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Die Volks­bank Braun­schweig-Wolfs­burg steht in der höchs­ten Prä­ven­ti­ons­stu­fe des Bran­chen­ver­bands BVR. Dabei tref­fen die regio­na­len Pro­ble­me – schwä­cheln­de Immo­bi­li­en­märk­te, VW-Kri­se – alle Ban­ken in der Gegend. Dass aus­ge­rech­net die Bra­wo Group zum Restruk­tu­rie­rungs­fall wird, liegt nicht an der Regi­on, son­dern an einem Geschäfts­mo­dell, das alle Kate­go­rien einer Volks­bank sprengt.

Bereits im ver­gan­ge­nen Jahr[1]Bra­wo Group – die etwas ande­re Genos­sen­schafts­bank eben­so wie im August die­sen Jah­res[2]Bra­wo Group: Zwi­schen genos­sen­schaft­li­chen Wur­zeln und Kon­zern­lo­gik war­fen wir einen kri­ti­schen Blick auf die Bra­wo-Group. Die dar­in geäu­ßer­ten Zwei­fel an der Sinn­haf­tig­keit der Unter­neh­mens­stra­te­gie schei­nen sich nun zu bewahr­hei­ten. Die Siche­rungs­ein­rich­tung der Bun­des­ver­bands der Deut­schen Volks- und Raiff­ei­sen­ban­ken stuft die Bra­wo-Group inzwi­schen als Restruk­tu­rie­rungs­fall ein[3]Volks­bank Braun­schweig-Wolfs­burg steht unter Beob­ach­tung.


Eine Volks­bank, die Restau­rants in Han­no­ver kauft, Ein­kaufs­zen­tren in Mag­de­burg erwirbt und Hotels betreibt – das klingt nach einem Miss­ver­ständ­nis. Ist es aber nicht. Die Bra­wo Group, her­vor­ge­gan­gen aus der Volks­bank Braun­schweig-Wolfs­burg, hat sich zu einem Gebil­de ent­wi­ckelt, das alle Kate­go­rien einer regio­na­len Genos­sen­schafts­bank sprengt: 380 Toch­ter­ge­sell­schaf­ten, 2.400 Mit­ar­bei­ter, bun­des­wei­te Immo­bi­li­en­ak­ti­vi­tä­ten, dazu Enga­ge­ments in Gas­tro­no­mie und Energie.

Die Siche­rungs­ein­rich­tung des Bun­des­ver­bands der Deut­schen Volks­ban­ken und Raiff­ei­sen­ban­ken hat das Insti­tut mitt­ler­wei­le in die höchs­te Prä­ven­ti­ons­stu­fe ein­ge­stuft – als soge­nann­ten Restruk­tu­rie­rungs­fall. Das bedeu­tet: Der Ver­band kann kon­kre­te Ände­run­gen der Geschäfts­po­li­tik ein­for­dern und die Bank an der kur­zen Lei­ne füh­ren, ohne dass bereits Stüt­zungs­leis­tun­gen flie­ßen müs­sen. Es ist das schärfs­te Instru­ment unter­halb eines offe­nen Rettungsfalls.

Die Bank selbst sieht das anders. Es sei nach­voll­zieh­bar, dass der Ver­band ein Insti­tut die­ser Grö­ße beglei­te und beob­ach­te, heißt es aus Wolfs­burg. Man sei eine ganz nor­ma­le Prä­ven­ti­ons­bank, kei­ne Sanie­rungs­bank. Eine Ände­rung der Stra­te­gie sei nicht gefor­dert. Die Dis­kre­panz zwi­schen Selbst­wahr­neh­mung und Ver­bands­ein­stu­fung ist bemerkenswert.

Die dop­pel­te Verwundbarkeit

Der Hin­ter­grund der ver­schärf­ten Beob­ach­tung liegt in einer Kon­stel­la­ti­on, die für Ner­vo­si­tät sorgt: ein unge­wöhn­lich stark immo­bi­li­en­las­ti­ges Geschäfts­mo­dell in einer Regi­on mit erheb­li­chen kon­junk­tu­rel­len Risi­ken. Die Bra­wo Group hat ihren Sitz in Wolfs­burg, der Stadt, deren Wohl und Wehe von einem ein­zi­gen Kon­zern abhängt. Volks­wa­gen kämpft mit Absatz­pro­ble­men, Über­ka­pa­zi­tä­ten und der Trans­for­ma­ti­on zur Elek­tro­mo­bi­li­tät. Die Immo­bi­li­en­prei­se in der Regi­on sind unter Druck geraten.

Gleich­zei­tig hat die Zins­wen­de die Bewer­tun­gen von Gewer­be­im­mo­bi­li­en bun­des­weit belas­tet. Wer in den Jah­ren nied­ri­ger Zin­sen groß inves­tiert hat, sitzt nun auf Bestän­den, deren Wert gesun­ken ist und deren Finan­zie­rung teu­rer gewor­den ist. Die Bra­wo Group trifft bei­des: regio­na­le Abhän­gig­keit und Immobilienexposure.

Das Geschäfts­mo­dell, nicht die Region

Nun könn­te man ein­wen­den, dass die regio­na­len Pro­ble­me alle Insti­tu­te in der Gegend tref­fen. Die …