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Von Ralf Keuper
Analysten teilen regelmäßig ihre Ansichten zu Aktien, Bewegungen an der Börse sowie zu geopolitischen und makroökonomischen Entwicklungen mit. Nur – wie lassen sich die Einschätzungen der Analysten bewerten.
Ein Mittel dazu ist m.E. die Bewertungsmatrix zur Beurteilung von Analysten-Kommentaren, die ich mithilfe generativer KI erstellt habe.
Testhalber habe ich von Claude.ai einen typischen Analysten-Beitrag bewerten lassen.
Das Ergebnis, nun ja …
Bewertung nach Prüfkriterien
Erzählperspektive ⚠️ Kritisch
Der Text ist stark personalisiert und inszeniert. Die Darstellung ist nicht neutral, sondern werblich-verkäuferisch aufgebaut.
Sprachstil ⚠️ Kritisch
Hochgradig emotional und dramatisch: “ungutes Gefühl”, “Zolldrama”, “Showdown”, “massive Chancen”. Die Sprache ist euphorisch statt sachlich.
Dramaturgie ⚠️ Sehr kritisch
Permanente Dramatisierung mit Superlatives: “enorme Aufholpotenzial”, “außergewöhnlich hohe Renditechancen”, “China-Tech-Volltreffer”. Starke Sensation wird als Marketing-Instrument genutzt.
Fakten vs. Meinung ⚠️ Sehr kritisch
Behauptungen werden nicht von Fakten getrennt. Keine überprüfbaren Quellen. Aussagen wie “beide Seiten aufeinander angewiesen” bleiben unbelegte Thesen.
Aktualität ⚠️ Mangelhaft
Bezug auf “gestrige Empfehlung” und “13. Oktober”, aber keine konkreten, nachvollziehbaren Daten oder Belege.
Autorität/Kompetenz ⚠️ Unklar
“China-Experte wird genannt, aber Track Record, Qualifikation oder bisherige Erfolgsquote werden nicht transparent gemacht.
Absicht/Interesse ⚠️ Sehr kritisch
Klare Verkaufsabsicht: “Hier können Sie sich jetzt noch die Gratis-Ausgabe sichern”. Der Text dient primär dem Verkauf eines Börsenbriefs, nicht der neutralen Information.
Interessenkonflikte ⚠️ Sehr kritisch
Massive wirtschaftliche Interessen (Verkauf des Börsenbriefs), die zwar erkennbar, aber nicht offen deklariert werden. Keine Transparenz über eventuelle Positionen.
Risikohinweise ⚠️ Sehr kritisch
Risiken werden praktisch nicht erwähnt. Nur “eingekauftes Risiko im Depot” wird nebenbei genannt, aber sofort relativiert. Einseitige Darstellung nur der Chancen.
Überprüfbarkeit ⚠️ Sehr kritisch
“Zweistellig im Plus” – keine konkreten Zahlen. Keine nachprüfbaren Daten, Namen der Aktien oder unabhängige Quellen. Komplett intransparent.
Hype/Modethemen ⚠️ Kritisch
Aktuelle geopolitische Themen (Trump, China-USA-Konflikt) werden für Aufmerksamkeit instrumentalisiert. Klassische Angst-/Gier-Ansprache.
Methoden-Transparenz ⚠️ Sehr kritisch
Null Transparenz über Auswahlkriterien, Analysemethoden oder Bewertungsmodelle. Wie wird “Top-Pick” definiert?
Gesamtfazit: HOHES RISIKO – NICHT SERIÖS
Der Text erfüllt nahezu keines der Qualitätskriterien für seriöse Börsenanalyse. Es handelt sich um klassisches Marketing-Material mit folgenden Warnsignalen:
❌ Emotionale Manipulation statt sachlicher Analyse
❌ Keine Transparenz bei Methoden und Interessenkonflikten
❌ Einseitige Darstellung ohne Risikohinweise
❌ Nicht nachprüfbare Erfolgsbehauptungen
❌ Primäres Ziel: Verkauf eines kostenpflichtigen Produkts
Empfehlung: Dieser Text sollte mit höchster Skepsis betrachtet werden. Investitionsentscheidungen sollten niemals auf Basis solcher Werbetexte getroffen werden.