Nach Lage der Din­ge ist der Aus­fall der Verif­o­ne H5000 Giro­kar­ten Ter­mi­nals das Ergeb­nis eini­ger Ver­säum­nis­se der betei­lig­ten Akteu­re, ins­be­son­de­re des Ein­zel­han­dels. Eben­falls kei­ne gute Figur mach­te die Deut­schen Kre­dit­wirt­schaft mit ihrer Krisenkommunikatoin.

Da der von Verif­o­ne H5000 unter­stütz­te Stan­dard PCI 3 (Pay­ment Card Indus­try Data Secu­ri­ty) bereits zum 30. April 2021 aus­lief, durf­ten die Bestands­ge­rä­te nur noch auf Basis einer Über­gangs­re­ge­lung ein­ge­setzt wer­den. Als das End-of-Ser­vice-Datum wur­de der April 2023 fest­ge­legt. Ange­sichts des­sen wäre es an der Zeit gewe­sen, die betref­fen­den Zah­lungs­ter­mi­nals gegen neue aus­zu­tau­schen bzw. eine Update-Instal­la­ti­on durch­zu­füh­ren. Den­noch haben Ein­zel­händ­ler die ver­al­te­ten Kar­ten­le­se­ge­rä­te in neu­en Läden ein­ge­setzt. Anschei­nend hat­ten die IT-Abtei­lun­gen der gro­ßen Ein­zel­han­dels­ket­ten wie Aldi-Nord das The­ma nicht auf der Agen­da[1]Was hin­ter den Aus­fäl­len der EC-Kar­ten­ter­mi­nals steckt.

In der Kri­tik steht vor allem die man­gel­haf­te Kri­sen­kom­mu­ni­ka­ti­on der Akteu­re, wie die des Her­stel­lers Verif­o­ne, der Dienst­leis­ter Payo­ne und Con­car­dis sowie die der Deut­schen Kre­dit­wirt­schaft[2]Die Bezahl-Ver­sa­ger.

Ohne das gute alte Bar­geld wäre ein Groß­teil der Trans­ak­tio­nen nicht durch­führ­bar gewe­sen. Alles zu digi­ta­li­sie­ren und damit eine hohe Abhän­gig­keit von den dar­un­ter lie­gen­den Zah­lungs­in­fra­struk­tu­ren, Gerä­te- und Soft­ware­her­stel­lern und ande­ren Dienst­leis­tern auf­zu­bau­en, rächt sich dann, wenn die Ket­te reißt – und das kann immer wie­der vorkommen.

Der Sys­tem­theo­re­ti­ker Nikals Luh­mann war sich der Gren­zen der Tech­nik bewusst, als er schrieb: “Der Ver­such, sich gegen Risi­ken der Tech­nik durch Tech­nik zu schüt­zen, stößt offen­bar an Schran­ken[3]in: Sozio­lo­gie des Risi­kos. Je kom­ple­xer die Kopp­lun­gen, umso gra­vie­ren­der die Aus­wir­kun­gen im Stö­rungs­fall, so Luh­mann an ande­rer Stel­le: “Anders­ar­ti­ge Pro­ble­me tre­ten auf, wenn tech­ni­sche Kopp­lun­gen kom­ple­xer wer­den, das heisst: aus vie­len, ver­schie­den­ar­ti­gen und im Zeit­ein­satz varia­blen Ele­men­ten bestehen. Dann wird Zeit knapp, vor allem Zeit für eine Reak­ti­on auf Über­ra­schun­gen. Denn fes­te Kopp­lung der tech­nisch bestimm­ten Ope­ra­tio­nen heisst ja unter Zeit­ge­sichts­punk­ten: Sofor­ti­ge Kopp­lung. Das Sys­tem muss dann mit Stö­run­gen rech­nen, für deren Erken­nen und Behe­ben nicht mehr genug Zeit­re­ser­ven zur Ver­fü­gung ste­hen. Dies Pro­blem ist zunächst unab­hän­gig von der Grö­ße des Scha­dens, der aus sol­chen Stö­run­gen ent­ste­hen kann; aber es gewinnt beson­de­re Bedeu­tung im Bereich hoch­ris­kan­ter Tech­no­lo­gien, die zu Kata­stro­phen füh­ren kön­nen und bereits geführt haben” [4]in: Orga­ni­sa­ti­on und Ent­schei­dung.

Inso­fern ist es durch­aus sinn­voll, am Bar­geld als Absi­che­rung für Kri­sen­si­tua­tio­nen fest­zu­hal­ten[5]Bar­geld­ver­sor­gung in Kri­sen- und Not­fall­si­tua­tio­nen sicher­stel­len[6]„Bar­geld ist und bleibt wich­tig“