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Ein per­fek­ter Sturm erfasst Deutsch­lands Wirt­schaft: Schwin­den­de Export­über­schüs­se, struk­tu­rel­ler Wan­del und schwä­cheln­de Welt­kon­junk­tur tref­fen zusam­men. Die Ban­ken, einst Stüt­ze des Sys­tems, wer­den nun zu des­sen Opfern. War­um Digi­ta­li­sie­rung allein sie nicht ret­ten wird.


Der per­fek­te Sturm: War­um ein gan­zes Sys­tem kollabiert

Deutsch­land war stolz auf sein Wirt­schafts­mo­dell: indus­tri­el­le Ver­ede­lung, Export­ori­en­tie­rung und ein star­kes Pre­mi­um-Seg­ment. Doch die­ses Sys­tem steht heu­te unter einem Mehr­fach­druck, der sei­ne Grund­fes­ten erschüt­tert. Meh­re­re Fak­to­ren wir­ken zusam­men und ver­stär­ken sich gegen­sei­tig zu einem per­fek­ten Sturm.

  • Ero­si­on der Export­ba­sis: Die jahr­zehn­te­lang sta­bi­len Export­über­schüs­se, die das gesam­te Sys­tem finan­zier­ten, schwin­den dra­ma­tisch. Märk­te sind gesät­tigt, der Vor­sprung im Pre­mi­um-Bereich schmilzt durch inter­na­tio­na­le Kon­kur­renz – allen vor­an Chi­na – dahin. Gleich­zei­tig belas­ten hohe Ener­gie­prei­se ener­gie­in­ten­si­ve Indus­trien und schwä­chen die Wett­be­werbs­fä­hig­keit fundamental.
  • Struk­tu­rel­le Trans­for­ma­ti­on: Der demo­gra­fi­sche Wan­del, die Digi­ta­li­sie­rung und die Dekar­bo­ni­sie­rung stel­len tra­di­tio­nel­le Geschäfts­mo­del­le grund­sätz­lich in Fra­ge. Neue tech­no­lo­gi­sche Para­dig­men – von der E‑Mobilität bis zu Platt­form-Unter­neh­men – machen eta­blier­te Indus­trien obso­let. Die his­to­risch gewach­se­ne indus­trie­po­li­ti­sche Infra­struk­tur mit ihrem dich­ten Netz aus Zulie­fe­rern und For­schungs­in­sti­tu­tio­nen ver­liert ihre Kopp­lung an die Wert­schöp­fung, da Pro­duk­ti­on und Ent­wick­lung ins Aus­land ver­la­gert werden.
  • Schwä­cheln­de Welt­kon­junk­tur: Eine anhal­tend schwa­che glo­ba­le Nach­fra­ge ver­stärkt die Pro­ble­me zusätz­lich. Die tra­di­tio­nel­le Wider­stands­fä­hig­keit der deut­schen Indus­trie gegen Kri­sen funk­tio­niert nicht mehr, da die Märk­te gesät­tigt sind und die inter­na­tio­na­le Kon­kur­renz nicht mehr über­schau­bar ist.

Die­se Export­über­schüs­se spül­ten jahr­zehn­te­lang Geld in die Kas­sen und sicher­ten Arbeits­plät­ze, Steu­er­auf­kom­men und nicht zuletzt die Sta­bi­li­tät des Ban­ken­sys­tems. Doch die­ses Fun­da­ment zeigt mitt­ler­wei­le gefähr­li­che Ris­se. Die Wett­be­werbs­fä­hig­keit ero­diert durch erstar­ken­de inter­na­tio­na­le Kon­kur­renz, eine schwä­cheln­de Welt­kon­junk­tur und struk­tu­rel­le Her­aus­for­de­run­gen. Die his­to­risch gewach­se­ne indus­trie­po­li­ti­sche Infra­struk­tur mit ihrem dich­ten Netz aus spe­zia­li­sier­ten Zulie­fe­rern und For­schungs­in­sti­tu­tio­nen ver­liert ihre Kopp­lung an die indus­tri­el­le Wert­schöp­fung, da Pro­duk­ti­on und Ent­wick­lung, wie bereits erwähnt, ins Aus­land ver­la­gert werden.

Wenn das Sys­tem implodiert

Das Bank­we­sen, die öffent­li­chen Haus­hal­te und vie­le Insti­tu­tio­nen, die tra­di­tio­nell von sta­bi­len Export­über­schüs­sen und funk­tio­nie­ren­den Wirt­schafts­struk­tu­ren mit­ge­tra­gen wur­den, ste­hen nun vor Finan­zie­rungs­lü­cken und Legi­ti­ma­ti­ons­pro­ble­men. Die Kom­bi­na­ti­on aus schrump­fen­der wirt­schaft­li­cher Basis, stei­gen­den struk­tu­rel­len Kos­ten und inter­na­tio­na­ler Kon­kur­renz lässt wenig Spiel­raum für Anpassungen.

