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Wochen­lang war­ten Bau­her­ren auf eine schrift­li­che Finan­zie­rungs­zu­sa­ge, wäh­rend Bera­ter mit Aus­re­den jon­glie­ren. Hin­ter den end­lo­sen Ver­zö­ge­run­gen ver­birgt sich mehr als nur Büro­kra­tie: Ein Sys­tem aus Inkom­pe­tenz, Ver­ant­wor­tungs­lo­sig­keit und orga­ni­sa­to­ri­schem Total­ver­sa­gen bedroht die Zukunft tra­di­tio­nel­ler Kreditinstitute.


Die deut­sche Ban­ken­land­schaft steckt in einer selbst­ver­schul­de­ten Kri­se. Was Spar­kas­sen, Volks­ban­ken und ande­re tra­di­tio­nel­le Kre­dit­in­sti­tu­te ihren Kun­den bei der Bau­fi­nan­zie­rung zumu­ten, grenzt an orga­ni­sier­te Ver­ant­wor­tungs­lo­sig­keit. Wäh­rend münd­li­che Zusa­gen noch am sel­ben Tag erteilt wer­den, zie­hen sich schrift­li­che Ver­trä­ge über Wochen oder gar Mona­te hin – Zeit, die Bau­her­ren und Immo­bi­li­en­käu­fer nicht haben.

Das Mär­chen vom Fachkräftemangel

Ger­ne ver­ste­cken sich Bank­ma­na­ger hin­ter dem Nar­ra­tiv des Fach­kräf­te­man­gels. Doch die Wahr­heit ist ernüch­tern­der: Es ist nicht nur der Man­gel an Per­so­nal, son­dern die erschre­cken­de Inkom­pe­tenz und feh­len­de Moti­va­ti­on der bereits vor­han­de­nen Mit­ar­bei­ter, die das Sys­tem lahm­legt. In den Filia­len sit­zen Bera­ter, die bei kom­ple­xe­ren Fäl­len kapi­tu­lie­ren, Ent­schei­dun­gen scheu­en und Ver­ant­wor­tung sys­te­ma­tisch nach oben delegieren.

Die Alters­struk­tur der Beleg­schaft offen­bart das Ver­säum­nis gan­zer Jahr­zehn­te: Wäh­rend erfah­re­ne Kräf­te kurz vor dem Ruhe­stand ste­hen, wur­den Aus­bil­dung und Nach­wuchs­för­de­rung sträf­lich ver­nach­läs­sigt. Das Resul­tat ist ein Sam­mel­su­ri­um aus Unwis­sen, Des­in­ter­es­se und struk­tu­rel­ler Überforderung.

Hier­ar­chie als Lähmungsfaktor

In den ver­win­kel­ten Orga­ni­sa­ti­ons­struk­tu­ren von Spar­kas­sen und Genos­sen­schafts­ban­ken ver­kommt jede Kre­dit­ent­schei­dung zum Spieß­ru­ten­lauf. Meh­re­re Vor­ge­setz­te müs­sen ihre Unter­schrift geben, ver­schie­de­ne Fach­ab­tei­lun­gen wol­len mit­re­den, und am Ende fühlt sich nie­mand wirk­lich zustän­dig. Die­se “struk­tu­rier­te Ver­ant­wor­tungs­lo­sig­keit” ist kein Zufall, son­dern Sys­tem: Wenn etwas schief­geht, kann immer auf den ande­ren gezeigt werden.

Die Fol­ge sind end­lo­se Abstim­mungs­schlei­fen, in denen sich Sach­be­ar­bei­ter und Fili­al­lei­ter hin­ter Pro­zes­sen ver­ste­cken, statt Lösun­gen zu fin­den. Wäh­rend der Kun­de war­tet, schie­ben sich inter­ne Abtei­lun­gen die Ver­ant­wor­tung wie eine hei­ße Kar­tof­fel hin und her.

Digi­tal? Fehlanzeige!

