Die Sparkassen geraten in eine Zangenbewegung: Von unten drückt die Kommunalkrise mit explodierenden Defiziten und dem Investitionsstau bei den Stadtwerken. Von oben akkumulieren die Landesbanken neue Risiken durch ihre Expansion ins Gewerbeimmobiliengeschäft – ein Déjà-vu zur Finanzkrise. Doch die Risikovorsorge der Sparkassen bildet diese doppelte Belastung noch nicht ab.
Strukturell ähnlich exponiert, unterschiedlich bilanziert
Beide Säulen des dezentralen deutschen Bankwesens teilen dieselben strukturellen Abhängigkeiten: regionale Verankerung, Mittelstandsfinanzierung, ähnliche Governance-Probleme. Die Mittelstandskrise – Umsätze minus 4 Prozent, Gewinne minus 13 Prozent – trifft beide gleichermaßen. Warum also zeigen die Genossenschaftsbanken die Belastungen in ihren Bilanzen, während die Sparkassen moderate Zuwächse melden?
Die naheliegende Erklärung verweist auf unterschiedliche Transparenzkulturen und Bilanzierungspraktiken. Die weniger naheliegende Erklärung ist unbequemer: Die Sparkassen haben ein zusätzliches Klumpenrisiko, das in der aktuellen Risikovorsorge noch gar nicht eingepreist ist.
Der Kommunen-Nexus: Das übersehene Klumpenrisiko
Was die Sparkassen von den Genossenschaftsbanken unterscheidet, ist ihre strukturelle Verflechtung mit den Kommunen. Diese Verflechtung wird in der Selbstdarstellung als “regionale Verankerung” positiv geframt – Sparkassen als Stabilitätsanker, als verlässliche Partner der öffentlichen Hand. Doch dieselbe Verflechtung wird zum Risikofaktor, wenn die Kommunen selbst in die Krise geraten.
Und genau das geschieht gerade. Die kommunalen Haushalte weisen 2024 ein Rekorddefizit von 25 Milliarden Euro aus, Prognosen gehen von über 35 Milliarden Euro jährlich aus. Kassenkredite explodieren, Investitionen sinken, die Zins-Schulden-Spirale dreht sich. Nordrhein-Westfalen entschuldet neun Milliarden Euro – ein Pflaster auf einer strukturellen Wunde.
Hinzu kommt die Stadtwerke-Problematik. Die kommunalen Energieversorger stehen vor einem Investitionsbedarf von 720 Milliarden Euro bis 2030 für Netze und Erzeugungsanlagen. 75 bis 93 Prozent der Stadtwerke sehen “hohe” Finanzierungsherausforderungen. Das Eigenkapital ist …
