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Die BaFin geht in ihrem Bericht Risiken im Fokus 2025 auf die Risiken im Immobiliensektor ein. Laut BaFin durchläuft der Immobilienmarkt seit Mitte 2022 eine signifikante Anpassungsphase, die sich besonders im Gewerbeimmobiliensegment manifestiert. Die Preise für Büro- und Einzelhandelsimmobilien sind um etwa 17 Prozent gefallen, während gewerbliche Wohnimmobilien einen Rückgang von etwa 8 Prozent verzeichneten. Obwohl sich die Preisentwicklung Anfang 2024 von einem niedrigen Niveau aus leicht erholte, bleibt der Markt fragil und weist noch keine stabile Tendenz auf.
Die Situation wird durch mehrere Faktoren belastet: Das schwache Wirtschaftswachstum, hohe Zinsen, gestiegene Baukosten und die anhaltend hohe Kerninflation beeinträchtigen den Markt. Strukturelle Veränderungen wie erhöhte Home-Office-Quoten und der wachsende Online-Handel verschärfen die Situation zusätzlich. Das Neukreditgeschäft konnte sich von dem Einbruch Ende 2022 nicht nachhaltig erholen und blieb 2024 im historischen Vergleich schwach.
Besondere Aufmerksamkeit verdient die Entwicklung der Kreditqualität. Die Quote notleidender Kredite (NPL) im Gewerbeimmobiliensegment ist deutlich gestiegen und erreichte im dritten Quartal 2024 4,47 Prozent. Als Reaktion haben die Banken ihre Risikovorsorge erheblich aufgestockt. Eine besondere Herausforderung stellen die anstehenden Anschlussfinanzierungen dar: Mehr als die Hälfte des Kreditvolumens weist noch Zinsen unter 3 Prozent auf, und allein 2025 und 2026 stehen Neuverhandlungen für Kredite im Umfang von 100 Milliarden Euro an.
Der Versicherungssektor zeigt sich trotz Belastungen weitgehend stabil. Das Gewerbeimmobilien-Exposure macht etwa 8 Prozent der Kapitalanlagen aus, bei Pensionskassen liegt der Anteil bei etwa 12 Prozent. Die Versicherer haben ihre Bestände 2023 um etwa 7 Prozent abgewertet, bei Immobilienfinanzierungen betrug die Anpassung 11,5 Prozent.
Im Gegensatz zum Gewerbeimmobilienmarkt zeigt der Wohnimmobilienmarkt deutliche Anzeichen einer Stabilisierung. Nach den Preisrückgängen seit 2022 begannen die Preise 2024 wieder leicht zu steigen, besonders in den Top-7-Städten. Die Neukreditvergabe für Wohnimmobilien erholt sich langsam und lag in den ersten elf Monaten 2024 etwa 22 Prozent über dem Vorjahresniveau. Die Verlustraten bei Wohnimmobilienkrediten bleiben moderat, auch wenn die Risikovorsorge im dritten Quartal 2024 leicht auf 1,16 Prozent anstieg.
Diese Entwicklung basiert auf einem anhaltenden Nachfrageüberhang im Wohnungsmarkt. Die Kombination aus vorherigen Preissenkungen, Reallohnsteigerungen und leicht rückläufigen Hypothekenzinsen hat Wohnimmobilien wieder erschwinglicher gemacht. Eine stabile Arbeitsmarktlage vorausgesetzt, könnte sich diese positive Tendenz fortsetzen. Allerdings bestehen weiterhin Risiken, insbesondere bei einer möglichen Verschlechterung der Konjunktur und einem damit verbundenen Anstieg der Arbeitslosigkeit.
Die Risiken haben in letzter Zeit eher noch zu- als abgenommen. So hat die Zahl notleidender Kredite und von Zwangsversteigerungen im vergangenen Jahr deutlich zugenommen[1]Zahl notleidender Immobilienkredite und von Zwangsversteigerungen nimmt deutlich zu. Die Sparkassen sprechen derweil von “Ernüchternden Zahlen” für die deutsche Wirtschaft[2]Sparkassen: „Ernüchternde Daten“ für die deutsche Wirtschaft. Die EZB wiederum stellt bei der Kreditvergabe an Unternehmen fest, dass sich im Schlussquartal 2024 die «ausgeprägteste Verschärfung» der Richtlinien seit mehr als einem Jahr gezeigt habe[3]Banken verschärfen laut EZB-Umfrage Standards für Unternehmenskredite.
References