Beson­ders dra­ma­tisch zeigt sich dies bei den Ban­ken. Regio­nal­ban­ken, die stark vom Geschäft mit dem Mit­tel­stand abhän­gen, lei­den unter Mar­gen­druck, sin­ken­den Ein­la­gen und gerin­ge­rer Kre­dit­nach­fra­ge. Lan­des­ban­ken sehen sich zusätz­lich belas­tet durch Risi­ken in Sek­to­ren wie Immo­bi­li­en und der Finan­zie­rung öffent­li­cher Unter­neh­men. Meh­re­re Ban­ken­plei­ten in jüngs­ter Zeit zei­gen, wie fra­gil der Sek­tor bei klei­nen und mit­tel­gro­ßen Insti­tu­ten gewor­den ist.

Die Illu­si­on der tech­ni­schen Lösung

Als Ant­wort auf die Kri­se set­zen Ban­ken auf Digi­ta­li­sie­rung und Struk­tur­re­for­men: mas­si­ve Inves­ti­tio­nen in digi­ta­le Infra­struk­tur, Auto­ma­ti­sie­rung von Kern­pro­zes­sen, Ent­wick­lung vir­tu­el­ler Filia­len und KI-getrie­be­ne Ana­ly­tik. Kon­so­li­die­rung und Fokus­sie­rung sol­len die Effi­zi­enz stei­gern, der Rück­bau des Fili­al­net­zes Kos­ten sen­ken. Pro­gno­sen gehen von einem Per­so­nal­rück­gang von bis zu 30 Pro­zent bis 2030 aus.

Doch all die­se Maß­nah­men blei­ben weit­ge­hend wir­kungs­los, solan­ge die wirt­schaft­li­che Basis vor Ort zusam­men­bricht. Ban­ken hän­gen unmit­tel­bar von der wirt­schaft­li­chen Gesund­heit ihrer loka­len Kun­den ab. Sin­ken­de Unter­neh­mens­ge­win­ne, stei­gen­de Insol­ven­zen und Nach­fra­ge­rück­gang im Mit­tel­stand füh­ren direkt zu weni­ger Kre­dit­an­fra­gen, höhe­ren Aus­fall­ra­ten und gerin­ge­ren Einlagen.

Das Dilem­ma der regio­nal­öko­no­mi­schen Abhängigkeit

Eine Bank kann sich digi­tal und orga­ni­sa­to­risch noch so sehr trans­for­mie­ren – am Ende bleibt sie auf robus­te, zah­lungs­fä­hi­ge Kun­den ange­wie­sen. Selbst die bes­te digi­ta­le Infra­struk­tur kann feh­len­de Geschäfts­mo­del­le oder Ein­nah­men­strö­me vor Ort nicht kom­pen­sie­ren. Trans­for­ma­ti­ons­fä­hi­ge Ban­ken wach­sen nur dort, wo regio­na­le Wert­schöp­fung, Inno­va­ti­on und Nach­fra­ge wei­ter­hin vor­han­den sind.

Ohne eine fun­da­men­ta­le wirt­schaft­li­che Erneue­rung – einen erheb­li­chen Inves­ti­ti­ons­schub und tief­grei­fen­den Struk­tur­wan­del jen­seits der klas­si­schen indus­tri­el­len Fer­ti­gung – wird das bis­he­ri­ge Modell nicht mehr finan­zier­bar. Die Neu­aus­rich­tung des deut­schen “Über­baus” erfor­dert nicht nur neue Geschäfts­mo­del­le für Ban­ken, son­dern vor allem die Wie­der­be­le­bung der regio­na­len Wertschöpfung.

Fazit: Ohne Wirt­schafts­wun­der kein Bankenwunder

Deutsch­lands Ban­ken­land­schaft steht vor einer exis­ten­zi­el­len Her­aus­for­de­rung. Die struk­tu­rel­len Refor­men und Digi­ta­li­sie­rungs­stra­te­gien sind not­wen­dig, aber nicht hin­rei­chend. Solan­ge die rea­le wirt­schaft­li­che Basis ero­diert, lau­fen selbst ambi­tio­nier­te Trans­for­ma­ti­ons­plä­ne ins Lee­re. Die nach­hal­ti­ge Siche­rung loka­ler Pro­spe­ri­tät und unter­neh­me­ri­scher Dyna­mik bleibt die unver­zicht­ba­re Grund­la­ge für eine gesun­de Bankenlandschaft.

Das deut­sche Wirt­schafts­mo­dell steckt in einer fun­da­men­ta­len Trans­for­ma­ti­on – und mit ihm sei­ne Ban­ken. Ob sie die­se Meta­mor­pho­se über­le­ben, hängt nicht nur von ihrer eige­nen Reform­fä­hig­keit ab, son­dern vor allem davon, ob es gelingt, neue Quel­len der Wert­schöp­fung zu erschlie­ßen. Andern­falls droht vie­len Häu­sern – beson­ders im länd­li­chen Raum – die wirt­schaft­li­che Existenzkrise.


Quel­len:

Ban­ken­re­port 2025

Kein Ende der Wirt­schafts­kri­se in Sicht? Das erwar­ten Deutsch­lands Ban­ken für 2025

Rie­se warnt vor nächs­ter Bankenkrise

Das deut­sche Wirt­schafts­mo­dell in der Kritik