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In dem Jah­res­wirt­schafts­be­richts 2025 der Bank für Inter­na­tio­na­len Zah­lungs­aus­gleich (BIZ) befasst sich das Kapi­tel The next-gene­ra­ti­on mone­ta­ry and finan­cial sys­tem mit der Ent­wick­lung des Geld- und Finanz­sys­tems der nächs­ten Gene­ra­ti­on. Es betont die kon­ti­nu­ier­li­che Evo­lu­ti­on des Geld­sys­tems, das durch tech­no­lo­gi­schen Fort­schritt und die Visi­on der Toke­ni­sie­rung vor­an­ge­trie­ben wird.

Das Geld- und Finanz­sys­tem der nächs­ten Generation

Im Mit­tel­punkt die­ser Visi­on steht die Toke­ni­sie­rung, ein Pro­zess, bei dem Ansprü­che auf rea­le oder finan­zi­el­le Ver­mö­gens­wer­te auf einer pro­gram­mier­ba­ren Platt­form erfasst wer­den. Dies ermög­licht die Inte­gra­ti­on von Nach­rich­ten­über­mitt­lung, Abstim­mung und Ver­mö­gens­über­tra­gung in einem ein­zi­gen, naht­lo­sen Vor­gang. Ein “Uni­fied Led­ger” (ver­ei­nig­tes Regis­ter), das toke­ni­sier­te Zen­tral­bank­re­ser­ven, Geschäfts­ban­ken­geld und Finanz­an­la­gen zusam­men­führt, könn­te die Vor­tei­le der Toke­ni­sie­rung voll aus­schöp­fen.  Die Toke­ni­sie­rung ver­spricht, bestehen­de Rei­bungs­ver­lus­te und Inef­fi­zi­en­zen zu über­win­den und neue Ver­trags­mög­lich­kei­ten zu eröff­nen, ins­be­son­de­re bei grenz­über­schrei­ten­den Zah­lun­gen und Kapitalmärkten.

Drei Tests für Geld: Ein­heit­lich­keit, Elas­ti­zi­tät und Integrität

Das Doku­ment hebt drei ent­schei­den­de Kri­te­ri­en für die Funk­ti­ons­fä­hig­keit von Geld hervor:

  1. Ein­heit­lich­keit (Sing­le­ness): Geld muss zu glei­chen Bedin­gun­gen akzep­tiert wer­den, unab­hän­gig davon, von wel­cher Bank es aus­ge­ge­ben wur­de, und die End­ab­rech­nung muss zum Nenn­wert erfol­gen. Dies wird durch Zen­tral­bank­re­ser­ven als ver­trau­ens­wür­di­ges End­ab­rech­nungs­me­di­um gewährleistet.
  2. Elas­ti­zi­tät: Das Sys­tem muss fle­xi­bel genug sein, um den Bedarf an gro­ßen Zah­lun­gen zu decken und Eng­päs­se zu ver­mei­den. Das aktu­el­le zwei­stu­fi­ge Ban­ken­sys­tem, in dem Zen­tral­ban­ken Reser­ven elas­tisch bereit­stel­len und Geschäfts­ban­ken Geld durch Kre­dit­ver­ga­be schaf­fen, erfüllt die­ses Kriterium.
  3. Inte­gri­tät: Das Geld­sys­tem muss vor Finanz­kri­mi­na­li­tät und ande­ren ille­ga­len Akti­vi­tä­ten geschützt sein.

Die Rol­le von Stablecoins

Sta­b­le­co­ins, die dar­auf abzie­len, einen sta­bi­len Wert im Ver­hält­nis zu Fiat-Wäh­run­gen zu bie­ten, wer­den in dem Bericht kri­tisch bewer­tet. Obwohl sie eini­ge Merk­ma­le von Geld auf­wei­sen und als Zugang zum Kryp­to-Öko­sys­tem die­nen, fal­len sie bei den drei genann­ten Tests durch:

  • Inte­gri­tät: Sta­b­le­co­ins sind anfäl­lig für ille­ga­le Akti­vi­tä­ten auf­grund ihrer Pseud­ony­mi­tät und des Man­gels an Know-Your-Cus­to­mer (KYC)-Standards, was sie zu einer bevor­zug­ten Wahl für Kri­mi­nel­le macht.
  • Ein­heit­lich­keit: Sie ver­hal­ten sich wie digi­ta­le Inha­ber­pa­pie­re und kön­nen zu unter­schied­li­chen Wech­sel­kur­sen gehan­delt wer­den, was die Ein­heit­lich­keit untergräbt.
  • Elas­ti­zi­tät: Ihre Aus­ga­be erfor­dert in der Regel eine voll­stän­di­ge Vor­ab­zah­lung durch die Inha­ber, was die Elas­ti­zi­tät ein­schränkt und sich grund­le­gend von der Fähig­keit der Ban­ken unter­schei­det, ihre Bilan­zen elas­tisch zu erweitern.

