Von Ralf Keuper

Zu Beginn des 19. Jahr­hun­derts war der Kapi­tal­be­darf am Hofe von Her­zog Fried­rich II. von Würt­tem­berg beson­ders groß. Napo­le­on ver­lang­te von den besetz­ten Län­dern hohe Kon­tri­bu­ti­ons­zah­lun­gen. Daher traf es sich gut, dass zu dem Zeit­punkt das Han­dels­haus Kaul­la & Com­pa­gnie aus Hechin­gen die nöti­gen Mit­tel bereit­stel­len konnte.

Mit Hil­fe ihrer Kre­di­te konn­te der Her­zog bis zu einem gewis­sen Grad an den Lan­des­stän­den, die einen Frie­dens­schluss mit Napo­le­on errei­chen woll­ten und aus die­sem Grund Gel­der für mili­tä­ri­sche Zwe­cke blo­ckier­ten, vor­bei­re­gie­ren. So leis­te­te das Haus Kaul­la die Vor­fi­nan­zie­rung von Kon­tri­bu­ti­ons­zah­lun­gen an Frank­reich und es stand mit sei­nem Geld hin­ter Fried­rich, als die­ser die Fron­ten wech­sel­te – weg vom öster­rei­chi­schen Kai­ser hin zu Napo­le­on (in: Die ers­te Unter­neh­me­rin Süd­deutsch­lands und reichs­te Frau ihrer Zeit. Madame Kaul­la 1739 – 1806)

Her­zog Fried­rich erkann­te im Han­dels­haus Kaul­la, das von Jakob Kaul­la und sei­ner Schwes­ter Karo­li­ne Kaul­la (Madame Kaul­la) geführt wur­de, einen wich­ti­gen Verbündeten.

Im Jahr 1800 hat­te Her­zog Fried­rich Jakob Kaul­la zum Hof­ban­kier ernannt und damit einen wei­te­ren Schritt zur Eta­blie­rung der Fami­lie in Stutt­gart getan. Karo­li­ne Kaul­la hat­te in klu­ger Weit­sicht die Nie­der­las­sung ihrer Fami­lie in der Resi­denz seit Jah­ren ange­bahnt (ebd.).

Ein mit Blick auf die wei­te­re Ent­wick­lung weg­wei­sen­der Schritt war die Grün­dung der Würt­tem­ber­gi­schen Hof­bank durch die Geschwis­ter Kaul­la im Jahr 1802,

die bis zum Auf­kom­men der moder­nen Akti­en­ban­ken – in Stutt­gart der Würt­tem­ber­gi­schen Ver­eins­bank 1869 – die wich­tigs­te Kre­dit­stüt­ze des Lan­des war (ebd.).

Damit zäh­len die Kaul­las, zusam­men mit den Rot­schilds in Frank­furt und den Oppen­hei­mern in Köln, zu den ers­ten Ban­ken­grün­dern Deutsch­lands. Nicht zu ver­ges­sen ist aller­dings die Fami­lie Beren­berg, deren im Jahr 1590 in Ham­burg gegrün­de­tes Han­dels­haus als Ursprung der heu­ti­gen Beren­berg Bank gilt.

Neben den Geschwis­tern Kaul­la Haupt­an­teils­eig­ner der Bank war der Her­zog selbst – aus gutem Grund:

Der Her­zog von Würt­tem­berg ver­schaff­te sei­nem Land einen star­ken Kre­dit, indem er das Geld der Kaul­las in die Garan­tie­sum­me und ihre Kre­dit­fä­hig­keit in der Finanz­welt in sein Unter­neh­men Hof­bank mit ein­be­zog (ebd.).

Die spä­te­re König­lich Würt­tem­ber­gi­sche Hof­bank war u.a. im Wech­sel­ge­schäft und bei der Finan­zie­rung der sich ent­wi­ckeln­den würt­tem­ber­gi­schen Indus­trie aktiv.

In ihrer ursprüng­li­chen (Rechts-)Form bestand die Hof­bank bis zum Jahr 1906. 1922 wur­de die Hof­bank von der Würt­tem­ber­gi­schen Ver­eins­bank über­nom­men, die ihrer­seits zwei Jah­re spä­ter von der Deut­schen Bank gekauft wur­de. Wei­te­re Sta­tio­nen der Fir­men­ge­schich­te war als Fol­ge der ver­ord­ne­ten Ent­flech­tung des deut­schen Bank­we­sens der Über­gang der Hof­bank in die Süd­west­bank im Jahr 1945, ab 1952 als Süd­deut­sche Bank AG tätig, die 1957 wie­der­um in die Deut­sche Bank auf­ging. Die For­schung schreibt den Hof­fak­to­ren Karo­li­ne und Jakob Kaul­la eine wich­ti­ge Rol­le beim Über­gang Würt­tem­bergs in die Moder­ne zu. Ihre Bank war ein Motor der wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung des Landes.