… Man­nig­fa­che Erzeug­nis­se in natu­ra gleich­wer­tig zu tau­schen, ist eine unlös­ba­re Auf­ga­be. Da die Auf­ga­be aber einem Bedürf­nis ent­spricht und somit doch ver­nünf­tig ist, muß es auch eine ver­nünf­ti­ge Lösung geben. Die­se Lösung fand und ent­wi­ckel­te der Mensch in dem merk­wür­di­gen Ding, das er “Geld” nennt. Seit den ältes­ten Zei­ten haben man­cher­lei Din­ge als Geld gedient, von denen wir vie­le heu­te nicht mehr als Geld betrach­ten kön­nen; Vieh, Muscheln, Häu­te, Skla­ven und Metal­le aller Art wur­den zeit­wei­se nicht wegen ihrer unmit­tel­ba­ren Ver­wend­bar­keit, son­dern wegen der Mög­lich­keit des Wei­ter­Tau­schens gegen die wirk­lich begehr­ten Din­ge ange­nom­men. Damit wur­den sie zu einem Zwi­schen­glied im Han­del, das den Tausch ver­mit­telt, zum Gel­de. Daß in die­ser Ent­wick­lung die Edel­me­tal­le sehr bald den Vor­rang ein­nah­men, ver­steht sich von selbst. Schon bei den Assy­rern und Ägyp­tern war das gestü­ckel­te Hack­sil­ber bekannt, das nichts wei­ter war als ein Stück von dem Guß­ku­chen des geschmol­ze­nen und in Was­ser gegos­se­nen Metalls. Von hier aus führ­te ein gera­der Weg zur gleich­blei­ben­den Stü­cke­lung; Stan­gen, Rin­ge, Bar­ren, gestem­pel­te Bar­ren, gepräg­te Mün­zen folgten. …

Wo immer das Geld erst­ma­lig auf­trat, erwach­ten wie nach einer zau­ber­haf­ten Berüh­rung die schlum­mern­den Kräf­te des Neu­en, taten sich unge­ahn­te Quel­len der Wohl­fahrt und des Reich­tums auf, Hand­werk und Küns­te ent­wi­ckel­ten sich, und der Mensch erhob sich über die Bedürf­nis­se des All­tags und mach­te sich an Wer­ke, die Gene­ra­tio­nen über­dau­er­ten. Wo aber das Geld wie­der ver­schwand, da zer­fiel der Bau der Kul­tur, weil das Fun­da­ment der Arbeits­tei­lung sich auflöste .…

Quel­le: /​ Link: Karl Wal­ker: Das Geld in der Geschichte