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Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hat ein Positionspapier mit dem Titel „Quantum-readiness for the financial system: a roadmap“ veröffentlicht, das die dringende Notwendigkeit eines Übergangs zu quantensicherer Kryptografie im Finanzsystem hervorhebt. Das Papier betont, dass Quantencomputer in der Lage sein könnten, die heute weit verbreiteten Verschlüsselungsmethoden zu brechen, was eine erhebliche Bedrohung für die Vertraulichkeit und Integrität von Finanzdaten darstellt, insbesondere durch „Harvest Now, Decrypt Later“ (HNDL)-Angriffe.
Obwohl der genaue Zeitpunkt für die Entstehung eines kryptografisch relevanten Quantencomputers (CRQC) ungewiss ist, wird erwartet, dass dies innerhalb der nächsten 10 bis 15 Jahre geschehen könnte. Daher ist es entscheidend, den Übergang zu quantensicheren Infrastrukturen sofort zu beginnen.
Das Papier stellt verschiedene quantensichere Lösungen vor:
- Post-Quantum Cryptography (PQC): Dies wird als die praktikabelste kurzfristige Lösung angesehen. PQC-Algorithmen können auf klassischen Computern ausgeführt werden und ihre Sicherheit basiert auf mathematischen Problemen, die sowohl für klassische als auch für Quantencomputer schwierig zu lösen sind. Die NIST-Standardisierung spielt hier eine zentrale Rolle. Herausforderungen sind jedoch größere Schlüsselgrößen, höherer Bandbreitenbedarf und erhöhte Rechenanforderungen.
- Quantum Key Distribution (QKD): Diese Methode nutzt die Prinzipien der Quantenmechanik für die Schlüsselgenerierung und bietet informationstheoretische Sicherheit. QKD befindet sich jedoch noch in der Entwicklungsphase und erfordert spezielle Hardware sowie dedizierte Kommunikationsleitungen, was ihre sofortige Anwendbarkeit und Interoperabilität einschränkt.
- Pre-shared keys (PSK): Bieten starke Sicherheit, haben aber Skalierbarkeitsprobleme bei der Verteilung.
Für den Übergang werden Best Practices empfohlen, darunter:
- Verteidigung in der Tiefe (Defence in Depth): Ein mehrschichtiger Sicherheitsansatz.
- Kryptografische Agilität: Die Fähigkeit, kryptografische Abwehrmaßnahmen schnell anzupassen oder zu ändern.
- Hybride Modelle: Die Kombination traditioneller Kryptografie mit neuen quantensicheren Techniken (z. B. PQC mit klassischer Kryptografie), was von vielen nationalen Behörden empfohlen wird, um die Sicherheit während des Übergangs zu gewährleisten.
Das Papier skizziert eine Roadmap für die Quantenbereitschaft des Finanzsystems, die sowohl auf systemischer Ebene als auch für einzelne Institutionen gilt. Auf systemischer Ebene sind Engagement, Planung und Ausführung entscheidend, wobei Koordination zwischen privaten Akteuren, Zentralbanken und Aufsichtsbehörden unerlässlich ist. Für einzelne Finanzinstitute umfasst dies die Sensibilisierung, die detaillierte Planung der Migration (einschließlich der Erstellung eines kryptografischen Inventars und der Abstimmung mit Anbietern) und die iterative Ausführung mit gründlichen Tests.
Zentralbanken und der öffentliche Sektor spielen eine zentrale Rolle bei der Steuerung und Unterstützung dieses Übergangs durch Investitionen in Forschung, Standardisierung und internationale Zusammenarbeit. Initiativen wie das Project Leap des BIS Innovation Hub und Empfehlungen von Gremien wie der G7 Cyber Expert Group unterstreichen die globale Anstrengung.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Übergang zur Quantenbereitschaft zwar erhebliche Anstrengungen erfordert, aber auch eine Chance bietet, widerstandsfähigere Infrastrukturen aufzubauen und das Vertrauen in das Finanzsystem zu sichern.