Jan Wich­mann

Wie las­sen sich die Ver­fah­ren der künst­li­chen Intel­li­genz so ein­set­zen, dass Kun­den und Unter­neh­men unter dem Strich einen Vor­teil dar­aus zie­hen kön­nen? Die­sen Spa­gat will das Mün­che­ner Start­up BANKS­a­pi voll­zie­hen. Mit­tels Ban­cassu­rance 2.0 soll der Kun­de ein “finan­zi­el­les Blut­bild” aus einer Hand erhal­ten. Aus­gangs­punkt ist der Kon­to­aus­zug: sozioökonomische Daten, erwei­tert um kon­tex­tu­el­le Infor­ma­tio­nen. Auf Basis der Dia­gno­se kann der Kun­de zusam­men mit sei­ner Bank und/​oder sei­nem Ver­si­che­rer Schrit­te ein­lei­ten, um sei­ne Finan­zen an sei­ne Lebens­si­tua­ti­on anzu­pas­sen und mög­li­chen Eng­päs­sen in der Zukunft vor­zu­beu­gen.  Im Gespräch mit Bank­stil erläu­tert Jan Wich­mann (Foto), Co-Foun­der von BANKS­a­pi, u.a. wel­che Anwen­dungs­fäl­le schon exis­tie­ren, an wel­chen Stel­len die künst­li­che Intel­li­genz zum Zuge kommt, was BANKS­a­pi von ande­ren Daten­ag­gre­ga­to­ren unter­schei­det und war­um das Unter­neh­men mit “Daten­schutz made in Ger­ma­ny” wirbt. 

  • Herr Wich­mann, was genau macht BANKSapi?

BANKS­a­pi GmbH ist ein Ban­king-as-a-Ser­vice Pro­vi­der aus München. Wir stel­len eine API bereit, mit der User auf ihre Kon­ten, Kre­dit­kar­ten, Bausparkassenverträge und Depots mit­tels der Front­end-Anwen­dun­gen unse­rer Lizenz­neh­mer zugrei­fen kön­nen: BANKS/​Connect und WEALTH/​Connect.

Mit INSUR/​Connect klas­si­fi­zie­ren wir Kon­to­um­sät­ze nach Ver­si­che­rungs­pro­duk­ten, rei­chern die­se auto­ma­ti­siert um Versicherungsumsätze an und erstel­len voll­di­gi­tal einen Ver­si­che­rungs­ord­ner. Ver­si­che­rer und Finanz­ver­trie­be pro­fi­tie­ren mit unse­rem Soft­ware-as-a-Ser­vice- Modell von der PSD2 und können ihren End­kun­den somit inno­va­ti­ve digi­ta­le Ser­vices anbieten.

Durch die auto­ma­ti­sier­te Extrak­ti­on des Ver­si­che­rungs­ord­ners aus den Kontoumsätzen erhal­ten Ver­si­che­rer einen Überblick über die agg­re­gier­te Finanz­si­tua­ti­on ihrer End­kun­den. Vor­aus­set­zung dafür ist deren Zustim­mung. Absi­che­rungs- und Versorgungslücken können leich­ter iden­ti­fi­ziert wer­den. So lässt sich das finan­zi­el­le Blut­bild der End­kun­den ermitteln.

Wir glau­ben fest dar­an, dass das The­ma Ban­cassu­rance durch die PSD2 eine ganz neue Dyna­mik erhält: Digi­ta­le kun­den­zen­trier­te Ver­si­che­rungs- und Finanz­pro­duk­te ent­ste­hen – Pro­duk­te, die sich um den Kun­den kümmern. Hier setzt BANKS­a­pi an.

  • Was ist Ihre Rol­le und wel­che Erfah­run­gen brin­gen Sie mit?

Ich bin Co-Foun­der von BANKS­a­pi. Ich ver­ant­wor­te den Ver­trieb, ver­zahnt mit dem Busi­ness Deve­lo­p­ment und Mar­ke­ting. Dabei arbei­te ich eng mit mei­nem Kol­le­gen Rein­hard Tahedl in den The­men Stra­te­gie- und Pro­dukt­ent­wick­lung zusammen.

Vor der Gründung von BANKS­a­pi war ich Mana­ger bei KPMG im Bereich Fin­Tech & Inno­va­ti­on. Mein Fokus lag in der Stra­te­gie- und Pro­zess­be­ra­tung von Finanz­in­sti­tu­ten und Fin­Tech-Start-ups. Ich ken­ne also das Zusam­men­spiel von alter und neu­er Welt. Ich bin gelern­ter Ver­si­che­rungs­kauf­mann im Außen­dienst. Mei­nen BWL Mas­ter habe ich an der Universität Pas­sau gemacht, mei­nen MBA an der Cor­vi­nus Uni­ver­si­ty Budapest.

