Die Suchkosten von Kreditgebern bei der Bewertung potenzieller Kreditnehmer hängen von der Qualität des Underwriting-Modells und dem Zugang zu Daten ab. Beides hat sich in den letzten Jahren durch das Aufkommen von Big Data und maschinellem Lernen radikal verändert. Für einige verspricht dies Inklusion und einen besseren Zugang zu Finanzmitteln. Unsichtbare Spitzenkandidaten schneiden unter KI besser ab als unter traditionellen Kriterien. Umfangreichere Daten und raffiniertere Modelle helfen dabei, sie zu erkennen, ohne dass sie zu hohe Kosten verursachen. Allerdings profitieren nicht alle Antragsteller in gleichem Maße. Historische Trainingsdaten prägen die Algorithmen, Verzerrungen beeinträchtigen die Ergebnisse, und sowohl die Daten- als auch die Modellqualität sind nicht immer gewährleistet. Vor diesem Hintergrund hat sich eine intensive Debatte über algorithmische Diskriminierung entwickelt. Dieses Papier unternimmt einen ersten Schritt zur Entwicklung von Grundsätzen für eine faire Kreditvergabe im Zeitalter der KI. Es wird dargelegt, dass es grundlegende Schwierigkeiten gibt, die algorithmische Diskriminierung in das traditionelle System der Antidiskriminierungsgesetze einzupassen. Die herkömmliche Lehre mit ihrem Schwerpunkt auf der Verursachung ist in vielen Fällen schlecht geeignet, um algorithmische Entscheidungen sowohl im Rahmen der Lehre von der Ungleichbehandlung als auch der Lehre von den unterschiedlichen Auswirkungen zu behandeln. Das Papier schließt mit einem Vorschlag zur Neuausrichtung der Diskussion und mit dem Versuch, die Konturen des Rechts der fairen Kreditvergabe im Zeitalter der KI zu skizzieren.
Quelle: Consumer Credit in The Age of AI – Beyond Anti-Discrimination Law