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Von Ralf Keuper
Es kommt in letzter Zeit immer häufiger vor, dass Banken mittelständischen Maschinenbauunternehmen – trotz voller Auftragsbücher – die Finanzierung verweigern. So geschehen bei der Stürtz-Gruppe[1]„Ein Warnsignal für die kommenden Jahre“ und der Vollert Anlagenbau GmbH[2]Vollert Anlagenbau in Weinsberg stellt Insolvenzantrag.
Ursachen
Der Maschinenbau leidet seit 2024/2025 unter starkem Nachfragerückgang, Produktionseinbrüchen sowie hoher Konjunkturunsicherheit. Schwache Auftragslage, wachsende Konkurrenz aus China, steigender Kostendruck und das Risiko konjunktureller Einbrüche verschlechtern die Kreditwürdigkeit vieler Unternehmen in den Augen der Banken zusätzlich. Globale Handelskonflikte, volatile Märkte und strukturelle Branchenprobleme (z.B. Transformation der Automobilindustrie) erhöhen die Unsicherheit weiter und führen dazu, dass Banken sich auf weniger risikoreiche Geschäftsfelder konzentrieren.
Die Tatsache, dass Finanzierungen auch bei vollen Auftragsbüchern nicht gewährt bzw. verlängert werden, deutet darauf hin, dass die Unternehmen kaum noch mit Gewinn arbeiten; womöglich können viele von ihnen gerade noch die laufenden Kosten decken:
Niedrige oder fehlende Margen
Infolge gestiegener Rohstoff‑, Energie- und Lohnkosten sind die Gewinnspannen im Maschinenbau oft stark geschrumpft. Selbst bei guter Auftragslage bleibt nach Abzug der laufenden Kosten häufig wenig übrig, was sich negativ auf die Bonität und Kreditwürdigkeit der Unternehmen auswirkt.
Preisdruck und schwierige Kalkulation
Viele Unternehmen sehen sich gezwungen, bei starkem Wettbewerb mit niedrigen Preisen zu arbeiten, wodurch Aufträge zwar Umsatz, aber wenig Gewinn bringen. Banken bewerten nicht die Zahl der Aufträge, sondern wie profitabel diese sind.
Liquiditätsengpässe trotz hoher Auslastung
Wenn Unternehmen nur noch ihre laufenden Kosten decken können und kaum Rücklagen bilden, fehlen Sicherheiten und Puffer für Banken. Damit steigt das Ausfallrisiko auch bei einer vermeintlich vollen Auftragslage; insbesondere, wenn Kunden spät zahlen oder Aufträge kurzfristig storniert werden.
Fehlender Cashflow und Bilanzstruktur
Ein gefülltes Auftragsbuch bedeutet nicht automatisch flüssige Mittel. Gerade bei langfristigen Maschinenbauprojekten fallen Zahlungen oft erst spät an, während die Vorfinanzierung belastet. Negative Cashflows lassen Banken vorsichtiger agieren.
Auswirkungen auf die Branche
- Unsicherheit trotz Nachfrage: Selbst solide Auftragsbestände reichen nicht mehr aus, um Vertrauen bei den Banken zu erzeugen, wenn die Gewinn- und Eigenkapitalbasis schwach ist.
- Anstieg von Unternehmensschließungen und Insolvenzen: Wenn Unternehmen kaum noch profitabel arbeiten, steigen die Risiken für Banken und führen zu einer Abwärtsspirale: geringere Finanzierungsmöglichkeiten, weitere Margenkürzungen, drohende Liquiditätsprobleme.
Unternehmen, die kaum noch Gewinne erzielen und ihre Kosten nur knapp decken können, geraten zunehmend in einen Teufelskreis aus fehlender Finanzierung und steigendem Risiko, unabhängig von ihren Auftragszahlen. Aus diesem Grund ist künftig mit einer steigenden Zahl nicht gewährter oder verlängerter Finanzierungen für mittelständische Maschinenbauer zu rechnen.
References