  • Wer sind Ihre Kunden?

Ban­ken, Ver­si­che­run­gen, unabhängige Finanz­dienst­leis­ter, FinTechs und Tel­kos. Sie erhal­ten durch unse­re Lösungen die Möglichkeit, Ban­king-Leis­tun­gen neu zu defi­nie­ren – ihre Kun­den ganz­heit­lich digi­tal zu bera­ten. Wir den­ken, dass der Kun­de sein finan­zi­el­les Blut­bild aus einer Hand haben möchte: sprich Ban­cassu­rance 2.0 – bei­spiels­wei­se eine auto­ma­ti­sier­te Alters­vor­sor­ge, ange­passt an das tatsächliche Gehalt. Goog­le hat genia­le Daten, die Kon­to­in­for­ma­tio­nen sind aber noch genia­ler. Denn mit den Kon­to­da­ten las­sen sich Versorgungslücken bestim­men, neue Pro­duk­te anhand von Lebens­er­eig­nis­sen anbie­ten, Unter- und Überversicherungen erken­nen oder aber Liquiditätsüberschüsse auto­ma­ti­siert in Fonds bezie­hungs­wei­se Akti­en plat­zie­ren – um nur eini­ge weni­ge Anwen­dun­gen zu nennen.

Ban­cassu­rance schafft Trans­pa­renz. Trans­pa­renz auf zwei Sei­ten: auf Sei­ten der End­kun­den und der Finanzdienstleister.

Ver­gan­ge­ne Woche haben wir etwa unse­ren gemein­sa­men Use-Case mit der Alten Leip­zi­ger Hal­le­sche auf der Bit­kom Digi­tal Ban­king Kon­fe­renz vorgestellt.

  • Wor­in unter­schei­det sich BANKS­a­pi von ande­ren Datenaggregatoren?

Wir glau­ben an die Möglichkeit, ein finan­zi­el­les Blut­bild von End­kun­den durch Ana­ly­tics der Kontoumsätze erstel­len zu können. So können End­kun­den in Echt­zeit ihr finan­zi­el­les Leben ver­bes­sern. Auf Basis unse­rer Machi­ne-Lear­ning- Kom­pe­tenz hel­fen wir unse­ren Lizenz­neh­mern, die Säulen Bank und Ver­si­che­run­gen auf­zu­bre­chen, um damit digi­ta­le – ins­be­son­de­re kun­den­zen­trier­te – Ser­vices für unse­re Lizenz­neh­mer zu entwickeln.

Machi­ne Lear­ning und Arti­fi­ci­al Intel­li­gence wird unser tägliches Leben verändern, auch im Finanz­dienst­leis­tungs­sek­tor. Unse­re Lizenz­neh­mer sit­zen auf enor­men Daten­ber­gen. Daten­ber­ge, die auf unse­re APIs und vor­trai­nier­te Machi­ne-Lear­ning-Model­le tref­fen. Mit Hil­fe von Daten und fort­ge­schrit­te­nen Ana­ly­se­me­tho­den las­sen sich kun­den­zen­trier­te und inno­va­ti­ve Pro­duk­te entwickeln.

Bei­spiel: Ver­si­che­run­gen mit fes­ten Lauf­zei­ten. Möchte sich der Kun­de noch für drei bis fünf Jah­re bin­den? Tra­di­tio­nel­le Mus­ter bre­chen auf und las­sen dyna­mi­sche und nut­zungs­ba­sier­te Ver­si­che­rungs­pro­duk­te ent­ste­hen – hierfür sind die Kon­to­in­for­ma­ti­ons­da­ten mehr als per­fekt. Auf Basis der Kon­to­in­for­ma­ti­ons­da­ten kann der Ver­si­che­rer dem Kun­den einen opti­ma­len Ver­si­che­rungs­schutz zusam­men­zu­stel­len, genau auf des­sen Bedürfnisse zuge­schnit­ten. Wir gehen mit INSUR/​Connect nun den ers­ten Schritt der digi­ta­len Ver­schmel­zung – Ban­cassu­rance – von Bank und Versicherung.

  • Wel­chen Vor­teil haben die Ban­ken, Ver­si­che­rer und FinTechs sowie deren Kun­den von Ihren Lösungen?

Unse­re Lizenz­neh­mer können mit Hil­fe von BANKS­a­pi ihre Online-Ser­vices intel­li­gent aus­wei­ten, ohne dabei den eige­nen tech­ni­schen Ent­wick­lungs­auf­wand zu übernehmen.

