Chris­tia­ne Neumüller

Die Zahl der Ban­ken, die sich mit dem Poten­zi­al der Block­chain für ihr Geschäfts­mo­dell aus­ein­an­der­set­zen, nimmt ste­tig zu. Par­al­lel dazu brin­gen sich Infra­struk­tur­dienst­leis­ter in Stel­lung. Einer davon ist die SIA Group, die bereits seit eini­ger Zeit in Deutsch­land aktiv ist. 

Im Gespräch mit Bank­stil erläu­tert Chris­tia­ne Neu­mül­ler (Foto), Coun­try Mana­ger Ger­ma­ny of SIA, was SIA dazu bewo­gen hat, mit der SIAchain an den Markt zu gehen, wel­che Vor­tei­le die Ban­ken davon haben und wel­che wei­te­ren Schrit­te geplant sind. 

  • Frau Neu­mül­ler, in wel­chen Berei­chen ist SIA aktiv?

Wir sind Dienst­leis­ter für Finanz­in­sti­tu­te, Zen­tral­ban­ken, Unter­neh­men und Behör­den. Dabei pla­nen, rea­li­sie­ren und mana­gen wir tech­no­lo­gi­sche Infra­struk­tu­ren in den Berei­chen Zah­lungs­ver­kehr, Kar­ten, Netz­werk­diens­te und Kapi­tal­märk­te und gehö­ren mitt­ler­wei­le zu den füh­ren­den Unter­neh­men in Euro­pa. Im Jahr 2017 haben wir enor­me Daten­men­gen abge­wi­ckelt: dazu gehö­ren 13,1 Mil­li­ar­den Clea­ring­trans­ak­tio­nen, 6,1 Mil­li­ar­den Kar­ten­zah­lun­gen, 3,3 Mil­li­ar­den Zah­lungs­trans­ak­tio­nen und 56,2 Mil­li­ar­den Finanz­trans­ak­tio­nen. Zudem haben wir im glei­chen Jahr eine Daten­men­ge von 784 Tera­byte in unse­rem Netz­werk trans­por­tiert. Wir sind mit der SIA Grup­pe in 48 Län­dern aktiv und über eine Toch­ter­ge­sell­schaft in Deutsch­land präsent.

  • Was hat SIA dazu bewo­gen, die SIAchain zu entwickeln?

Inno­va­ti­on ist als Teil unse­rer Unter­neh­mens-DNA seit jeher unse­re Prio­ri­tät. Wir haben das rie­si­ge Poten­zi­al der Dis­tri­bu­ted-Led­ger-Tech­no­lo­gie (DLT) erkannt. Aus unse­rer Sicht ermög­licht sie eine Viel­zahl dis­rup­ti­ver Anwen­dun­gen, ins­be­son­de­re bei Inter­busi­ness-Pro­zes­sen. Auf­grund des Poten­zi­als sind wir fest ent­schlos­sen, die Ein­füh­rung der DLT zu beschleu­ni­gen. Inner­halb einer Arbeits­grup­pe von Ban­ken haben wir die auf Block­chain basie­ren­de Infra­struk­tur von SIAchain genau definiert.

Bei der Suche nach einem pas­sen­den Anwen­dungs­fall rea­li­sier­ten die Ban­ken recht schnell, dass es auf­grund der Kom­ple­xi­tät sehr schwie­rig wer­den wür­de, ein gemein­sam von allen Ban­ken betrie­be­nes Netz­werk auf­zu­set­zen. Die Anfor­de­run­gen waren hoch: Denn man braucht dafür einen Hi-Tech-Anbie­ter, der allen Teil­neh­mern die­sel­be Trans­pa­renz, Sicher­heit und Ver­trau­lich­keit garan­tie­ren kann – und das zu glei­chen Rah­men­be­din­gun­gen. Die­sen Grund­an­for­de­run­gen ent­spre­chend haben wir uns auf eine tech­ni­sche Archi­tek­tur geei­nigt und ein gemein­sa­mes Gover­nan­ce-Modell entworfen.

  • Was hat die Bank davon – kön­nen Sie ein Bei­spiel geben?

Die Ban­ken wer­den sehr stark von SIAchain pro­fi­tie­ren. Zual­ler­erst kön­nen sie sicher sein, dass alle Teil­neh­mer über die tech­ni­schen Kapa­zi­tä­ten ver­fü­gen, um über­haupt Teil des Netz­werks sein zu kön­nen. So wird ver­mie­den, dass tech­nisch weni­ger gut auf­ge­stell­te Par­tei­en sich nega­tiv auf die Gesamt­per­for­mance des Netz­werks aus­wir­ken. Zwei­tens wer­den die Kno­ten der Teil­neh­mer immer auf dem­sel­ben Soft­ware-Level arbei­ten. Damit beu­gen wir dem vor­über­ge­hen­den Aus­fall ein­zel­ner Kno­ten auf­grund eines fal­schen Soft­ware-Releases vor. Und zu guter Letzt, müs­sen die Ban­ken nicht mit jedem ande­ren Teil­neh­mer des Netz­werks ein­zeln bila­te­ra­le Ver­trä­ge abschlie­ßen, bevor sie inner­halb des Netz­werks aktiv wer­den kön­nen. Denn SIAchain stellt ver­trag­lich sicher, dass sich alle Teil­neh­mer unter­ein­an­der auto­ma­tisch aner­ken­nen. Neben den Ban­ken wer­den aber bald auch Unter­neh­men und die öffent­li­che Hand die Vor­tei­le von SIAchain nut­zen können.

  • Wel­che Rol­le über­nimmt SIA – Pro­vi­der, Ent­wick­ler, Distributor?

SIAchain bin­det die rele­van­tes­ten Dis­tri­bu­ted-Led­ger-Tech­no­lo­gien, wie Corda und Hyper­led­ger Fabric von R3, in eine ein­zi­ge Infra­struk­tur ein. Die­se nutzt 600 euro­päi­sche „Super-Kno­ten“ im Glas­fa­ser­netz­werk SIA­net, die in den Rechen­zen­tren der Ban­ken unter­ge­bracht sind. Somit ermög­licht SIAchain den Teil­neh­mern auf ein­fa­che Wei­se einen Zugriff auf die neu­en Geschäfts­mög­lich­kei­ten, die durch die Dis­tri­bu­ted-Led­ger- und die Block­chain-Tech­no­lo­gie ermög­licht werden.

  • Wie sehen die nächs­ten Schrit­te – vor allem mit Blick auf Deutsch­land – aus?

Die ers­ten Anwen­dun­gen, die wir spe­zi­ell auf die Bedürf­nis­se von Insti­tu­ten im Ban­ken- und Finanz­sek­tor zuge­schnit­ten haben, wer­den wir vor­aus­sicht­lich ab dem ers­ten Quar­tal die­ses Jah­res anbie­ten. Des Wei­te­ren wer­den wir wir bei der Ein­füh­rung ande­rer Dienst­leis­tun­gen vor­ge­hen: Wir ver­su­chen die Bedürf­nis­se der Ban­ken noch stär­ker zu ver­ste­hen und unter­stüt­zen sie dabei, ihre Zie­le zu erreichen.

  • Frau Neu­mül­ler, vie­len Dank für das Gespräch! 

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