Von Ralf Keuper
Die Graphentechnologie ist vielseitig einsetzbar. Warum das so ist, geht ein Stück weit aus folgender Beschreibung hervor:
Die Graphentechnologie ist ein Ansatz zur Realisierung von Anwendungssystemen durch Graphen und mit Hilfe graphentheoretischer Hilfsmittel und Algorithmen. Graphen werden dabei zur Repräsentation von strukturierten Informationen verwendet. (Quelle: Uni Koblenz-Landau)
Der letzte Satz ist der für uns entscheidende: Die Repräsentation strukturierter Informationen. Auch im Banking hat die Graphentechnologie bereits Einzug gehalten, vor allem im Bereich Fraud Prevention/Fraud Detection, wie u.a. aus Graphenanalysen per Supercomputing-Plattform: Mit der Cray gegen kriminelle Machenschaften hervorgeht.
Die Vorzüge der Graphentechnologie im Vergleich zu relationalen Technologien, bei denen die Daten ausschließlich in Tabellen vorliegen, werden darin wie folgt beschrieben:
Komplexität und Vernetztheit sind zwei Bedingungen, mit denen Graphen bestens zurechtkommen; für die Erkennung relevanter Beziehungsmuster zwischen heterogenen Datentypen gibt es daher kein besseres Instrument. Was konventionelle Technologien scheitern lässt, kann die Graphenanalyse in wenigen Sekunden vollbringen.
Der spektakulärste Fall, bei dem die Graphentechnologie eine Schlüsselstellung hatte, waren die Panama Papers. Dabei wurde die derzeit führende Graphendatenbank Neo4j verwendet.
Bislang wird die Graphentechnologie im Banking vorwiegend im Bereich Fraud eingesetzt. Dazu einige Beiträge:
- Using graph database technology to unravel banking fraud
- Dependency Management With Neo4j at the Royal Bank of Scotland
- Improving First-Party Bank Fraud Detection with Graph Databases
ThreatMetrix hat inzwischen den m.E. zukunftsweisenden Digital Identity Graph entwickelt:
Der Graph der digitalen Identitäten stellt die sich ständig ändernden Verknüpfungen zwischen Personen und ihren Geräten, Standorten, Anmeldeinformationen und Verhaltensweisen dar und erstellt ein anpassungsfähiges, globales Rahmenwerk aus anonymisierten Nutzeridentitäten, das zur Bekämpfung von Cyber-Kriminalität eingesetzt wird – ohne dabei den Datenschutz zu beeinträchtigen.
Damit ist Potenzial der Graphentechnologie im Banking jedoch noch lange nicht ausgeschöpft, insbesondere dann, wenn es darum geht, Beziehungen zwischen den Kunden, ihren Konten, ihren Devices und ihrem Verhalten herzustellen – und das datenschutzkonform nach den bestehenden Gesetzen und demnächst nach GDPR und ePrivacy. In etwa das, was unter dem Schlagwort Identity Marketing kursiert.
Weitere Informationen:
Thomson Reuters graphs financial relationships in industry-first
Graphenorientierte Systeme