Die Solaris Bank hat sich von einem vielversprechenden Unicorn in einen Sanierungsfall verwandelt. Sichtbar wird das durch die aktuelle Finanzierungsrunde, die bei der Bewertung nur noch von einem niedrigen dreistelligen Millionenbetrag ausgeht. Das ist dann nur noch ein Bruchteil des früheren angenommenen Wertes. Die Alt-Investoren dürften darüber wenig erfreut sein[1]Solaris-Finanzierung: Mieser Deal für Altinvestoren?.
Die Gründe für den Niedergang sind vielfältig und ernüchternd. Eine Sonderprüfung der BaFin deckte massive Mängel im Risikomanagement auf, die das Unternehmen teuer zu stehen kamen. Die aggressive Expansionsstrategie erwies sich als Fehler: Die Übernahme der britischen Firma Contis scheiterte kläglich, die Tochterfirma musste komplett geschlossen werden.
Die Konsequenzen sind hart: Etwa 270 von 700 Mitarbeitern wurden bereits entlassen. Nun steht eine Übernahme durch japanische Investoren bevor, die nach der 100-Millionen-Euro-Finanzierungsrunde künftig 80 Prozent der Anteile halten sollen.
Solaris-CEO Carsten Höltkemeyer sieht die aktuelle Restrukturierungsphase als Gelegenheit, das Unternehmen neu auszurichten. Der Fokus liegt nun auf Kernprodukten wie Kreditkarten, Konten und Krediten sowie der Stärkung internationaler Partnerschaften im Embedded-Finance-Segment. Die Lehren aus den regulatorischen Herausforderungen der Vergangenheit werden dabei konsequent umgesetzt: Compliance und interne Kontrollmechanismen werden deutlich verschärft.
Das Portfolio-Geschäft, wie etwa die Kooperation mit ADAC, könnte ab 2025 einen bedeutenden Umsatzschub liefern. Ob die ADAC-Kunden über diese Perspektive glücklich sind, darf indes bezweifelt werden[2]ADAC-Kunden hadern mit Solaris.
Solaris bleibt nach eigener Einschätzung Europas führende Embedded-Finance-Plattform, was immer das auch heißen mag.
Vom alten Glanz ist nicht mehr viel übrig.
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