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Die ita­lie­ni­sche Groß­bank UniCre­dit hat im Juli 2025 ihren Anteil an der Com­merz­bank durch die Wand­lung von Deri­va­ten in Akti­en auf rund 20 % ver­dop­pelt und ist damit zum größ­ten Aktio­när auf­ge­stie­gen – noch vor dem deut­schen Staat, der etwa 12 % hält. Mög­lich wur­de dies nach Erhalt aller regu­la­to­ri­schen Geneh­mi­gun­gen, unter ande­rem von der Euro­päi­schen Zen­tral­bank, der US-Noten­bank und dem Bun­des­kar­tell­amt[1]UniCre­dit: Deri­va­te-Tausch macht UniCre­dit zum größ­ten Com­merz­bank-Aktio­när[2]UniCre­dit wird größ­ter Com­merz­bank-Aktio­när[3]Com­merz­bank wirft UniCre­dit unab­ge­spro­che­ne Anteils­er­hö­hung vor.

Details des Vorgangs

  • Deri­va­te-Tausch: UniCre­dit hat­te zuvor über Finanz­in­stru­men­te (Deri­va­te) Zugriff auf rund 29 % der Com­merz­bank-Antei­le. Nun wur­den etwa 10 % davon in Akti­en umge­wan­delt, sodass UniCre­dit aktu­ell rund 20 % direkt hält. Wei­te­re 9 % könn­ten zu einem spä­te­ren Zeit­punkt eben­falls in Akti­en getauscht werden.
  • Regu­la­to­ri­sche Geneh­mi­gun­gen: Die Auf­sto­ckung erfolg­te nach Zustim­mung aller rele­van­ten Auf­sichts­be­hör­den. Das Bun­des­kar­tell­amt sieht kei­ne wett­be­werbs­recht­li­chen Pro­ble­me und wür­de eine wei­te­re Erhö­hung bis knapp unter 30 % nicht verhindern.
  • Schwel­le für Über­nah­me­an­ge­bot: Soll­te UniCre­dit die Betei­li­gung auf 30 % oder mehr erhö­hen, wäre sie gesetz­lich ver­pflich­tet, ein offi­zi­el­les Über­nah­me­an­ge­bot an die übri­gen Aktio­nä­re zu unterbreiten.

Reak­tio­nen und Einordnung

  • Com­merz­bank und Bun­des­re­gie­rung: Die Com­merz­bank kri­ti­sier­te das Vor­ge­hen als „erneut nicht abge­stimmt“ und beton­te, dass die Eigen­stän­dig­keit und stra­te­gi­sche Aus­rich­tung des Hau­ses nicht beein­träch­tigt wer­de. Auch die Bun­des­re­gie­rung lehnt das „unab­ge­stimm­te und unfreund­li­che Vor­ge­hen“ ab und bekräf­tigt ihr Ziel einer unab­hän­gi­gen Commerzbank.
  • Gewerk­schaf­ten: Die Gewerk­schaft Ver­di spricht von „feind­li­chen Über­nah­me­ak­ti­vi­tä­ten“ und sieht kei­ne ver­trau­ens­bil­den­den Maß­nah­men im Vor­ge­hen von UniCredit.
  • UniCre­dit-Stra­te­gie: CEO Andrea Orcel ver­folgt wei­ter­hin das Ziel, die Com­merz­bank mit der deut­schen UniCre­dit-Toch­ter Hypo­Ver­eins­bank (HVB) zusam­men­zu­füh­ren. Er argu­men­tiert, eine Annä­he­rung brin­ge wirt­schaft­li­che, sozia­le und poli­ti­sche Vor­tei­le. Orcel hat­te mehr­fach ver­sucht, die Bun­des­re­gie­rung zu Gesprä­chen zu bewe­gen, stieß jedoch auf Ablehnung.

Bedeu­tung und Ausblick

  • Über­nah­me­spe­ku­la­tio­nen: Die Akti­on hat die Spe­ku­la­tio­nen über eine mög­li­che voll­stän­di­ge Über­nah­me der Com­merz­bank durch UniCre­dit neu ent­facht. Orcel betont, dass man kei­ne Eile habe, aber die Opti­on offen­hal­te, wei­te­re Antei­le zu erwerben.
  • Akti­en­kurs: Seit dem Ein­stieg von UniCre­dit ist der Kurs der Com­merz­bank-Aktie deut­lich gestie­gen, was eine Über­nah­me ver­teu­ern würde.
  • Poli­ti­sche Dimen­si­on: Die Bun­des­re­gie­rung und Arbeit­neh­mer­ver­tre­ter set­zen wei­ter­hin auf eine eigen­stän­di­ge Com­merz­bank und leh­nen einen Ver­kauf an UniCre­dit ab.

Zusam­men­fas­sung der wich­tigs­ten Punkte

UniCre­dit hat mit dem Deri­va­te-Tausch das Kräf­te­ver­hält­nis bei der Com­merz­bank fun­da­men­tal ver­scho­ben und den Über­nah­me­po­ker um Deutsch­lands zweit­größ­te bör­sen­no­tier­te Bank neu entfacht.