Die Finanzkrise, die vor einiger Zeit, nicht ganz unverschuldet, über uns gekommen ist, hätte Schopenhauer zum Anlass genommen, einmal mehr als Philosoph aufzutreten, der nicht nur über Gott und die Welt Bescheid weiß, sondern auch Fachmann für Vermögensfragen ist. Schopenhauer verstand sich darauf, sein Geld zusammenzuhalten und so geschickt anzulegen, dass es ordentlich Zinsen abwarf. Vor Fehleinschätzungen war man allerdings auch damals nicht sicher: 1826 scheint sich Schopenhauer verspekuliert zu haben, denn er berichtet seinem französischen Jugendfreund Anthime Grégoire: „Ich würde sogar bequem leben, aber unglücklicherweise habe ich einen Fehler begangen, indem ich eine beträchtliche Summe in Mexikanischen Fonds angelegt habe … Mein vermindertes Einkommen genügt noch für ein Leben als Junggeselle, in möblierten Zimmern, mit Essen an der Table d’hôte, alles ohne Luxus, aber anständig; ich habe das Notwendige und nichts weiter.“ In Wahrheit hatte Schopenhauer stets mehr als das Notwendige. Im Verlauf seines überaus selbstbewusst absolvierten Lebens gelang es ihm, trotz des mexikanischen Fehltritts, das väterliche Erbe fast zu verdoppeln. …
Quelle / Link: Schopenhauer als Finanzberater