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Im Februar 2025 verkündete die Deutsche Pfandbriefbank Erholung und Dividende. Neun Monate später prognostiziert sie einen Verlust von bis zu 265 Millionen Euro. Die Geschichte einer institutionellen Selbsttäuschung – und ein Warnsignal für ein viel größeres Problem: BayernLB, LBBW, Helaba und NordLB haben zusammen 180 Milliarden Euro in Gewerbeimmobilien investiert. Die Landesbanken, die 2008 bereits über 70 Milliarden Euro Steuergeld verschlangen, steuern auf die nächste Katastrophe zu.
Im Februar 2025 präsentierte sich die Deutsche Pfandbriefbank ihren Aktionären in ungewohnter Zuversicht. Nach einem schwierigen Jahr 2024 meldete das Haus einen Gewinn vor Steuern von 104 Millionen Euro – 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Vorstandschef Kay Wolf kündigte für 2025 eine “weitere deutliche Steigerung” an. Die Dividende sollte zurückkehren: 15 Cent je Aktie. Zusätzlich plante die Bank erstmals einen Aktienrückkauf im Volumen von 15 Millionen Euro. Die Botschaft war eindeutig: Das Schlimmste liegt hinter uns.
Neun Monate später, im November 2025, folgte der Schock. Die PBB erwartete für das laufende Jahr nun einen Verlust zwischen 210 und 265 Millionen Euro[1]Deutsche Pfandbriefbank senkt ihre Ziele für das Gesamtjahr. Das Neugeschäft sollte statt der prognostizierten 6,5 bis 7,5 Milliarden nur noch 5,5 bis 6,0 Milliarden Euro erreichen. Ein Quartalsverlust im vierten Quartal wurde “ausdrücklich nicht mehr ausgeschlossen”. Der Aktienkurs brach an einem einzigen Tag um 17 Prozent ein. Wolf sprach nun von einem notwendigen “konsequenten Umbau” – dieselbe Rhetorik, die bereits ein Jahr zuvor zu hören gewesen war.
Was war geschehen? Wie konnte eine Bank, die im Februar Erholung verkündete und Dividenden ausschüttete, neun Monate später vor einem dreistelligen Millionenverlust stehen? Die Antwort ist unangenehm: Die Februar-Erholung war eine Illusion. Die strukturellen Probleme waren nie gelöst worden – sie waren nur überdeckt, verschleppt, verwaltet statt bewältigt. Die PBB verkörpert damit exemplarisch ein deutsches Muster im Umgang mit existenziellen Krisen: die institutionelle Selbsttäuschung, die Stabilisierung mit Lösung verwechselt.
Doch die eigentliche Brisanz liegt nicht in dieser einzelnen Bank. Die PBB mit ihren 30 bis 40 Milliarden Euro Gewerbeimmobilien-Exposure ist nur der Kanarienvogel im Bergwerk. Das systemische Risiko sitzt bei den großen Landesbanken: BayernLB mit ihrer Tochter DKB (66 Milliarden Euro Gewerbeimmobilien-Exposure), LBBW (63 Milliarden), Helaba (43 Milliarden), NordLB (18 Milliarden) – zusammen über 180 Milliarden Euro.
Diese Institute, die 2008 bereits über 70 Milliarden Euro Steuergeld verschlangen, stehen möglicherweise vor der nächsten existenziellen Krise. Und diesmal hat der Staat deutlich weniger fiskalischen Spielraum.
Die Geschichte der PBB ist damit mehr als die Geschichte einer gescheiterten Erholung. Sie ist die Anatomie eines Musters, das Deutschland teuer zu stehen kommen könnte
Die verschleierte Krise
Die Warnsignale waren nicht neu – sie waren nur konsequent ignoriert worden. Bereits im Februar 2024, ein Jahr vor der vermeintlichen Erholung, hatte die Ratingagentur S&P die PBB von BBB auf BBB- herabgestuft – nur noch eine Stufe über Non-Investment-Grade. Bankstil hatte auf die existenzielle Bedrohung hingewiesen[2]Pfandbriefbank schlittert in die Krise[3]vgl. dazu: Scheinbelebung am deutschen Immobilienmarkt: Ein weiterer Ratingschritt würde institutionelle Investoren zum Verkauf zwingen und die Refinanzierungskosten dramatisch erhöhen. Die strukturelle Parallele zu 2007/2008 war offensichtlich: Beide Institute – PBB und Aareal Bank – hatten bereits während der Finanzkrise Staatshilfen in Milliardenhöhe benötigt.
Auch die Dimension der US-Gewerbeimmobilienkrise war seit Februar 2024 bekannt. Barry Stern…
References

