Von Ralf Keuper

In den Ban­ken macht sich die Sor­ge breit, von den Anbie­tern mobi­ler und Online-Bezahl­lö­sun­gen, wie Ali­pay, Apple Pay, Sam­sung Pay, WeChat, Ama­zon und PayPal/​Venmo, umgan­gen zu wer­den. In der Tat unter­neh­men die Inter­kon­zer­ne eini­ge Anstren­gun­gen, um ihre Abhän­gig­keit von der Zah­lungs­ver­kehr­in­fra­struk­tur der Ban­ken zu ver­rin­gern. In Chi­na haben sich Ali­pay und WeChat bereits deut­lich von den Ban­ken bzw. von Uni­onPay eman­zi­piert und in den USA betrei­ben Ven­mo und ande­re die Sepa­ra­ti­on mit dem Auto­ma­ted Clea­ring House.

Die Ban­ken wol­len dem schlei­chen­den Bedeu­tungs­ver­lust in einer ihrer Para­de­dis­zi­pli­nen mit sog. Real-Time Platt­for­men für Instant Pay­ments ent­ge­gen­wir­ken. Schlüs­sel­ele­ment ist ISO 20022. Der Ban­ken­ver­band lie­fert fol­gen­de Definition:

ISO 20022 wird eben­falls als UNI­FI-Stan­dard (UNI­ver­sal Finan­cial Indus­try mes­sa­ge sche­me) bezeich­net. Die­ser Stan­dard strebt eine welt­wei­te Kon­ver­genz von exis­tie­ren­den und neu­en Nach­rich­ten­stan­dards aus ver­schie­de­nen Berei­chen des Finanz­we­sens an. Für die Ent­wick­lung neu­er Nach­rich­ten bie­tet ISO 20022 eine Platt­form, die einen ein­heit­li­chen Ent­wick­lungs- und Model­lie­rungs­pro­zess von Nach­rich­ten vor­gibt. Dies bedeu­tet, dass Nach­rich­ten in Stan­dar­di­sie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen bei­spiels­wei­se bei SWIFT (Socie­ty for World­wi­de Inter­bank Finan­cial Tele­com­mu­ni­ca­ti­on) ent­wi­ckelt und unter ISO 20022 als welt­weit gül­ti­ger Stan­dard ver­ab­schie­det werden.

So weit so gut. Aller­dings geben auch Ban­ken­ver­tre­ter zu beden­ken, dass Real Time Platt­for­men auf Basis von ISO 20022 nur so gut sein kön­nen, wie die Ver­ar­bei­tungs­ka­pa­zi­tä­ten der Ban­ken damit Schritt hal­ten. Denn: Was nützt eine sechs­spu­ri­ge Auto­bahn ohne Geschwin­dig­keits­be­gren­zung, wenn auf ihr nur Klein­wa­gen mit 50 PS und/​oder Schwer­las­ter unter­wegs sind? Was, wenn auf ein­mal Sport­wa­gen und wen­di­ge, ver­brauchs­ar­me Mit­tel­klas­se­wa­gen mit gro­ßem Stau­raum den Zugang bekom­men? Das IBS Jour­nal bringt es in sei­ner aktu­el­len Aus­ga­be auf den Punkt:

Buil­ding a new plat­form is all well and good but unless bank’s own tech­no­lo­gy is fle­xi­ble and run inex­pen­si­ve­ly, while stiff offe­ring a gre­at front-end-con­su­mer expe­ri­ence, then they could still lose out to Fin­Tech new­co­mers and chal­len­ger banks, espe­ci­al­ly if they have access to the new natio­nal real-time infra­struc­tures being built (in: Real-time: plat­forms for innovation?)

Um also in den Genuss der Vor­tei­le kom­men zu kön­nen und dem Schick­sal der “Dis­in­ter­me­dia­ti­on” zu ent­ge­hen, müs­sen die Ban­ken die tech­no­lo­gi­schen Vor­aus­set­zun­gen zuvor geschaf­fen haben:

The ser­vice lay­er should be the batt­le­ground for busi­ness and volu­me in the opi­ni­on of most regu­la­tors and cus­to­mers, but this can only hap­pen if the infra­struc­tu­re lay­er is good enough to com­pe­te with the likes of Ama­zon or Ali­baba (ebd.).

Dane­ben sind noch wei­te­re Fra­gen zu beant­wor­ten: Was ist zu tun, wenn eini­ge Län­der am alten ISO 8583 fest­hal­ten, um die Ver­ar­bei­tung in Echt­zeit zu errei­chen? Wie kann ein Fli­cken­tep­pich an Instant-Pay­ments-Lösun­gen ver­hin­dert, zumin­dest jedoch ein­ge­dämmt werden?

Wei­te­re Informationen:

Under Pres­su­re, Big Banks Vie for Instant Pay­ment Market

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