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Was geschieht, wenn eine tra­di­ti­ons­rei­che Genos­sen­schafts­bank ihre Sys­te­me moder­ni­siert und dabei auf mas­si­ven Wider­stand ihrer Kun­den stößt? Die aktu­el­le Situa­ti­on der Spar­da-Bank Baden-Würt­tem­berg zeigt exem­pla­risch, wie schnell sich Kun­den­zu­frie­den­heit wan­deln und Ver­trau­en zer­stört wer­den kann – und wel­che Fak­to­ren dabei eine Rol­le spie­len. Eine Ana­ly­se anhand der Ver­trau­ens­ma­trix beleuch­tet die Mecha­nis­men hin­ter Kun­den­bin­dung und deren Grenzen.


Wenn Rou­ti­ne zur Her­aus­for­de­rung wird

Es ist ein Diens­tag im August, als Maria Schnei­der* (*Name geän­dert) nach 35 Jah­ren zum ers­ten Mal ernst­haft über einen Bank­wech­sel nach­denkt. Die 67-jäh­ri­ge Rent­ne­rin steht vor dem Geld­au­to­ma­ten in Waib­lin­gen, ihre Kre­dit­kar­te wird abge­lehnt – wie­der. “Ich bin mit die­ser Bank alt gewor­den”, schreibt sie spä­ter in einer Online-Bewer­tung. “Aber jetzt wird es schwie­rig.” Maria gehört zu jenen Kun­den der Spar­da-Bank Baden-Würt­tem­berg, die der­zeit mit den Fol­gen einer umfas­sen­den IT-Umstel­lung kämpfen.

Die Spar­da-Bank durch­lebt aktu­ell eine Pha­se inten­si­ver Kun­den­kri­tik. Online-Bewer­tun­gen zei­gen einen deut­li­chen Rück­gang der Zufrie­den­heit auf 1,7 von 5 Ster­nen. Auch wenn die­se Bewer­tun­gen natur­ge­mäß eine Stich­pro­be dar­stel­len und nicht reprä­sen­ta­tiv für alle 700.000 Kun­den sind, lässt die Häu­fung ähn­li­cher Beschwer­den doch Rück­schlüs­se auf brei­te­re Pro­ble­me zu. Die Situa­ti­on bie­tet einen inter­es­san­ten Ein­blick in die Mecha­nis­men von Kun­den­bin­dung und deren Belastbarkeit.

Die unsicht­ba­re Dimen­si­on von Bankbeziehungen

Ban­ken han­deln nicht nur mit Geld – sie ver­wal­ten auch Ver­trau­en und Gewohn­hei­ten. Die­se Erkennt­nis ist zen­tral für das Ver­ständ­nis von Kun­den­bin­dung im Finanz­sek­tor. Die Ver­trau­ens­ma­trix, ein Ana­ly­se­rah­men für Kun­den­be­zie­hun­gen, macht deut­lich, wel­che viel­schich­ti­gen Inves­ti­tio­nen Kun­den über Jah­re in ihre Bank­be­zie­hung einbringen.

Die­se Inves­ti­tio­nen sind viel­fäl­tig: Da ist zunächst die Zeit – jah­re­lang ler­nen Kun­den die Abläu­fe ihrer Bank ken­nen, prä­gen sich Zugangs­da­ten ein, gewöh­nen sich an Online-Ban­king-Ober­flä­chen. Dann die emo­tio­na­le Kom­po­nen­te: gemein­sam bewäl­tig­te finan­zi­el­le Her­aus­for­de­run­gen, der ers­te Kre­dit, die Bau­fi­nan­zie­rung, die Beglei­tung durch ver­schie­de­ne Lebens­pha­sen. Hin­zu kom­men Infor­ma­tio­nen: Ein­kom­mens­ver­läu­fe, Aus­ga­ben­ge­wohn­hei­ten, finan­zi­el­le Zie­le – ein Daten­schatz, den Kun­den nur ungern neu preis­ge­ben. Und schließ­lich das sozia­le Ele­ment: Wei­ter­emp­feh­lun­gen an Freun­de und Fami­lie, die mit der eige­nen Bank­wahl ver­bun­de­ne Reputation.

All die­se Fak­to­ren schaf­fen das, was Öko­no­men “Swit­ching Cos­ts” nen­nen – Wech­sel­bar­rie­ren. Doch die Ver­trau­ens­ma­trix zeigt: Die wah­ren Wech­sel­kos­ten gehen weit über prak­ti­sche Hür­den hin­aus und sind stark altersabhängig.

Das Zeit­di­lem­ma und sei­ne Auflösung

Ein zen­tra­ler Aspekt der Kun­den­bin­dung liegt im “dop­pel­ten Zeit­pro­blem”. Wer die Bank wech­seln möch­te, muss Zeit inves­tie­ren, um eine neue zu fin­den, und zusätz­lich Zeit auf­wen­den, um dort neue Rou­ti­nen zu eta­blie­ren und Ver­trau­en auf­zu­bau­en. Beson­ders für älte­re Kun­den, bei denen Zeit zur knap­pe­ren Res­sour­ce wird, wirkt dies nor­ma­ler­wei­se als star­ke Wechselbarriere.

Die aktu­el­len Erfah­rungs­be­rich­te der Spar­da-Bank-Kun­den zei­gen jedoch, dass die­se tra­di­tio­nel­len Schutz­wäl­le durch­aus durch­bro­chen wer­den kön­nen. Kun­den berich­ten von stun­den­lan­gen Ver­su­chen, das neue Online-Ban­king zum Funk­tio­nie­ren zu brin­gen, von lan­gen War­te­schlei­fen bei der Hot­line und von Kre­dit­kar­ten, die im Urlaub uner­war­tet nicht funk­tio­nie­ren. Die­se Erfah­run­gen füh­ren zu einer bemer­kens­wer­ten Umkeh­rung der Kos­ten-Nut­zen-Rech­nung: Der Ver­bleib bei der Bank wird als belas­ten­der emp­fun­den als ein poten­zi­el­ler Wechsel.

Wenn die sta­bils­te Kun­den­grup­pe wankt

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