Von Ralf Keuper
Nach Ansicht von Satyajit Das spricht derzeit einiges dafür, dass die nächste Finanzkrise von den privaten Märkten ausgeht[1]Next financial crisis likely to centre on private markets.
So hätten die Anleger in dem Glauben, die ultimative Erfolgsformel gefunden zu haben, rund 9,8 Billionen USD in nicht börsennotierte Aktien, private Kredite und Frühphasen- oder Wagniskapital investiert. Neben den bekannten Problemen – Überbewertung, optimistische Annahmen, aggressive Buchführung und hohe Verschuldung – gebe es noch weitere Bedenken.
So führe das Fehlen von Marktpreisen zu undurchsichtige Bewertungen, die häufig den Wert von Anlagen oder Fonds falsch wiedergeben. Nicht börsennotierte Aktienbewertungsmodelle stützen sich auf vergleichbare gehandelte Unternehmen und private Finanzierungsrunden. Die Diskrepanzen zwischen diesen Werten und den Marktpreisen können groß sein. Nachdem Klarna im Jahr 2021 mit 46 Mrd. USD bewertet worden war, wurde es bei einer Finanzierungsrunde im Jahr 2022 nur noch mit 6,7 Mrd. USD bewertet, was einem Rückgang um 85 % entspricht.
Ein weiterer Risikotreiber sei, dass Private Equity sich ursprünglich auf Investitionen mit langer Haltedauer konzentrierten, die mit erheblichen Krediten in traditionellen Branchen erworben wurden, die unterbewertete Aktien, starke Cashflows, ein geringes Betriebsrisiko und das Potenzial für Geschäftsverbesserungen boten. Heute seien viele dieser Elemente, abgesehen von der Fremdfinanzierung, häufig nicht mehr vorhanden.
Weiterhin werde bei unrentablen oder Cashflow-negativen Unternehmen vorausgesetzt, dass die für den Betrieb erforderlichen Anschlussfinanzierungen verfügbar sind. Andere private Investitionen, die in der Regel einen hohen Fremdkapitalanteil aufweisen, sind mit Refinanzierungsrisiken behaftet. Sie alle seien anfällig für Marktstörungen, insbesondere wenn diese länger andauern.
Der Ansturm auf Privatvermögen basierte auf der Annahme, dass die ständige Verfügbarkeit von billigem Kapital eine nachhaltige Anlagestrategie darstellt. Dabei wurde jedoch die unveränderliche positive Korrelation zwischen Risiko und Rendite ignoriert.
Das zitiert den US-amerikanischen Schauspieler und Humoristen Will Rogers: “Die Finanzmärkte entwickeln sich weiter, indem sie neue Wege finden, um Geld zu verlieren, was erstaunlich ist, wenn man bedenkt, dass die alten Wege weiterhin genauso gut funktionieren”.
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