Eine spanische Großbank investiert in eine asiatische Plattform mit Blockchain-Ambitionen. Das klingt nach Buzzword-Bingo – ist aber ein nüchterner Blick auf die Kapitallogik des Trade-Finance-Marktes wert.
BBVA führt eine Serie-A-Runde über 30 Millionen US-Dollar für Olea an, einen 2021 gegründeten Trade- und Supply-Chain-Finance-Plattformanbieter mit MAS-Lizenz[1]MAS steht für Monetary Authority of Singapore – die Zentralbank und Finanzaufsichtsbehörde Singapurs in einer Institution. Eine MAS-Lizenz bezeichnet eine Genehmigung dieser Behörde für … Continue reading in Singapur. Das Unternehmen entstand als Joint Venture von Standard Chartered (SC Ventures) und Linklogis, hat nach eigenen Angaben über drei Milliarden Dollar Finanzierungsvolumen in mehr als 70 Handelskorridoren abgewickelt und zählt über 1.000 Kunden. Neben BBVA beteiligen sich XDC Network, theDock und der Bestandsinvestor SC Ventures. Das Geld soll in KI-Analytics, Web3-Anwendungen, Embedded Finance und geografische Expansion fließen.
Nicht Technologie kaufen, sondern Zugang
Für BBVA ist der strategische Kern des Deals weniger technologisch als vertrieblich. Die Bank kauft sich in ein funktionierendes Netzwerk zur Geschäftsanbahnung ein, statt selbst eines aufzubauen. Sie vertieft eine Allianz, die sie bereits für ihre SCF-Expansion nach Asien nutzt, und positioniert sich im fragmentierten Segment der Supply-Chain-Finanzierung für mittelgroße Unternehmen in Schwellenländern – ein Markt, den klassische Hausbanken wegen KYC-Komplexität, Bilanzrestriktionen und operativer Aufwände nur begrenzt adressieren.
Der nominelle Betrag ist überschaubar, der Hebel nicht: Gebühreneinnahmen aus der Geschäftsanbahnung, bilanzschonende Modelle ohne hohe Kapitalbindung und Zugang zu alternativen Anlegern, die Forderungen aus der Handelsfinanzierung zunehmend als eigene Anlageklasse betrachten.
Olea im Vergleich zu klassischen SCF-Anbietern
Um zu verstehen, was Olea von etablierten Anbietern wie PrimeRevenue oder Demica unterscheidet, lohnt ein Blick auf die Architektur der Geschäftsmodelle.
PrimeRevenue konzentriert sich auf die Optimierung des Betriebskapitals für Großunternehmen. Die Plattform vermittelt zwischen Lieferanten und Finanzierern, bleibt selbst bilanzschonend und verdient an Gebühren. Banken sind hier eine Finanzierungsquelle innerhalb eines neutralen Netzwerks.
Demica, inzwischen Teil von FIS, liefert eine Infrastruktur für mehrere Kapitalgeber in komplexen, großvolumigen Programmen. Die Plattform ist tief in die Abwicklungssysteme der Banken integriert und orchestriert Strukturierung, Berichtswesen und Verbriefung. Das ökonomische Risiko wandert über Zweckgesellschaften und Investoren aus der Bankbilanz.
Olea positioniert sich anders: als lizenzierter Marktplatz, der Unternehmen mit Bedarf an Betriebskapital und Anleger zusammenbringt, die Forderungen aus der Handelsfinanzierung als eigene Anlageklasse suchen. Banken wie …
References
| ↑1 | MAS steht für Monetary Authority of Singapore – die Zentralbank und Finanzaufsichtsbehörde Singapurs in einer Institution. Eine MAS-Lizenz bezeichnet eine Genehmigung dieser Behörde für regulierte Finanzdienstleistungen. Im Fall von Olea handelt es sich um eine Capital Markets Services Licence, die zur Erbringung von Kapitalmarktdienstleistungen berechtigt – etwa zur Vermittlung von Wertpapieren, zum Handel für Rechnung Dritter oder zur Fondsverwaltung. Für eine Plattform wie Olea, die Forderungen aus der Handelsfinanzierung an institutionelle Anleger vermittelt, ist diese Lizenz der regulatorische Rahmen, um als seriöser Intermediär aufzutreten. Singapur hat sich bewusst als Standort für solche Finanzinfrastrukturen positioniert – mit vergleichsweise klaren Regeln, auch für neuere Bereiche wie tokenisierte Vermögenswerte. |
|---|
