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Karl Pop­pers Theo­rie der offe­nen Gesell­schaft und das Bank­stil-Frame­work schei­nen unter­schied­li­chen Wel­ten zu ent­stam­men – Phi­lo­so­phie und Ban­king-Pra­xis. Doch eine tie­fe­re Ana­ly­se offen­bart ver­blüf­fen­de Par­al­le­len: Bei­de Kon­zep­te basie­ren auf Fehl­bar­keit, kri­ti­schem Dis­kurs und kon­ti­nu­ier­li­cher Reform. Wäh­rend geschlos­se­ne Ban­king-Sys­te­me zu Dog­men erstar­ren, ermög­licht das Bank­stil-Frame­work eine “offe­ne Ban­king-Gesell­schaft” – mit z.T. dra­ma­ti­schen Kon­se­quen­zen für eta­blier­te Institutionen.


Die gemein­sa­me Grund­phi­lo­so­phie: Fal­li­bi­lis­mus trifft Banking

Karl Pop­pers Theo­rie der offe­nen Gesell­schaft und das Bank­stil-Frame­work tei­len eine fun­da­men­ta­le Erkennt­nis: Nie­mand besitzt abso­lu­te Wahr­heit. Pop­per wen­det sich gegen ideo­lo­gi­sche Sys­te­me, die ihre Wahr­heits­an­sprü­che als unum­stöß­lich betrach­ten. Das Bank­stil-Frame­work prak­ti­ziert den­sel­ben Fal­li­bi­lis­mus für die Finanz­bran­che: Es gibt nicht den einen rich­ti­gen “Bank­stil”, son­dern ver­schie­de­ne authen­ti­sche Ent­wick­lungs­we­ge, die alle der kri­ti­schen Prü­fung unterliegen.

Die­se Par­al­le­le wird beson­ders deut­lich beim Umgang mit Irr­tü­mern. Pop­pers offe­ne Gesell­schaft lebt von der Mög­lich­keit der Feh­ler­kor­rek­tur – Insti­tu­tio­nen müs­sen ihre Ent­schei­dun­gen revi­die­ren kön­nen. Das Bank­stil-Frame­work for­dert das­sel­be: Ban­ken müs­sen bereit sein, ihre stra­te­gi­schen Annah­men zu hin­ter­fra­gen und ihre Ent­wick­lungs­rich­tung anzu­pas­sen. Eine Bank, die ihren “Ori­gi­nal­stil” als unver­än­der­lich betrach­tet, erstarrt zum Dog­ma – genau das, was bei­de Theo­rien ver­hin­dern wollen.

Kri­ti­scher Dis­kurs vs. Banking-Oligarchie

Pop­pers zwei­tes Kern­prin­zip – kri­ti­scher Dis­kurs und Ratio­na­li­tät – ent­larvt eine fun­da­men­ta­le Schwä­che des tra­di­tio­nel­len Ban­king: die Ten­denz zur Olig­ar­chie des Exper­ten­tums. Jahr­hun­der­te­lang bestimm­ten weni­ge Groß­ban­ken und Regu­la­to­ren, was “rich­ti­ges” Ban­king ist. Neue Ideen wur­den nicht durch ratio­na­le Argu­men­te, son­dern durch Markt­macht und regu­la­to­ri­sche Bar­rie­ren abgewehrt.

Das Bank­stil-Frame­work demo­kra­ti­siert die­sen Dis­kurs. Es legi­ti­miert alter­na­ti­ve Zukunfts­bil­der wie Com­mu­ni­ty Ban­king, Slow Ban­king oder die Renais­sance des Regio­na­len. Jede Bank kann ihren eige­nen Stil ent­wi­ckeln und zur Dis­kus­si­on stel­len – sofern sie bereit ist, sich der kri­ti­schen Prü­fung durch den Markt zu stel­len. FinTechs ver­kör­pern die­ses Prin­zip: Sie argu­men­tie­ren nicht mit Tra­di­ti­on oder Grö­ße, son­dern mit bes­se­ren Lösun­gen. Aber auch sie sind nicht unfehlbar.

Demo­kra­tie vs. Auto­kra­tie im Banking-System

Beson­ders aufschlussreic…