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Der Repomarkt als Frühindikator
Der US-amerikanische Repomarkt funktioniert als zentrale Drehscheibe der kurzfristigen Liquiditätsversorgung im globalen Finanzsystem. Banken und institutionelle Anleger leihen sich hier über Nacht oder für wenige Tage Milliarden Dollar, wobei US-Staatsanleihen als Sicherheit dienen.
Dieser Markt ist weniger ein Randphänomen als vielmehr das hydraulische System der Finanzwirtschaft: Wenn hier der Druck steigt, pflanzt sich die Spannung durch das gesamte Gefüge fort.
Gegenwärtig zeigen sich in diesem Segment erneut Engpässe. Mehrere Faktoren wirken zusammen: Die Nutzung der sogenannten Reverse-Repo-Fazilität der Federal Reserve – jenes Instruments, mit dem Finanzinstitute überschüssige Liquidität bei der Zentralbank parken – ist deutlich zurückgegangen. Gleichzeitig steigt der Finanzierungsbedarf des US-Haushalts, was das Angebot an Treasury-Papieren erhöht und Liquidität absorbiert. Politische Unwägbarkeiten um mögliche Regierungs-Shutdowns verschärfen die Unsicherheit zusätzlich.
Die Fed reagiert auf diese Entwicklung mit ihrer Standing Repo Facility, einem seit 2021 verfügbaren Instrument zur Stabilisierung der Geldmärkte. Historisch betrachtet gingen vergleichbare Stresssituationen im Repomarkt größeren Verwerfungen voraus: Die Finanzkrise 2008 wurde durch Liquiditätsprobleme in den kurzfristigen Geldmärkten beschleunigt, und im März 2020 stand das System kurzzeitig am Rande eines Zusammenbruchs, bevor massive Zentralbankinterventionen die Lage beruhigten.

