Das Gutachten zum Radicant-Debakel bescheinigt dem Bankrat der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) ein äußerst schlechtes Zeugnis: Es werden gravierende Mängel bei Governance, Gewaltenteilung und Transparenz festgestellt, und insbesondere beim Kauf von Numarics habe die Bankführung versagt.
Wenn eine traditionsreiche Kantonalbank plötzlich über 105 Millionen Franken abschreiben muss, dann ist das mehr als nur ein bedauerlicher Geschäftsverlust – es ist das Symptom eines systemischen Versagens. Das externe Gutachten zur Radicant-Affäre liest sich wie ein Lehrbuch darüber, wie man eine Bank nicht führt. Es offenbart eine besorgniserregende Anhäufung von Governance-Mängeln, die in ihrer Gesamtheit das Vertrauen in die Aufsichtsstrukturen des Schweizer Bankenwesens in Frage stellen.
Die Erosion der Kontrolle
Im Zentrum des Debakels steht ein fundamentales Missverständnis der Rollen und Verantwortlichkeiten. Der Bankrat der BLKB, eigentlich als Kontrollorgan konzipiert, verwandelte sich in einen operativen Akteur und verwischte damit die so wichtige Gewaltenteilung im Bankenwesen. Konkret bedeutete dies: Der Bankrat mischte sich direkt in operative Geschäftsentscheidungen ein – insbesondere beim verhängnisvollen Numarics-Kauf – anstatt seiner eigentlichen Rolle als kritischer Aufseher nachzukommen.
Verschärft wurde dieses Problem durch eine bewusst geschaffene Parallelstruktur: Radicant wurde direkt dem Bankrat unterstellt und damit der Verantwortung der BLKB-Geschäftsleitung entzogen. Diese organisatorische Entscheidung hebelte normale Konzernhierarchien aus und führte dazu, dass der Geschäftsleitung die Gesamtsicht auf den Konzern fehlte. Der neue Bankratspräsident Thomas Bauer brachte es auf den Punkt: Die Corporate Governance sei „nicht richtig aufgesetzt” worde…