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Er galt als “Bankier zwischen Marx und Rothschild” – Walter Hesselbach verkörperte wie kein anderer die Vision einer sozial verantwortlichen Bankenwirtschaft. Als Vorstandsvorsitzender der Bank für Gemeinwirtschaft führte der Gewerkschafter in den 1960er Jahren ein Institut, das spektakulärer wuchs als die Großbanken und nebenbei Deutschlands erste Direktbank gründete. Doch der Mann, der einst sagte “Gott ist ein Sozialist”, musste am Ende seiner Laufbahn miterleben, wie seine Ideale im Skandal um die Neue Heimat zerbrachen. Die Geschichte eines deutschen Bankiers, der zwischen großen Erfolgen und bitteren Niederlagen das Spannungsfeld von Kapital und sozialer Verantwortung auslotet.
Walter Hesselbach (1915–1993) war eine der prägendsten und zugleich zwiespältigsten Persönlichkeiten des deutschen Bankenwesens der Nachkriegszeit. Geboren in eine kleinbürgerliche, sozialdemokratisch geprägte Familie in Frankfurt am Main, musste er zunächst seine akademischen Ambitionen zurückstellen, da ihm die politische Verfolgung unter den Nationalsozialisten ein Studium verwehrte. Stattdessen absolvierte er eine Banklehre, die den Grundstein für seine außergewöhnliche Karriere legte.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann Hesselbachs rascher Aufstieg im deutschen Bankensystem. Er machte sich zunächst bei der Landeszentralbank Hessen und später bei der Bank deutscher Länder, dem Vorläufer der Deutschen Bundesbank, einen Namen. Diese Erfahrungen bereiteten ihn auf seine bedeutendste berufliche Herausforderung vor: 1958 übernahm er die Leitung der Fusion der regionalen Gemeinwirtschaftsbanken zur Bank für Gemeinwirtschaft AG (BfG), die er von 1961 bis 1977 als Vorstandsvorsitzender führte.
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