Von Ralf Keuper

Es wird immer offen­kun­di­ger, dass die Block­chain und Kryp­to­wäh­run­gen unter die Hoheit von Regie­run­gen und Noten­ban­ken gera­ten. In Noten­ban­ken tüf­teln an digi­ta­lem Bar­geld-Ersatz ist zu erfah­ren, dass der­zeit 12 Noten­ban­ken die Mög­lich­keit durch­spie­len, eine digi­ta­le Wäh­rung an die Stel­le der jewei­li­gen (Landes-)Währung zu set­zen. Vor­rei­ter auf die­sem Gebiet ist Schwe­den und deren Noten­bank, die Riks­bank. In der Riks­bank denkt man der­zeit noch über die Art der Ein­füh­rung der E‑Krone nach:

Die ältes­te Noten­bank der Welt will nun ver­hin­dern, dass die Bevöl­ke­rung bei ihren Zah­lun­gen Pri­vat­fir­men aus­ge­lie­fert ist, wenn Bar­geld ganz ver­schwin­det. Ende 2018 ent­schei­det die Riks­bank, ob sie eine “E‑Krone” etwa in Form einer App oder eine Kar­te ein­führt. Bestehen­de digi­ta­le Zah­lungs­an­ge­bo­te wie Apple Pay ähneln dem nur auf den ers­ten Blick, denn sie lau­fen über die her­kömm­li­che Infra­struk­tur der Kreditkartenunternehmen.

Einen beson­ders “dis­rup­ti­ven” Ansatz ver­folgt man in Singapur:

Auch Sin­ga­pur tüf­telt. Das wohl radi­kals­te Modell könn­te so aus­se­hen: Jeder­mann erhält ein Kon­to bei einer Noten­bank, über das sämt­li­che Trans­ak­tio­nen lau­fen wür­den. “Die Noten­ban­ken wür­den zu einer Art Volks­bank”, erklärt Finanz- und Wäh­rungs­rechts­do­zent Kuhn. Ver­lie­rer wären dabei die Geschäfts­ban­ken, denen vie­le Ein­la­gen und ein gro­ßer Teil des Zah­lungs­ver­kehrs ent­ge­hen würden.

So abwe­gig ist das nicht. Ähn­li­che Sze­na­ri­en spiel­te Hein­rich Fendt in sei­ner Trans­for­ma­ti­ons­sto­ry Bank­less Ban­king 2030 durch. Die Rol­le der “digi­ta­len Volks­bank” könn­te die bun­des­ei­ge­ne Finanz­agen­tur über­neh­men.

Ein wei­te­res Sze­na­rio ist be your own bank.

Wenn Zen­tral­ban­ken die füh­ren­de Rol­le bei den Kryp­to­wäh­run­gen über­neh­men, wider­spricht das dem dezen­tra­len Ansatz. Die Kryp­to­wäh­run­gen wür­den damit zu einer deut­li­chen Stär­kung zen­tra­ler Instan­zen füh­ren. So war das eigent­lich nicht gedacht.

Der Wirt­schafts­jour­na­list Volk­mar Muthe­si­us wag­te im Jahr 1970 die Prognose:

Dem­nächst wer­den wir es viel­leicht erle­ben, dass das Buch­geld in sei­ner heu­ti­gen Form sei­ner­seits gewis­ser­ma­ßen abstirbt und ersetzt wird durch Daten­spei­cher, durch elek­tro­ni­sche Vor­gän­ge in Spei­cher­ge­rä­ten, womit ein wei­te­res Sta­di­um der Ent­stoff­li­chung, also einer spe­zi­el­len Art von Abs­trak­ti­on sich voll­zie­hen wird – wer ver­möch­te zu sagen, ob es das letz­te sein wird? (in: Bank­his­to­ri­sche Fund­stü­cke – Volk­mar Muthe­si­us)

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