Von Ralf Keuper

Größ­ter Hemm­schuh von Bran­chen, die nicht mehr in der gewohn­ten Wei­se ihr Geschäft betrei­ben kön­nen, ist das Ver­har­ren in der alten Bran­chen­lo­gik. Die Ver­su­che, die alten Zei­ten mit kos­me­ti­schen Ein­grif­fen zu kon­ser­vie­ren, neh­men in der End­pha­se für gewöhn­lich noch zu. Erst, wenn alles zu spät ist, wie im Pri­vat­fern­se­hen, setzt ein Umden­ken ein. Auf ein­mal ent­deckt man den Reiz bran­chen- und län­der­über­grei­fen­der Alli­an­zen. Wenn man schon allei­ne die alten Ver­hält­nis­se nicht über die Zeit ret­ten kann, dann doch wenigs­tens zusam­men. Auf den Gedan­ken, dass sich das gesam­te Spiel, das kom­plet­te Spiel­feld geän­dert hat, und auch die größ­ten Alli­an­zen, kein Lob­by­is­mus, selbst der bes­te Draht zur Regie­rung dar­an nichts ändern kön­nen, kom­men die Betei­lig­ten erst zuletzt. Das Schick­sal, das die Medi­en­in­dus­trie ereilt und einst­mals gro­ße Medi­en­kon­zer­ne wie Ber­tels­mann in die Regio­nal­li­ga ver­bannt hat, blüht auch den Ban­ken. Die Ban­ken sind sogar noch gefähr­de­ter, da ihr Geschäfts­mo­dell, die Infor­ma­ti­ons­ver­ar­bei­tung und das Risi­ko­ma­nage­ment für die Wirt­schaft, mitt­ler­wei­le von ande­ren über­nom­men wur­de. Medi­en­kon­zer­ne kön­nen wenigs­tens noch auf ihren Con­tent ver­wei­sen, die Ban­ken dage­gen müs­sen sich auf die eige­ne Sys­tem­re­le­vanz und die Regu­lie­rung stüt­zen, um ihre Rol­le für den Wirt­schafts­kreis­lauf zu begrün­den. Die Argu­men­te wer­den immer schwä­cher, was auch dar­an zu erken­nen ist, dass der Ban­ken­ver­band sich zu einer Medi­en­kam­pa­gne ver­an­lasst sieht, wel­che die Unab­kömm­lich­keit der Ban­ken betont. Ohne Ban­ken müss­ten wir auf Bana­nen und ande­re exo­ti­sche Früch­te ver­zich­ten. Anders, als man es in den diver­sen Ver­bän­den – zumin­dest offi­zi­ell – für mög­lich hält, ist für die Kun­den eine Welt ohne Ban­ken durch­aus vor­stell­bar und kein Horrorszenario.

Die Bran­chen­gren­zen wur­den zu eng gezogen

In dem Roman Der Step­pen­wolf von Her­mann Hes­se heisst es an einer Stel­le, dass die Men­schen die Gren­zen ihrer Per­sön­lich­keit häu­fig zu eng zie­hen und damit die Chan­ce auf Erneue­rung ver­ge­ben wür­den. Die­ser Befund, sofern er denn zutrifft, lässt sich auch die Ban­ken­bran­che über­tra­gen. Dort hat man die Gren­zen des eige­nen Geschäfts zu eng gesetzt. Die Vor­stel­lung, das eige­ne Geschäft könn­te sei­nen Schwer­punkt so sehr ver­la­gern, dass es außer­halb der eige­nen Reich­wei­te liegt, war abwe­gig. Man glaub­te sich im Mit­tel­punkt, an der Schalt­stel­le des Gesche­hens, wie noch zu Zei­ten der Deutsch­land AG. Wer auch immer ein Geschäft in grö­ße­rem Stil über die Büh­ne brin­gen woll­te, muss­te bei einer der gro­ßen Adres­sen, meis­tens bei der Deut­schen Bank, über kurz oder lang vor­stel­lig wer­den. Die Pri­vat- und auch die Mehr­zahl der Fir­men­kun­den wuch­sen in einer Umge­bung auf, die schon allein durch die Prä­senz der Filia­len der Spar­kas­sen und Volks­ban­ken die Lebe…