Von Ralf Keuper

Es wur­de höchs­te Zeit für ein Buch, das einen nüch­ter­nen Blick auf das Poten­zi­al der Block­chain wirft, wie Block­chain 2.0 von Juli­an Hosp. Noch immer tau­chen Bei­trä­ge auf, die den Ein­druck erwe­cken, als wäre die Block­chain-Tech­no­lo­gie für jede Fra­ge­stel­lung – bis hin zur Siche­rung des Welt­frie­dens – das Mit­tel der Wahl. Dass die meis­ten der in den letz­ten Jah­ren hoch­ge­züch­te­ten Erwar­tun­gen von der Block­chain nicht ein­ge­löst wer­den kön­nen, wird nach der Lek­tü­re des Buches noch­mals deut­lich. Hosp, Mit-Grün­der und Prä­si­dent von TenX und Initia­tor der #Cryp­to­fit Com­mu­ni­ty, ist selbst von dem Poten­zi­al der Block­chain über­zeugt, was aber nicht dazu führt, dass er die Block­chain für jeden Anwen­dungs­fall für die rich­ti­ge Opti­on hält. So wägt er die Stär­ken und Schwä­chen der Block­chain gegen­ein­an­der ab, um danach ver­schie­de­ne Anwen­dungs­fäl­le (Besitz, Daten­schutz, Smart Con­tracts, Toke­ni­sie­rung, Trans­pa­renz, Red­un­danz, Dazu­ge­hö­rig­keit) zu ana­ly­sie­ren und auf ihre Erfolgs­chan­cen hin zu bewer­ten. Ein wei­te­res Kapi­tel ist den sie­ben Gefah­ren für die Block­chain-Tech­no­lo­gie gewid­met (Hype, Skan­da­le, Regu­lie­rung, Quan­ten­com­pu­ter, KI, Alter­na­ti­ve Tech­no­lo­gien, Bene­vo­len­te Dik­ta­tu­ren). Im Anschluss dar­an wer­den die Block­chain-Alter­na­ti­ven Tang­le und Hash­graph auf ihre Stär­ken und Schwä­chen untersucht. 

Hosp geht davon aus, dass es in Zukunft einen aus­ge­wo­ge­ne­ren Mix aus dezen­tra­len und zen­tra­len Orga­ni­sa­ti­ons­for­men geben wird. 

Auch wenn ich durch mei­ne #Cryp­to­fit-Bewe­gung .. nach­hel­fen will, so wird es kom­plett dezen­tral nicht funk­tio­nie­ren. Men­schen brau­chen einen Kun­den-Sup­port und wol­len bei gewis­sen Din­gen an die Hand genom­men wer­den. Genau des­halb glau­be ich auch, dass in Zukunft ein Mix aus dezen­tral und zen­tral vor­herr­schen wird. Dies ist ähn­lich, wie nie­mand eine rei­ne Mon­ar­chie oder Anar­chie will, auch wenn bei­des theo­re­tisch auf dem Papier funk­tio­nie­ren wür­de – solan­ge alles per­fekt läuft. .. So bevor­zu­gen wir lie­ber etwas in der Mit­te zwi­schen Mon­ar­chie und Anar­chie, und eine ähn­li­che Ent­wick­lung wird sich auch bei der Fra­gen nach Zen­tra­li­sie­rung und Dezen­tra­li­sie­rung voll­zie­hen. Ent­schei­dend wird jedoch sein, dass sich die­se Sys­te­me ergän­zen müs­sen und dass sie sich zugleich nicht ver­mi­schen dür­fen. Es bedarf also nicht ein Sys­tem aus 60 Pro­zent Dezen­tra­li­sie­rung und 40 Pro­zent Zen­tra­li­sie­rung, son­dern ein zu 100 Pro­zent dezen­tra­les Sys­tem muss mit einem zu 100 Pro­zent zen­tra­len Sys­tem zusam­men­ar­bei­ten, wobei jedes Sys­tem die Nach­tei­le des jeweils ande­ren Sys­tems ausmerzt. 

In dem aktu­el­len Pod­cast Des­halb lie­gen die Face­book-Coin Kri­ti­ker falsch beschäf­tigt sich Hosp mit dem face­book-Pro­jekt Libra.

Cross­post von Iden­ti­ty Eco­no­my