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Von Ralf Keuper
Die Bank des Erzbistums Paderborn, des reichsten Bistums Deutschlands, schließt sich mit der des Erzbistums Köln zusammen. Mit einer Bilanzsumme von 8,6 Mrd. Euro zählt das neue Institut, das als Pax-Bank für Kirche und Caritas firmiert, zu den größten kirchlichen und nachhaltigen Banken Deutschlands[1]Eine der größten christlich-nachhaltigen Banken Deutschlands entsteht. Die Bank hat ihren juristischen Sitz in Paderborn mit gleichberechtigten Verwaltungssitzen in Paderborn und Köln[2]Wer sich jetzt verwundert die Augen reibt, warum ausgerechnet Paderborn im Lead ist, sollte sich die Bemerkung zu Beginn des Beitrags vor Augen führen. Das Erzbistum Paderborn ist mit einem … Continue reading.
Anpassung des Geschäftsmodells
Die Fusion ist – ganz nüchtern betrachtet – Ausdruck der Anpassung des Geschäftsmodells der katholischen Kirche auf die sich wandelnden Umweltbedingungen[3]Letztlich geht es um nichts anderes. Langlebige Organisationen wie die katholischen Kirche mussten sich in der Vergangenheit schon immer mithilfe von Banken bzw. Bankiers an veränderte … Continue reading.
Strategische Diversifizierung der Finanzquellen mithilfe der Kirchenbanken
Die katholische ebenso wie die evangelische Kirche in Deutschland, sind einer anhaltenden Austrittswelle und dadurch bedingten sinkenden Einnahmen durch die Kirchensteuer konfrontiert. Die Kirchenbanken übernehmen eine wichtige Rolle, um neue Einnahmequellen ausfindig zu machen und zum Sprudeln zu bringen[4]400 Milliarden Euro schwer – so investieren die beiden großen Kirchen in Deutschland[5]Kirchenbanken bewegen Milliarden.
Zwar bleiben die Kirchensteuern, die 2023 um etwa 5% auf 6,51 Milliarden Euro sanken, die wichtigste Einnahmequelle, doch kirchliche Banken und alternative Finanzinstrumente gewinnen an Bedeutung. Hier die zentralen Maßnahmen und Einnahmekanäle:
Kirchliche Banken als Finanzierungsinstrumente
- KD-Bank (evangelisch) und BiB (katholisch) verwalten Milliardenvermögen und finanzieren kirchliche Sozialeinrichtungen wie Krankenhäuser oder Pflegeheime. Die BiB allein verwaltet 6,5 Milliarden Euro und vergibt Kredite im Umfang von 4,5 Milliarden Euro .
- Privatkundengeschäft: Kirchliche Banken agieren zunehmend als Universalbanken und bieten konkurrenzfähige Konditionen für Tages-/Festgeld, was zu höheren Privatkundeneinnahmen führt (10% der Bilanzsumme bei KD-Bank) .
- Vatikanbank IOR: Erzielte 2024 einen Nettogewinn von 32,8 Millionen Euro (+7%) und schüttete 13,8 Millionen Euro als Dividende an den Papst aus. Sie verwaltet 5,7 Milliarden Euro kirchlicher Vermögen unter ethischen Anlagerichtlinien .
Alternative Einnahmequellen
- Immobilieninvestments:
- In Warschau generiert die Erzdiözese über 4 Millionen Złoty jährlich durch Vermietung von Büroflächen (z.B. an die EU-Kommission)
- In Deutschland betreibt die Kirche über Tochterunternehmen Luxus-Seniorenresidenzen
- Wertpapiere:
- Das Erzbistum Paderborn hält ein Aktiendepot im Wert von 570 Millionen Euro, während das Gesamtvermögen der deutschen Kirche auf bis zu 200 Milliarden Euro geschätzt wird
- Spekulative Geschäfte
- Recherchen belegen Immobilienspekulationen in Europa, etwa durch lukrative Grundstücksverkäufe in Schweden/Belgien oder den Bau des größten Kinderkrankenhauses Roms durch den Vatikan via Immobiliendeals
Strategische Reservebildung
- Bistümer wie Paderborn bilden Rücklagen (ca. 700 Millionen Euro), um Einnahmeschwankungen auszugleichen . Gleichzeitig sinkt die reale Kaufkraft der Kirchensteuer inflationsbereinigt seit 2019 kontinuierlich , was die Dringlichkeit neuer Geschäftsmodelle unterstreicht.
Gesundheit und Soziales als lukratives Geschäftsfeld
Nicht vergessen werden sollte die Rolle der Ordensgemeinschaften, die ebenfalls durchaus geschäftstüchtig sind, wie die Alexianer. Die Alexianer GmbH mit Sitz in Münster bezeichnet sich selbst mit 34.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als eines der größten Gesundheitsunternehmen. Das, wenn man so will, evangelische Gegenstück ist die v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel mit Sitz in Bielefeld. Mit 24.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das größte Sozialunternehmen in Europa und der größte Arbeitgeber in der Stadt Bielefeld.
Ganz zu schweigen von Caritas und Diakonie
Der Staat schätzt die Kirche übrigens als zuverlässigen Dienstleister. Wären sie nicht, müsste er die Aufgaben selbst wahrnehmen, was wohl nur zu höheren Kosten ginge und ihn zusätzlich der Kritik aussetzen würde. Da sind die Kirchen (noch) in einer besseren Position.
Zusammenfassend setzt die Kirche auf eine Dreifachstrategie: Effizienzsteigerung kirchlicher Banken, aggressive Expansion im Immobiliensektor und Aufbau von Wertpapierportfolios. Diese Maßnahmen sollen den Einbruch der Kirchensteuer (2023: ‑330 Mio. Euro ) kompensieren, stoßen jedoch teils auf Kritik an mangelnder “christlicher” Ausrichtung der Geschäftspraktiken
References
↑1 | Eine der größten christlich-nachhaltigen Banken Deutschlands entsteht |
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↑2 | Wer sich jetzt verwundert die Augen reibt, warum ausgerechnet Paderborn im Lead ist, sollte sich die Bemerkung zu Beginn des Beitrags vor Augen führen. Das Erzbistum Paderborn ist mit einem geschätzten Vermögen von über 7 Mrd. Euro mehr als doppelt so reich wie das Erzbistum Köln, das bis dahin als die reichste Diözese Deutschland galt. Auf Platz zwei ist übrigen das Erzbistum München |
↑3 | Letztlich geht es um nichts anderes. Langlebige Organisationen wie die katholischen Kirche mussten sich in der Vergangenheit schon immer mithilfe von Banken bzw. Bankiers an veränderte Einnahmenstrukturen anpassen – man denke nur an die Fugger |
↑4 | 400 Milliarden Euro schwer – so investieren die beiden großen Kirchen in Deutschland |
↑5 | Kirchenbanken bewegen Milliarden |