Stel­len Sie sich Ihren eige­nen Kon­to­aus­zug vor: sozioökonomische Daten, erwei­tert um kon­tex­tu­el­le Infor­ma­tio­nen – das finan­zi­el­le Blut­bild. Die­se Daten können digi­tal bei Bonitätsanfragen für Kre­di­te genutzt wer­den oder aber für die Risi­ko­be­wer­tun­gen zur Anpas­sung von Versicherungsprämien, sie können die Scha­dens­be­wer­tun­gen ver­ein­fa­chen und beschleu­ni­gen. Kurz um: Wir hel­fen dabei, Pro­duk­te und Pro­zes­se digi­tal zu ver­ein­fa­chen, und den­ken für unse­ren Lizenz­neh­mer zwei Schrit­te vor­aus – Aspek­te, die in neu­en Bank- und Ver­si­che­rungs­pro­duk­ten, die auf künstlicher Intel­li­genz basie­ren, fest ver­an­kert sein wer­den. Aber auch nega­ti­ve Ent­wick­lun­gen las­sen sich auf Basis der Kon­to­in­for­ma­tio­nen frühzeitig erken­nen, um finan­zi­el­len Ver­lus­ten vorzubeugen.

Eine Win-Win-Situa­ti­on für bei­de Sei­ten: Unse­re Lizenz­neh­mer pro­fi­tie­ren von neu­en kun­den­zen­trier­ten Geschäftsmodellen, trai­nier­ten APIs, die sich aus der Kom­bi­na­ti­on der Daten erge­ben. End­kun­den pro­fi­tie­ren von Ange­bo­ten, die zuneh­mend auf sie zuge­schnit­ten wer­den, sprich: von Finanz­pro­duk­ten, die sich um den Kun­den kümmern, nicht umgekehrt.

  • Womit ver­dient BANKS­a­pi sein Geld?

Die varia­blen Kos­ten ori­en­tie­ren sich an den monat­lich akti­ven Usern unse­rer Lizenz­neh­mer, hin­zu­kom­men monat­li­che ope­ra­ti­ve Kos­ten, also Lizenzgebühren. Unser Preis­mo­dell ist sehr kom­pe­ti­tiv und wird posi­tiv angenommen.

  • Sie wer­ben unter ande­rem mit “Daten­schutz made in Ger­ma­ny” – war­um ist Ihnen das so wichtig?

Die Daten­spei­che­rung, zum Bei­spiel von Log­in-Daten, kun­den­be­zo­ge­nen Daten oder Pro­dukt­da­ten, erfolgt in Tier‑4 Hoch­si­cher­heits­re­chen­zen­tren der DATEV eG. Die neue Daten­schutz­grund­ver­ord­nung (DSGVO) garan­tiert dem End­kun­den den vol­len Besitz sei­ner Daten, der Regu­la­tor überarbeitet Model­le im Finanz­sek­tor zur vol­len Trans­pa­renz und Ver­ant­wor­tung. Bei „Daten­schutz made in Ger­ma­ny“ geht es uns um die Sym­bio­se von Tech­no­lo­gie und Sicher­heit, bei gleich­zei­ti­gem Kun­den­fo­kus. Das lie­fern wir.

  • Wo will BANKS­a­pi in fünf Jah­ren stehen?

Kurz­fris­tig wird sich BANKS­a­pi nach erfolg­rei­cher Regis­trie­rung als Zahlungsauslöse- und Kon­to­in­for­ma­ti­ons­dienst ins­be­son­de­re auf die intel­li­gen­te Auf­ar­bei­tung von Daten kon­zen­trie­ren. Ziel ist es, unse­ren Lizenz­neh­mern Use Cases auf Basis des finan­zi­el­len Blut­bilds anbie­ten zu können. Wir wer­den unse­re Kapazitäten im Seg­ment Data Mining /​ Künstliche Intel­li­genz /​ Machi­ne Lear­ning deut­lich ausbauen.

Daten und Ana­ly­se­tools wer­den wesent­li­che Kern­trei­ber einer erfolg­rei­chen Umset­zung der digi­ta­len Trans­for­ma­ti­on unse­rer Lizenz­neh­mer sein – wir lie­fern hier­zu das Puzzelstück.

Lang­fris­tig soll sich BANKS­a­pi als führender B2B-Enabler für Use Cases rund um das finan­zi­el­le Blut­bild mit­tels Nut­zung von Künstlicher Intel­li­genz und Machi­ne Lear­ning ent­wi­ckeln. Das Ziel errei­chen wir durch ste­ti­ge Markt­be­ob­ach­tung von Kundenbedürfnissen, die Nut­zung hoch­mo­der­ner Tech­no­lo­gien, bei gleich­zei­ti­gem kon­ti­nu­ier­li­chem Mon­ti­to­ring neu­er Technologien.

  • Herr Wich­mann, bes­ten Dank für das Gespräch!

Herr Keu­per, vie­len Dank.