Nürnberg war seit dem Hohen Mittelalter ein Zentrum nicht nur der Gewerbeproduktion und des Fernhandels, sondern auch und vor allem der oberdeutschen Hochfinanz mit ihren internationalen Verflechtungen. Die umfang- und weitreichenden internationalen Finanztransaktionen brachten es mit sich, daß sich in Nürnberg seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert das für Oberdeutschland neue, aus Italien kommende, innovative Medium des Zahlungsverkehrs, der Wechsel, als Finanzinstrument für bargeldlose Transfer- und Kreditoperationen zu etablieren begann. Im 16. Jahrhundert – einer Zeit der Hochblüte des Nürnberger Handels – bildete sich in Nürnberg ein Wechselmarkt heraus, der sowohl mit Italien (vor allem mit Venedig), Nordwesteuropa (vor allem mit Antwerpen und später Amsterdam) und den internationalen Messen von Lyon in enger Beziehung stand. Um diese seine internationale Bedeutung als Finanzplatz abzusichern, wurde in Nürnberg auf Initiative des städtischen Handelsvorstands 1621 nach dem Vorbild der öffentlichen Banken Venedigs, Amsterdams und Hamburgs der Banco Publico mit einer eigenen Rechenwährung, dem sogenannten Gulden Kurant, gegründet, um in der Zeit einer dramatischen Münzverschlechterung und Inflation – der sogenannten Kipper- und Wipper-Zeit – Geldwesen und Zahlungsverkehr für die Kaufmannschaft in gewohnter Sicherheit aufrechterhalten zu können. Zumindest in den ersten Jahren scheint der Nürnberger Banco umsatzstärker als der die 1619 gegründete Hamburger Bank gewesen zu sein. …
Quelle / Link: Der Nürnberger Banco Publico, seine Kaufleute und ihr Zahlungsverkehr (1621–1827)
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Der Nürnberger Banco Publico, seine Kaufleute und ihr Zahlungsverkehr (1621–1827