kün­di­gun­gen geben. Sol­che Ver­spre­chen gehö­ren zum Stan­dard­re­per­toire von Fusi­ons­kom­mu­ni­ka­ti­on, ihre Halb­werts­zeit ist jedoch begrenzt. Die Behaup­tung, der demo­gra­fi­sche Wan­del wer­de die not­wen­di­gen Per­so­nal­an­pas­sun­gen durch natür­li­che Fluk­tua­ti­on ermög­li­chen, igno­riert die Rea­li­tät ähn­li­cher Fäl­le. Wenn die erhoff­ten Syn­er­gien tat­säch­lich rea­li­siert wer­den sol­len, sind Dop­pel­struk­tu­ren abzu­bau­en und red­un­dan­te Funk­tio­nen zu eli­mi­nie­ren. Die Erfah­rung ver­gleich­ba­rer Fusio­nen zeigt, dass Per­so­nal­an­pas­sun­gen sich mit­tel­fris­tig nicht ver­mei­den las­sen, auch wenn sie euphe­mis­tisch als Restruk­tu­rie­rung oder Stand­ort­op­ti­mie­rung bezeich­net werden.

Die Fusi­on hat dar­über hin­aus eine sym­bo­li­sche Dimen­si­on, die über den regio­na­len Ban­ken­markt hin­aus­weist: Sie mar­kiert einen wei­te­ren Schritt in der fort­schrei­ten­den Auf­lö­sung des PSD-Ban­ken­ver­bunds. Der Ver­bund ist mitt­ler­wei­le auf acht Insti­tu­te geschrumpft, die PSD Bank Koblenz ver­schwin­det als eigen­stän­di­ges Insti­tut und wird in die genos­sen­schaft­li­che Struk­tur der VR-Ban­ken inte­griert. Der PSD-Ban­ken­ver­bund, der einst als alter­na­ti­ve Ban­ken­struk­tur für Ange­stell­te und Beam­te kon­zi­piert wur­de, ver­liert sys­te­ma­tisch sei­ne insti­tu­tio­nel­le Sub­stanz. Jede Fusi­on schwächt den Ver­bund wei­ter und redu­ziert sei­ne regio­na­le Prä­senz. Die ver­blie­be­nen PSD-Ban­ken ste­hen vor der Fra­ge, ob der Ver­bund als eigen­stän­di­ge Orga­ni­sa­ti­ons­form noch eine Zukunft hat oder ob die Inte­gra­ti­on in grö­ße­re genos­sen­schaft­li­che oder spar­kas­sen­ähn­li­che Struk­tu­ren die ein­zi­ge rea­lis­ti­sche Per­spek­ti­ve darstellt.

Die Fusi­on VR Bank Rhein­AhrEi­fel und PSD Bank Koblenz ist somit sym­pto­ma­tisch für die struk­tu­rel­len Pro­ble­me des deut­schen Regio­nal­ban­ken­markts: Zu vie­le Insti­tu­te mit zu gerin­ger Grö­ße, unzu­rei­chen­der Ertrags­kraft und feh­len­den Res­sour­cen für die not­wen­di­ge digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on. Die Kon­so­li­die­rung ist nicht Aus­druck stra­te­gi­scher Stär­ke, son­dern Reak­ti­on auf insti­tu­tio­nel­les Schei­tern. Ob aus die­ser Not­fu­si­on tat­säch­lich ein nach­hal­tig sta­bi­le­res und wider­stands­fä­hi­ge­res Insti­tut ent­steht, wird sich in den kom­men­den Jah­ren zei­gen. Die bis­he­ri­gen Erfah­run­gen mit ver­gleich­ba­ren Zusam­men­schlüs­sen geben wenig Anlass zu Opti­mis­mus. Die eupho­ri­schen Ver­laut­ba­run­gen über Syn­er­gien, Zukunfts­fä­hig­keit und regio­na­le Stär­ke soll­ten nicht dar­über hin­weg­täu­schen, dass hier pri­mär ein Pro­blem ver­wal­tet wird, des­sen Lösung kei­nes­wegs gesi­chert ist.