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Wäh­rend Deutsch­land einst mit indus­tri­el­ler Prä­zi­si­on und Inge­nieurs­kunst über­zeug­te, bestim­men heu­te Geschwin­dig­keit, Ska­lie­rung und Ver­net­zung den Erfolg. Auch im Finanz­sek­tor zeigt sich eine pro­ble­ma­ti­sche Kluft: Tra­di­tio­nel­le Ban­ken­struk­tu­ren tref­fen auf revo­lu­tio­nä­re Tech­no­lo­gien und ver­än­der­te Kun­den­er­war­tun­gen. Der “Bank­stil” – ein rela­tiv neu­es ana­ly­ti­sches Kon­zept – erklärt, war­um deut­sche Ban­ken trotz tech­no­lo­gi­scher Mög­lich­kei­ten ins Hin­ter­tref­fen gera­ten und wie insti­tu­tio­nel­le Träg­heit zum stra­te­gi­schen Risi­ko wird. Neo­ban­ken, KI-gestütz­te Bera­tung und Platt­form­in­te­gra­ti­on for­dern das bewähr­te Drei-Säu­len-Sys­tem her­aus. Steht Deutsch­land vor dem Wan­del vom Finanz­ge­stal­ter zum Zuschau­er der glo­ba­len Entwicklung?


Ent­ste­hung und Begriff

Der Begriff Bank­stil knüpft bewusst an ande­re Stil­be­grif­fe wie Lebens­stil oder Füh­rungs­stil an. Erst im Rück­griff auf Arthur Spiet­hoffs Kon­zept des Wirt­schafts­stils erhielt er sei­nen theo­re­ti­schen Rah­men. Spiet­hoff beschrieb jede Epo­che als geprägt durch eine cha­rak­te­ris­ti­sche Kon­stel­la­ti­on aus Wirt­schafts­geist, tech­ni­schen Grund­la­gen, gesell­schaft­li­cher Ord­nung und Wirtschaftslauf.

Über­tra­gen auf den Finanz­sek­tor bezeich­net der Bank­stil die spe­zi­fi­sche Kom­bi­na­ti­on gesell­schaft­li­cher und bank­spe­zi­fi­scher Merk­ma­le einer Epo­che. Er erlaubt es, den Wan­del im Ban­king nicht iso­liert, son­dern als Teil umfas­sen­der wirt­schaft­li­cher und kul­tu­rel­ler Trans­for­ma­tio­nen zu verstehen.

Wan­del des deut­schen Wirtschaftsstils

Deutsch­land ver­kör­per­te lan­ge einen indus­tri­el­len Wirt­schafts­stil, geprägt von Prä­zi­si­on, Per­fek­ti­on und Inge­nieurs­kunst. Im digi­ta­len Zeit­al­ter zäh­len jedoch Geschwin­dig­keit, Ska­lie­rung und Ver­net­zung. Lang­sa­me Net­ze, feh­len­de Platt­for­men und ver­al­te­te Infra­struk­tu­ren zei­gen die Kluft zwi­schen alter Wirt­schafts­lo­gik und neu­en Anforderungen.

Die­se Dis­kre­panz wirkt direkt auf den deut­schen Bank­stil, der noch immer auf dem tra­di­tio­nel­len Drei-Säu­len-Prin­zip beruht. Struk­tu­ren, die einst Sta­bi­li­tät schu­fen, gera­ten im glo­bal ver­netz­ten und tech­no­lo­gisch getrie­be­nen Finanz­um­feld unter Druck.

Zeit­geist und tech­no­lo­gi­sche Triebkräfte

Der Wirt­schafts­geist hat sich seit der Finanz­kri­se deut­lich ver­än­dert: Neben Effi­zi­enz und Ren­di­te tre­ten heu­te auch Nach­hal­tig­keit und Stake­hol­der-Ori­en­tie­rung stär­ker ins Bewusst­sein. Gleich­wohl bestim­men in der Brei­te nach wie vor Preis, Kom­fort und digi­ta­le Zugäng­lich­keit die Bank­wahl der meis­ten Kunden.

Der ent­schei­den­de Umbruch­trei­ber ist die Digi­ta­li­sie­rung: Mobi­le End­ge­rä­te, Echt­zeit-Zah­lungs­sys­te­me, daten­ge­trie­be­ne Kre­dit­mo­del­le und KI-gestütz­te Bera­tung haben die Kun­den­er­war­tun­gen grund­le­gend ver­scho­ben. Tech­no­lo­gie ist nicht nur Werk­zeug, son­dern formt die Inter­ak­ti­on und Wert­schöp­fung neu.

Struk­tu­rel­le Ver­schie­bun­gen und insti­tu­tio­nel­le Hemmnisse

Dis­in­ter­me­dia­ti­on, Neo­ban­ken und FinTechs haben die tra­di­tio­nel­le Rol­le von Ban­ken im Zah­lungs­ver­kehr und in der Ver­mö­gens­ver­wal­tung auf­ge­bro­chen. Platt­form­un­ter­neh­men wie Apple oder Goog­le drin­gen tief in das Bank­ge­schäft vor, wäh­rend dezen­tra­le Finanz­mo­del­le (DeFi…