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Regionalbanken sitzen in einer strategischen Zwickmühle: Ihre lokale Verwurzelung ist gleichzeitig Stärke und Schwäche. In schrumpfenden oder wirtschaftlich schwachen Regionen wird die geografische Bindung zur Falle.
Die klassischen Auswege – Diversifikation, neue Geschäftsfelder, digitale Transformation – scheitern oft an fehlenden Ressourcen und Kompetenzen.
Was bleibt, sind tatsächlich nur Fusionen oder Kooperationen. Aber hier entsteht das Paradox: Um beweglicher zu werden, schaffen sie größere, schwerfälligere Strukturen. Die entstehenden Institute haben zwar mehr Ressourcen, aber auch mehr interne Komplexität, verschiedene Kulturen, divergierende Systeme.
Die unausgesprochene Alternative: Kontrollierten Rückzug akzeptieren
Vielleicht liegt die Lösung nicht in der Expansion, sondern im kontrollierten Rückzug auf wirklich profitable Kernmärkte. Statt zu fusionieren, könnten manche Regionalbanken ihre Geschäftstätigkeit bewusst konzentrieren – auf die rentabelsten Kunden, die stabilsten Regionsegmente, die ertragsstärksten Produkte.
Das würde bedeuten: kleiner werden, aber profitabler. Filialen schließen, Märkte aufgeben, Kunden abgeben. Eine Art “strategisches Schrumpfen”, das den meisten Bankern emotional widerstrebt, aber ökonomisch sinnvoll sein könnte.
Kooperationen statt Fusionen?
Eine andere Denkrichtung: lockere Kooperationen statt vollständige Verschmelzungen. Gemeinsame Plattformen für IT, Risikomanagement oder Produktentwicklung, bei Beibehaltung der regionalen Identität und Beweglichkeit. Eine Art “Föderation” von Regionalbanken, die Skaleneffekte nutzt, ohne die lokale Flexibilität zu opfern.
Das systemische Problem
Ohne außergewöhnliche Persönlichkeiten bleiben auch diese Wege schwer umsetzbar. Kontrollierten Rückzug zu akzeptieren erfordert Mut. Innovative Kooperationsmodelle zu entwickeln braucht Vision. Beides ist – wie Sie richtig konstatieren – in Krisenzeiten knapp.
Vielleicht ist der Teufelskreis nur durch externe Schocks zu durchbrechen: durch regulatorische Eingriffe, die Fusionen erzwingen, oder durch Krisen, die so tief sind, dass sie auch mittelmäßige Manager zu radikalen Entscheidungen zwingen.
Die traurige Ironie: Regionalbanken bräuchten gerade jetzt die Transformationsfreiheit und visionäre Führung der Jahrhunderte-Banken. Haben aber strukturell bedingt am wenigsten Zugang dazu.