Von Ralf Keuper
Wer dachte, das Video der Volksbanken “Let’s get digital” würde in künstlerischer und ästhetischer Hinsicht den absoluten Tiefpunkt markieren, wird von der Bayern LB eines Besseren belehrt.
In dem Video Der Traumjob, von dem du als Kind nie geträumt hast werden Kleinkinder von einer Gouvernante in einem Habitus, wie man ihn vielleicht noch aus den Romanen von Jan Austen aus dem 19. Jahrhundert her kennt, mit Fragen und Floskeln in einer Weise bombardiert, die man auch mit noch so viel Wohlwollen nur als peinlich und deplatziert bezeichnen kann. Ein Video mit soviel Herablassung Kleinkindern gegenüber, die man als Mitarbeiter werben will, von einer Bank, die sich in den letzten Jahren wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert hat, und bei dem sich für den Betrachter die Frage aufdrängt, wozu man so eine Bank überhaupt braucht, wird hoffentlich die Ausnahme bleiben. Insofern hat die Bayern LB in diesem Fall, wenngleich ungewollt, wichtige Aufklärungsarbeit geleistet und der anvisierten Zielgruppe die Antwort auf die Frage, ob man bei der Bank arbeiten will, sehr leicht gemacht. Ein Job bei der BayernLB wird für die Adressaten, nachdem sie das Video betrachtet haben, wohl nur in ihren Alpträumen eine Option sein. Aber womöglich stellt sich die Frage im wirklichen Leben ohnehin nicht mehr. Denn, ob es in einigen Jahren überhaupt noch Landesbanken gibt, dürfte, auch das ein Erkenntnisgewinn dieses widerwärtigen Machwerks, sehr fraglich sein. Zu den ohnehin zahlreichen Argumenten, die gegen den Fortbestand der Landesbanken sprechen, ist nun ein weiteres hinzu gekommen 😉
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Das Verschwinden der Kindheit