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Ein neu­see­län­di­sches Wealth­tech-Unter­neh­men, eine 4,6‑Milliarden-Dollar-Klage von Mit­ar­bei­tern, und an der Spit­ze eine Frau, die schon ein­mal die Welt­wirt­schaft an den Rand des Abgrunds brach­te. Der Fall FNZ ist mehr als ein Rechts­streit – er ist ein Lehr­stück über die sys­te­ma­ti­sche Umver­tei­lung von Wert durch finan­zi­el­le Kom­ple­xi­tät. Und er zeigt, wie sich bestimm­te Kar­rie­re­mus­ter mit erschre­cken­der Prä­zi­si­on wiederholen.


I. Die ele­gan­te Konstruktion

Wenn 2.700 Mit­ar­bei­ter ihren Arbeit­ge­ber und 17 Direk­to­ren auf 4,6 Mil­li­ar­den US-Dol­lar ver­kla­gen, liegt mehr vor als ein Arbeits­rechts­kon­flikt. Der Fall FNZ Group, der seit Juli 2025 vor dem neu­see­län­di­schen High Court ver­han­delt wird, doku­men­tiert, wie Pri­va­te-Equi­ty-Logik und Mit­ar­bei­ter­be­tei­li­gun­gen nicht nur in Wider­spruch gera­ten, son­dern wie die­ser Wider­spruch sys­te­ma­tisch zu Las­ten einer Grup­pe auf­ge­löst wird.

Die Mecha­nik ist von bestechen­der Ele­ganz: In drei Finan­zie­rungs­run­den 2024 und 2025 emit­tier­te FNZ Vor­zugs­ak­ti­en mit garan­tier­ter zwei­fa­cher bis drei­fa­cher Ren­di­te an insti­tu­tio­nel­le Inves­to­ren – CDPQ, Gene­ra­ti­on Invest­ment Manage­ment, Tema­sek, CPP Invest­ments, Moti­ve Part­ners. Die Mit­ar­bei­ter, die mit nor­ma­len B‑Aktien 23 Pro­zent der Antei­le hiel­ten, wur­den so kon­stru­iert, dass sie bei einem Exit unter­halb von 8,3 Mil­li­ar­den Dol­lar auf null ver­wäs­sert wür­den. Bei einer letz­ten öffent­li­chen Bewer­tung von 20 Mil­li­ar­den Dol­lar ein kom­for­ta­bler Puf­fer – soll­te man meinen.

Doch die Kla­ge bezif­fert den bereits ein­ge­tre­te­nen Wert­ver­lust durch die­se Trans­ak­tio­nen auf über 1,5 Mil­li­ar­den Dol­lar. Was hier vor­liegt, ist kei­ne zufäl­li­ge Neben­wir­kung kom­ple­xer Finan­zie­rungs­struk­tu­ren, son­dern ein prä­zi­se kon­stru­ier­ter Mecha­nis­mus zur Wert­ver­schie­bung. Die Direk­to­ren, die die­se Trans­ak­tio­nen geneh­mig­ten, saßen gleich­zei­tig in den Füh­rungs­gre­mi­en jener insti­tu­tio­nel­len Inves­to­ren, die von den Vor­zugs­kon­di­tio­nen pro­fi­tier­ten. Ein struk­tu­rel­ler Inter­es­sen­kon­flikt auf Board-Ebe­ne, der so offen­sicht­lich ist, dass die Fra­ge nicht lau­tet, ob er exis­tiert, son­dern war­um er als nor­ma­le Geschäfts­pra­xis gilt.

II. Das ope­ra­ti­ve Cha­os als Symptom

Die par­al­le­le Ent­wick­lung auf der ope­ra­ti­ven Ebe­ne erscheint zunächst wie gewöhn­li­ches Manage­ment-Ver­sa­gen: Ende 2023 wer­den 1.100 Mit­ar­bei­ter ent­las­sen, 2024 fol­gen 1.500 Neu­ein­stel­lun­gen, pri­mär in Hoch­kos­ten­re­gio­nen, beglei­tet von einer 650-Mil­lio­nen-Dol­lar-Kapi­tal­erhö­hung. Als die ver­spro­che­nen Wachs­tums­zie­le aus­blei­ben, beginnt erneut die Restruk­tu­rie­rung. Grün­der Adri­an Dur­ham tritt ab, regio­na­le CEOs ver­las­sen das Unter­neh­men, eine neue Füh­rung übernimmt.

Doch die­se Ach­ter­bahn­fahrt ist kein Zufall. Sie ist die typi­sche Signa­tur eines Unter­neh­mens, das zwi­schen ver­schie­de­nen Pri­va­te-Equi­ty-Logi­ken zer­ris­sen wird: Erst Value-Extra­c­tion durch Kos­ten­sen­kung, dann aggres­si­ve Growth-Sto­ry für den nächs­ten Exit, dann Panik, weil die Zah­len nicht stim­men. Das ope­ra­ti­ve Geschäft wird zum Spiel­ball von Finan­zie­rungs­run­den, wäh­rend die eigent­li­che Pro­dukt­ent­wick­lung und Kun­den­be­zie­hun­gen zur Neben­sa­che werden.

Die Mit­ar­bei­ter finan­zie­ren die­ses Spiel …