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Wenn sich ein Stand­ort als Regu­lie­rungs­kom­pe­tenz-Zen­trum pro­fi­liert, ver­wal­tet er ein Pro­blem, statt es zu lösen. Eine Rech­nung, die zeigt, wer pro­fi­tiert – und wer die Zeche zahlt.


Das Nar­ra­tiv vom Compliance-Standort

In der deut­schen Stand­ort­kom­mu­ni­ka­ti­on hat sich ein eigen­tüm­li­ches Mus­ter eta­bliert: Städ­te und Regio­nen prä­sen­tie­ren ihre Fähig­keit, mit Regu­lie­rung umzu­ge­hen, als Wett­be­werbs­vor­teil. Ham­burg fei­ert sein Fin­Tech-Öko­sys­tem mit Ver­weis auf Reg­Tech-Kom­pe­tenz, Frank­furt posi­tio­niert sich als Auf­sichts­nä­he-Stand­ort, und über­all ent­ste­hen Com­pli­ance-Hubs, die ver­spre­chen, Unter­neh­men durch das Dickicht von DORA, MiCAR, NIS2, AI Act und PSD3 zu navigieren.

Was auf den ers­ten Blick nach wirt­schaft­li­cher Anpas­sungs­fä­hig­keit aus­sieht, ist bei nähe­rer Betrach­tung ein Sym­ptom struk­tu­rel­ler Fehl­ent­wick­lung. Denn öko­no­misch inno­va­tiv ist an die­ser Posi­tio­nie­rung zunächst ein­mal gar nichts. Die Bot­schaft lau­tet im Kern: Wir ver­ste­hen die Regeln, wir haben Dienst­leis­ter, wir hel­fen beim Durch­wurs­teln. Es ist ein Nar­ra­tiv, das ohne ech­te Struk­tur­re­for­men aus­kommt – und aus der Kos­ten­last Regu­lie­rung angeb­lich ein Wachs­tums­feld macht.

Die Arith­me­tik des Wohlfahrtsverlusts

Ein ein­fa­ches Modell macht die Dimen­si­on deut­lich. Im erwei­ter­ten euro­päi­schen Markt gibt es etwa 5.000 regu­lier­te Insti­tu­te: Ban­ken, Wert­pa­pier­fir­men, E‑Geld-Insti­tu­te, grö­ße­re FinTechs. Unter­stellt man, dass jede Ein­heit durch die neue Regu­lie­rungs­wel­le im Schnitt zwei Mil­lio­nen Euro zusätz­li­chen jähr­li­chen Com­pli­ance-Auf­wand trägt – Per­so­nal, IT, Bera­ter –, ergibt sich eine Zusatz­last von rund zehn Mil­li­ar­den Euro pro Jahr.

Nimmt man opti­mis­tisch an, dass ein Vier­tel davon in tat­säch­lich pro­duk­ti­ve Moder­ni­sie­rung fließt – IT-Archi­tek­tur, Secu­ri­ty, Daten­qua­li­tät –, blei­ben rund 7,5 Mil­li­ar­den Euro jähr­lich als rei­ne Befol­gungs­kos­ten. Das ist der volks­wirt­schaft­li­che Dead­weight-Loss: Res­sour­cen, die gebun­den wer­den, ohne dass ihnen ein ent­spre­chen­der Nut­zen gegenübersteht.

Gewin­ner und Verlierer

Die Struk­tur der Umver­tei­lung ist ein­deu­tig. Gewin­ner sind spe­zia­li­sier­te Anbie­ter: Reg­Tech-Soft­ware, KYC- und AML-Plat…