|
Getting your Trinity Audio player ready...
|
Der BlackRock-CEO entwirft ein Finanzsystem aus Tokens, Echtzeit-Settlement und digitaler ID. Was als Effizienzgewinn verkauft wird, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Liquiditätsrisiko, Überwachungsinfrastruktur und Machtkonzentration.
Larry Finks Vision klingt verführerisch modern. In seinem jährlichen Brief an die Investoren 2025 entwirft der CEO des weltgrößten Vermögensverwalters eine Finanzarchitektur, in der jedes erdenkliche Asset tokenisiert, jede Transaktion instantan abgewickelt und jeder Handelspartner digital identifiziert wird. Effizienz, Transparenz, Demokratisierung des Kapitalmarkts – die Versprechen sind groß.
Fink erkennt dabei durchaus, dass tokenisierte Vermögenswerte nicht über traditionelle Kanäle wie NYSE oder MarketAxess abgewickelt werden können. Seine Schlussfolgerung: Es braucht ein neues System zur digitalen Identitätsverifizierung. Als Vorbild nennt er Indien, wo über 90 Prozent der Bevölkerung Transaktionen direkt vom Smartphone aus verifizieren können. Was Fink nicht erwähnt: Das indische Aadhaar-System ist eines der umstrittensten biometrischen Identifikationsprojekte weltweit, begleitet von massiven Datenschutzbedenken und dokumentierten Fällen von Identitätsmissbrauch.
Bei näherer Betrachtung erweisen sich gerade die zentralen Vorteile als zweischneidige Schwerter.
Die Illusion der Effizienz
Das erste und vielleicht am nachdrücklichsten beworbene Versprechen lautet: Transaktionen werden instantan ausgeführt. Was zunächst nach einem uneingeschränkten Fortschritt klingt, bedeutet in der Praxis: Es gibt keine Fehlertoleranz. Alle Transaktionen müssen sekundengenau koordiniert funktionieren.
Diese Problematik ist keineswegs neu. Real Time Gross Settlement (RTGS) existiert bereits seit Jahrzehnten, und die Erfahrungen damit sollten zu denken geben. Die Federal Reserve Bank of Chicago hat sich eingehend mit den Risiken solcher Systeme befasst. In einem vielbeachteten Aufsatz von 2009 analysieren Richard Heckinger, David Marshall und Robert Steigerwald, wie die zunehmende Abhängigkeit von „Just-in-time Liquidity” die Finanzstabilität gefährdet. Ihre zentrale Frage ist unbequem: Reduzieren diese Systeme das Settlement-Risiko tatsächlich, oder verwandeln sie es lediglich in ein Liquiditätsrisiko?
Die Autoren dokumentieren, wie die Strategien zur Minde…

