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Die Deut­sche Aus­gleichs­bank (DtA) ist ein bemer­kens­wer­tes Bei­spiel dafür, wie sich eine Insti­tu­ti­on erfolg­reich neu erfin­den kann. Was 1950 als “Ver­trie­be­nen-Bank” zur Unter­stüt­zung von Kriegs­ge­schä­dig­ten und Ver­trie­be­nen begann, ent­wi­ckel­te sich über die Jahr­zehn­te zu einem zen­tra­len Akteur der deut­schen Mit­tel­stands- und Gründungsförderung.


Von der Nach­kriegs­hil­fe zur Wirtschaftsförderung

Die Bank wur­de im Mai 1950 auf Initia­ti­ve ehe­ma­li­ger Vor­stands­mit­glie­der ost­deut­scher Behör­den und Ban­ken sowie mit Unter­stüt­zung des Bun­des­ver­trie­be­nen­mi­nis­ters Hans Lukaschek gegrün­det. Ursprüng­lich als “Refi­nan­zie­rungs­in­sti­tut” kon­zi­piert, soll­te sie “wett­be­werbs­neu­tral arbei­ten” und die ört­li­chen Haus­ban­ken ergän­zen, nicht ersetzen.

Trotz anfäng­li­cher Wider­stän­de von eta­blier­ten Ban­ken und Beam­ten des Bun­des­fi­nanz­mi­nis­te­ri­ums, die an ihrer Lebens­fä­hig­keit zwei­fel­ten, konn­te sich die Insti­tu­ti­on erfolg­reich eta­blie­ren. Die ers­ten Mit­tel flos­sen haupt­säch­lich aus dem Mar­shall­plan, doch die ech­te Kon­so­li­die­rung begann 1952 mit der Ein­bin­dung in die Abwick­lung des Lastenausgleichs.

Wan­del und Expansion

1954 wur­de die Ein­rich­tung in eine Anstalt des öffent­li­chen Rechts umge­wan­delt und fir­mier­te als “Bank für Ver­trie­be­ne und Geschä­dig­te (Las­ten­aus­gleichs­bank)”. In den fol­gen­den Jah­ren erwei­ter­te sie kon­ti­nu­ier­lich ihre Akti­vi­tä­ten und wan­del­te sich von einem rei­nen Finan­zie­rungs­in­sti­tut zu einem kom­ple­xen Dienstleister.

Bereits seit Ende der 1950er Jah­re wei­te­te die Bank ihre Tätig­keit auf Berei­che jen­seits der ursprüng­li­chen Kli­en­tel aus. Zu ihren neu­en Auf­ga­ben­be­rei­chen zählten:

  • Mit­tel­stands­för­de­rung
  • Umwelt­schutz­pro­gram­me
  • Exis­tenz­grün­dungs­för­de­rung
  • Sozia­le Projekte
  • Stif­tungs­be­treu­ung

Beson­ders nach der Wie­der­ver­ei­ni­gung spiel­te die DtA eine wich­ti­ge Rol­le beim “Auf­bau einer selb­stän­di­gen Unter­neh­mer­schicht in den neu­en Ländern”.

Erfolg­rei­che Förderpraxis

Die Bank konn­te auf beein­dru­cken­de Erfol­ge ver­wei­sen. Bekann­te Unter­neh­men wie der Strumpf­her­stel­ler Kun­ert oder die Rot­käpp­chen Sekt­kel­le­rei gehör­ten zu den erfolg­reich geför­der­ten Betrie­ben. Die kon­ti­nu­ier­li­che Stei­ge­rung der Bilanz­sum­me und Mit­ar­bei­ter­zahl zeug­te von der wach­sen­den Bedeu­tung der Institution.

Inte­gra­ti­on in die KfW

Der Erfolg der Deut­schen Aus­gleichs­bank fand 2003 sein Ende in Form einer Inte­gra­ti­on in die Kre­dit­an­stalt für Wie­der­auf­bau (KfW). Damit ging eine über 50-jäh­ri­ge eigen­stän­di­ge Geschich­te zu Ende, in der sich die Bank von einer spe­zia­li­sier­ten Ein­rich­tung für Ver­trie­be­ne zu einem wich­ti­gen Akteur der deut­schen Wirt­schafts­för­de­rung ent­wi­ckelt hatte.

His­to­ri­sche Bedeutung

Die Geschich­te der DtA zeigt exem­pla­risch, wie eine Insti­tu­ti­on durch kon­ti­nu­ier­li­che Anpas­sung an ver­än­der­te gesell­schaft­li­che und wirt­schaft­li­che Bedürf­nis­se über­le­ben und gedei­hen kann. Sie ver­deut­licht auch die Kon­ti­nui­tät der deut­schen Mit­tel­stands­för­de­rung über ver­schie­de­ne Regie­rungs­kon­stel­la­tio­nen hin­weg – selbst sozi­al­de­mo­kra­tisch geführ­te Bun­des­re­gie­run­gen setz­ten die­se Poli­tik fort.

Heu­te leben die Erfah­run­gen und das Know-how der Deut­schen Aus­gleichs­bank in der KfW wei­ter und tra­gen dort zur För­de­rung von Exis­tenz­grün­dun­gen und Mit­tel­stand bei. Die Geschich­te der DtA bleibt damit ein wich­ti­ger Bau­stein in der Erfolgs­ge­schich­te der deut­schen Wirt­schafts­för­de­rung nach 1945.


Quel­len:

Wer­ner Büh­rer, Rezen­si­on zu: Stritt­mat­ter, Franz Josef: 1950 – 2000. 50 Jah­re Deut­sche Aus­gleichs­bank. Bank­ge­schäf­te und Dienst­leis­tun­gen im öffent­li­chen Auf­trag. Bonn 2001 , ISBN 3−933823−39−0, in: H‑Soz-Kult, 20.06.2003, https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-3594.

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