Die Immo­bi­li­en­ver­lus­te bei Ver­sor­gungs­wer­ken und Pen­si­ons­fonds sind kei­ne vor­über­ge­hen­de Del­le, son­dern das Sym­ptom eines tie­fer­lie­gen­den Pro­blems. Von der Baye­ri­schen Ver­sor­gungs­kam­mer bis zu den Ber­li­ner Zahn­ärz­ten, denen die Hälf­te ihres Ver­mö­gens weg­zu­bre­chen droht, zeigt sich das­sel­be Mus­ter. Ein Blick auf die Nie­der­lan­de nach 2008 zeigt, wohin die Rei­se gehen könn­te – und war­um Deutsch­land noch vor dem har­ten Reform­schritt steht.


Die Mel­dun­gen häu­fen sich. Pen­si­ons­fonds schrei­ben Ver­lus­te, Ver­sor­gungs­wer­ke grei­fen Rück­la­gen an, die BaFin setzt bei der VdW Pen­si­ons­fonds AG einen Son­der­be­auf­trag­ten ein. Immer wie­der taucht das­sel­be Wort auf: Immo­bi­li­en. Doch wer glaubt, hier han­de­le es sich um blo­ßes Markt­pech oder zykli­sches Rau­schen, ver­kennt die Trag­wei­te des­sen, was sich gera­de zusammenbraut.

Das Ende einer Rendite-Illusion

In der lan­gen Null­zins­pha­se schien die Rech­nung auf­zu­ge­hen. Die Ver­sor­gungs­wer­ke hat­ten ein Pro­blem – sie muss­ten Rech­nungs­zin­sen von drei, vier oder mehr Pro­zent erwirt­schaf­ten, wäh­rend siche­re Anla­gen nichts mehr abwar­fen. Die Lösung schien nahe­lie­gend: raus aus der Anlei­he, rein in die Immo­bi­lie. Vie­le Kas­sen scho­ben ihre Immo­bi­li­en­quo­ten an die zuläs­si­ge Ober­gren­ze von rund 25 Pro­zent und dar­über hin­aus in mez­za­ni­ne Finanzierungen.

Eine Aus­wer­tung der GAC zu 91 berufs­stän­di­schen Ver­sor­gungs­wer­ken mit einem Gesamt­vo­lu­men von über 285 Mil­li­ar­den Euro zeigt das Aus­maß: Ende 2023 lag der Immo­bi­li­en­an­teil im Schnitt bei knapp 23 Pro­zent, Alter­na­ti­ves bei fast 19 Pro­zent, Akti­en bei nur 16 Pro­zent. Die Schwä­che der Gesamt­ergeb­nis­se wird pri­mär auf die Immo­bi­li­en­klas­se zurückgeführt.

Was damals als klu­ge Diver­si­fi­ka­ti­on galt, erweist sich nun als Klum­pen­ri­si­ko. Der abrup­te Zins­an­stieg hat die Bewer­tungs­pa­ra­me­ter ver­scho­ben. Dis­kon­tie­rungs­fak­to­ren stei­gen, Cap Rates zie­hen nach, Trans­ak­ti­ons­vo­lu­mi­na bre­chen ein. In Teil­seg­men­ten des Immo­bi­li­en­mark­tes ist die Liqui­di­tät prak­tisch ver­schwun­den. Stil­le Las­ten wer­den zu lau­ten Abschreibungen.

Die Apo­the­ker-Ver­sor­gungs­wer­ke als Warnsignal

Beson­ders dras­tisch zeigt sich das Mus­ter bei den Ver­sor­gungs­wer­ken der Heil­be­ru­fe. Das Ver­sor­gungs­werk der Apo­the­ker­kam­mer Schles­wig-Hol­stein muss­te 2023 eine Net­to­ren­di­te von minus 2,23 Pro­zent aus­wei­sen – ein Ver­lust, der direkt auf die hohe Mez­za­ni­ne-Immo­bi­li­en­quo­te von bis zu 18 Pro­zent der Anla­gen zurück­geht. 2024 folg­ten erneut Abschrei­bun­gen von 32 bis 33 Mil­lio­nen Euro. Inzwi­schen wur­de der Mez­za­ni­ne-Anteil auf etwa 11 Pro­zent redu­ziert – eine spä­te Kor­rek­tur, die das bereits ein­ge­tre­te­ne Loch nicht mehr schließt.

Ein wei­te­res Apo­the­ker­ver­sor­gungs­werk, des­sen Details lan­ge unter Ver­schluss gehal­ten wur­den, zeigt ein ähn­li­ches Bild: Immo­bi­li­en­quo­te bei rund 25 Pro­zent, Mez­za­ni­ne-Anteil bei etwa 19 Pro­zent, erheb­li­che Abschrei­bun­gen, Griff in die Rück­la­gen. Wei­te­re Wert­be­rich­ti­gun­gen wer­den aus­drück­lich nicht aus­ge­schlos­sen. Die erzwun­ge­ne Offen­le­gung nach jah­re­lan­ger Geheim­hal­tung deu­tet auf Gover­nan­ce-Pro­ble­me hin, die über blo­ße Anla…