Zusätz­lich ber­gen Sta­b­le­co­ins Risi­ken für die mone­tä­re Sou­ve­rä­ni­tät, ins­be­son­de­re in Schwel­len- und Ent­wick­lungs­län­dern, und kön­nen bei wei­te­rem Wachs­tum Finanz­sta­bi­li­täts­ri­si­ken durch Ver­drän­gungs­ef­fek­te und Brand­ver­käu­fe verursachen.

Die Visi­on der BIZ: Toke­ni­sie­rung auf bewähr­ten Grundlagen

Die BIZ sieht die Zukunft des Geld­sys­tems in einer Kom­bi­na­ti­on aus bewähr­ten Prin­zi­pi­en und inno­va­ti­ven Tech­no­lo­gien. Ein toke­ni­sier­tes Finanz­sys­tem, das auf toke­ni­sier­ten Zen­tral­bank­re­ser­ven, Geschäfts­ban­ken­geld und Staats­an­lei­hen basiert, könn­te die Grund­la­ge für die nächs­te Gene­ra­ti­on bil­den. Sol­che Platt­for­men wür­den eine ato­ma­re Abwick­lung (gleich­zei­ti­ger Aus­tausch von Ver­mö­gens­wer­ten) ermög­li­chen, was Effi­zi­enz­ge­win­ne und neue Funk­tio­nen mit sich bringt, wäh­rend die Kern­merk­ma­le des zwei­stu­fi­gen Geld­sys­tems erhal­ten bleiben.

Anwen­dun­gen und Projekte

Das Doku­ment beschreibt, wie Toke­ni­sie­rung grenz­über­schrei­ten­de Zah­lun­gen durch die Zusam­men­füh­rung von Zah­lungs­an­wei­sun­gen und Kon­ten­ak­tua­li­sie­run­gen in einer ein­zi­gen Trans­ak­ti­on opti­mie­ren könn­te. Pro­jek­te wie “Pro­ject Pine” der New York Fede­ral Reser­ve und des BIZ Inno­va­ti­on Hub zei­gen, wie geld­po­li­ti­sche Ope­ra­tio­nen in einem voll­stän­dig toke­ni­sier­ten Sys­tem fle­xi­bler und schnel­ler durch­ge­führt wer­den könn­ten. “Pro­ject Ago­rá” ist ein kon­kre­tes Bei­spiel für die Zusam­men­ar­beit von Zen­tral­ban­ken und Finanz­in­sti­tu­ten zur Ent­wick­lung eines sol­chen Sys­tems für grenz­über­schrei­ten­de Zahlungen.

Fazit und Rol­le der Zentralbanken

Das Ver­trau­en in Geld bleibt ent­schei­dend, unab­hän­gig vom tech­no­lo­gi­schen Wan­del.  Wäh­rend Sta­b­le­co­ins bestimm­te tech­no­lo­gi­sche Bedürf­nis­se befrie­di­gen, sind ihre Ein­schrän­kun­gen beträcht­lich. Die BIZ betont die Not­wen­dig­keit, Inno­va­tio­nen auf der Grund­la­ge von Uni­fied Led­gers vor­an­zu­trei­ben, um Effi­zi­enz­ge­win­ne und neue Ver­trags­mög­lich­kei­ten zu erschlie­ßen. Zen­tral­ban­ken spie­len dabei eine kata­ly­ti­sche Rol­le, indem sie neue For­men von Geld für toke­ni­sier­te Sys­te­me bereit­stel­len, eine kla­re Visi­on für die Zukunft for­mu­lie­ren, Regu­lie­rungs­rah­men anpas­sen und öffent­lich-pri­va­te Part­ner­schaf­ten fördern.