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Die Company-Builder-Welle im europäischen Fintech-Sektor reproduziert systematisch die Fehler der Vergangenheit – und findet trotzdem immer wieder Kapitalgeber.
Nach dem sichtbaren Scheitern von Finleap, dem Solaris-Debakel und den Downrounds quer durch den europäischen Fintech-Sektor müsste eigentlich Ernüchterung eingetreten sein. Stattdessen feiert mit 0to9 die nächste “Fintech-Fabrik” ihren Markteintritt – mit dem Versprechen, bis 2045 eintausend profitable Fintechs zu bauen.
Die Arithmetik des Unmöglichen
Weltweit existieren heute rund 30.000 Fintech-Unternehmen. Von diesen erwirtschaften etwas über 100 jeweils mehr als 500 Millionen Dollar Umsatz – sie stehen für etwa 60 Prozent der globalen Fintech-Erlöse. Unter den börsennotierten Fintechs sind mittlerweile etwa zwei Drittel profitabel, aber das ist ein winziger Ausschnitt des Universums: die bereits gereiften, großen Firmen. Für die Masse der privaten Startups bleiben Verlustrunden, Downrounds und frühe Marktaustritte die Normalität.
0to9 selbst räumt ein, dass von den über 20.000 in Europa gegründeten Fintechs nach zehn Jahren nur etwa ein Prozent überlebt haben. Auf dieser Basis zu behaupten, man werde alleine 1000 profitable Fintechs hervorbringen, bedeutet implizit, die historische Überlebensquote um Größenordnungen zu schlagen. Das ist keine Prognose. Das ist ein Glaubensbekenntnis für Investorendecks.
Das strukturelle Paradox der Fabrik
Die Fintech-Fabrik ist im Kern ein Narrativ-Arbitrage-Geschäft: Man verkauft Skalierungsversprechen an Kapitalgeber, während das operative Modell genau diese Skalierung strukturell verhindert.
Ein Company Builder braucht massive Vorlauffinanzierung für Lizenz, Compliance-Apparat, Shared Services und Overhead – bevor auch nur ein einziges Portfolio-Startup Umsatz macht. Diese Fixkostenbasis erzwingt dann Volumen: Man muss viele Ventures starten, um die Infrastruktur auszulasten. Aber mehr Ventures bedeuten dünnere Aufmerksamkeit pro Venture, mittelmäßige Teams, verwässerte Governance. Am Ende subventioniert die Holding ein Portfolio aus Zweit- und Drittligisten, die einzeln nie Kapital bekommen hätten.
Der Governance-Widerspruch
Das Beteiligungsmodell von 0to9 offenbart ein weiteres strukturelles Problem. Die Fabrik sieht zwei Wege vor: die Finanzierung bestehender Teams und den Aufbau neuer Ideen nach Inkubatorvorbild. Im le…