Beson­ders pein­lich wird es beim Blick auf die IT-Land­schaft. Wäh­rend FinTechs und Direkt­ban­ken ihre Pro­zes­se längst digi­ta­li­siert haben, arbei­ten tra­di­tio­nel­le Ban­ken noch immer mit stein­zeit­li­chen Sys­te­men. Doku­men­ten­prü­fung per Hand, Ver­trags­er­stel­lung mit Medi­en­brü­chen und eine inter­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on, die an Rauch­zei­chen erin­nert – so sieht die digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on bei deut­schen Regio­nal­ban­ken aus.

Die­se tech­no­lo­gi­sche Rück­stän­dig­keit ist jedoch nur das Sym­ptom eines tie­fer­lie­gen­den Pro­blems: dem Unwil­len zur Ver­än­de­rung. Statt in moder­ne Sys­te­me und Schu­lun­gen zu inves­tie­ren, wer­den lie­ber regu­la­to­ri­sche Anfor­de­run­gen als Aus­re­de für die eige­ne Inef­fi­zi­enz vorgeschoben.

Die Rech­nung kommt

Das Igno­rie­ren der Kun­den­be­dürf­nis­se wird für die Ban­ken teu­er. Bereits heu­te holen 60 Pro­zent der Kun­den Ver­gleichs­an­ge­bo­te ein, und immer mehr wen­den sich von ihrer “Haus­bank” ab. Die Loya­li­tät, die Spar­kas­sen und Volks­ban­ken jahr­zehn­te­lang als Geschäfts­mo­dell nutz­ten, brö­ckelt ange­sichts der schlech­ten Serviceleistungen.

In den nächs­ten fünf Jah­ren ste­hen über 500 Mil­li­ar­den Euro an Anschluss­fi­nan­zie­run­gen zur Dis­po­si­ti­on. Wer glaubt, Kun­den wür­den sich wei­ter­hin mit schlech­tem Ser­vice und end­lo­sen War­te­zei­ten zufrie­den­ge­ben, lebt in einer ande­ren Welt. Digi­ta­le Anbie­ter und effi­zi­en­te Direkt­ban­ken rei­ben sich bereits die Hände.

Zeit für dras­ti­sche Reformen

Die deut­sche Ban­ken­land­schaft steht vor einem Schei­de­weg. Ent­we­der die tra­di­tio­nel­len Insti­tu­te refor­mie­ren sich grund­le­gend – mit kla­ren Ver­ant­wort­lich­kei­ten, digi­ta­len Pro­zes­sen und moti­vier­ten, gut aus­ge­bil­de­ten Mit­ar­bei­tern – oder sie wer­den zu Dino­sau­ri­ern in einer digi­ta­li­sier­ten Welt.

Das aktu­el­le Sys­tem aus Büro­kra­tie, Inkom­pe­tenz und Ver­ant­wor­tungs­lo­sig­keit ist nicht nur kun­den­feind­lich, son­dern betriebs­wirt­schaft­li­cher Selbst­mord auf Raten. Wer sei­ne Kun­den sys­te­ma­tisch ver­grault, darf sich nicht wun­dern, wenn die­se zur Kon­kur­renz abwandern.

Die Zeit der Aus­re­den ist vor­bei. Deut­sche Ban­ken müs­sen end­lich lie­fern – oder untergehen.


Quel­len:

Ban­ken im Per­so­nal­not­stand – ein lang­wie­ri­ges Problem

Bear­bei­tungs­zeit Kre­dit­an­trag Baufinanzierung

Wann weni­ger mehr und mehr weni­ger ist – Büro­kra­tie­ab­bau, Wett­be­werbs­fä­hig­keit und der Finanzsektor

555 Mil­li­ar­den oder nichts? Regio­nal­ban­ken ste­hen vor ihrer größ­ten Bewäh­rungs­pro­be im Baufinanzierungsmarkt

Der dop­pel­te Druck auf die Baufinanzierung